HISTORICAL Band 0272
Spazierstock auf, den Mr. Colin in der Hand hielt, und eine Klinge blitzte am Stockende auf. Mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen versuchte der Verwalter, James einen Hieb zu versetzen.
Betroffen machte James einen Satz zurück und griff mit der Hand in seine Jacketttasche. Die Pistole war zu groß. Er zerrte noch an ihr, da ließ ihn ein lauter Knall vorübergehend ertauben.
Das Spazierstock-Bajonett drehte sich und fiel klirrend auf den Steinfußboden. Mr. Colin schrie auf, umklammerte mit der Linken seine rechte Hand und sank stöhnend auf die Knie.
Susanna stürzte nach vorne, griff nach dem Spazierstock und brachte sich wieder in Sicherheit. In der rechten Hand hielt sie den rauchenden Revolver. James schüttelte den Kopf. Auf einem Ohr war er halb taub. Ungläubig sah er von Susanna zu Mr. Colin. „Susanna, du hast ihn angeschossen!“
Zu spät erinnerte er sich daran, dass er selbst eine Waffe hatte, hangelte sie aus der Tasche und zielte auf Mr. Colin. „Nun, stehen Sie schon auf, Mann, und lassen Sie mich die Wunde sehen“, befahl James wütend. „Sie sollen uns hier nicht verbluten.“ Er machte einen Schritt auf den Verwalter zu.
Mr. Colin gewann die Beherrschung wieder und erhob sich. Über James’ Schultern hinweg warf er Susanna einen abgrundtief hasserfüllten Blick zu. Ohne ein weiteres Wort marschierte er an ihnen vorbei nach draußen, die rechte Hand an sich gepresst. James drehte sich zu Susanna um. Sie wirkte ganz gelassen und stand mit dem Revolver in der einen und dem Spazierstock in der anderen da.
„Wie konntest du nur! Ich war nicht in Gefahr“, fuhr James sie an, erschüttert über ihre demonstrative Ungerührtheit.
„Bitte schön, gern geschehen“, fauchte sie zurück.
Verärgert ließ er sie in der Eingangshalle stehen und folgte Mr. Colin zu den Stallungen.
„Sattle ihm ein Tier“, befahl er Fergus barsch. „Ein Maultier wird genügen.“ Dann erklärte er Mr. Colin: „Sie sind entlassen! Wir werden Ihnen Ihre Habseligkeiten nachsenden lassen. Wenn Sie nicht noch dümmer sind, als Sie sich soeben gezeigt haben, dann verziehen Sie sich an einen unbekannten Ort. Der Earl of Eastonby ist mit Ihren Diensten nicht zufrieden – und ich bin es auch nicht. Und sagen Sie Ihrem Mr. Holmes, er braucht gar nicht hierher zurückzukommen. Für ihn ist hier kein Platz mehr.“
Mr. Colin sagte noch immer kein Wort. Er riss sich sein gestreiftes Seidentuch vom Hals und band es sich um die Hand. Die Wunde scheint nicht schlimm zu sein, dachte James. Nun – mir kann es nur recht sein, wenn ich Mr. Colin nicht noch verarzten muss.
Regungslos wartete der entlassene Verwalter, bis der Bursche das gesattelte alte Maultier aus seiner Box führte und ihm die Zügel reichte. Ohne James auch nur eines Blickes zu würdigen, stieg Mr. Colin auf und ritt fort. Widerwillig musste sich James eingestehen, dass der Mann immerhin eine gewisse Haltung zeigte. Er seufzte.
Dann wandte sich James an Fergus. „Wie du bereits gehört hast, ist Mr. Colin entlassen.“
„Und Sie haben seine Stelle eingenommen, Mylord?“
James lächelte ihn an. „Ja. Geh und sag dem alten Hamish, er solle Mr. Colin folgen. Ich erwarte einen ausführlichen Bericht darüber, wohin er sich wendet.“
„Jawohl, Sir.“ Fergus rannte ein paar Schritte, dann hielt er an, drehte sich um und meinte schüchtern. „Und Ihre Dame, Sir? Dürfen wir davon wissen?“ Er räusperte sich und blickte zu den Cottages, die ein paar Hundert Meter entfernt entlang der Straße standen.
Sogar dieser kleine Kerl weiß schon Bescheid, dachte James amüsiert. Neuigkeiten verbreiteten sich in Windeseile – viel schneller, als ein Ponywagen fahren konnte. Außer Mr. Colin hatte bestimmt ganz Drevers schon erfahren, dass er geheiratet hatte. Aber James wusste, dass man von ihm erwartete, diese Neuigkeiten offiziell zu bestätigen. „Die Dame in meiner Gesellschaft ist Lady Susanna, die Tochter des Earl of Eastonby. Sie ist die neue Eigentümerin von Drevers. Und sie ist meine Frau“, antwortete er schließlich.
„Oh!“ Der Junge tat überrascht, sodass James unwillkürlich lachen musste. Er winkte Fergus mit einer Hand weg. „Nun, mach schon, Junge!“
Nicht unbedingt zufrieden damit, was sich ereignet hatte, aber froh, dass der Verwalter weg war, kehrte James zurück ins Haus. Er würde ein Wörtchen mit der hübschen jungen Amazone reden müssen, die er geheiratet hatte. Gedankenverloren schüttelte er den Kopf.
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