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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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von dem Anschlag in Kenntnis gesetzt hättest, wäre er jetzt tot. Und ich auch.“
    „Mord ist unverzeihlich“, meinte James. „Es mag Zeiten geben, in denen man gezwungen ist zu töten – seit dem Überfall habe ich auch ein Menschenleben auf dem Gewissen. Aber einen Mordanschlag zu planen oder einen solchen Mordplan denen, die ermordet werden sollen, zu verschweigen – das ist moralisch und ethisch unentschuldbar.“
    „Vater liegt etwas an Drevers“, überlegte Susanna laut. „Wenn er Leute einstellt, ist er immer sehr umsichtig. Ich bin mir sicher, er ist davon ausgegangen, dass Mr. Colin tun würde, wofür er bezahlt wird.“
    „Der Earl ist ein ehrenwerter Mann, keine Frage. Aber Männern wie Mr. Colin muss man stärker auf die Finger sehen. Auch diesem Durston.“
    „Mr. Durston?“ Susanna schüttelte den Kopf.„Er ist Vaters rechte Hand. Ich kann mir auch einfach nicht vorstellen, dass Mr. Durston ausfällig wird. Er wirkt immer sehr charmant.“
    James öffnete schon den Mund, dann überlegte er es sich anders. „Weißt du was? Ich werde dir seinen Brief geben. Dann reden wir weiter.“ Er schnalzte mit der Zunge. Sie näherten sich dem Gipfel der Anhöhe. Es war nicht mehr weit bis nach Drevers.
    Schon kam das Herrenhaus in Sicht. Es war zweihundert Jahre später als Galioch erbaut worden. Reliefs zierten Türrahmen und Fenster, das Dach war mit walisischen Schieferplatten gedeckt worden. Drevers war nicht für Verteidigungszwecke errichtet worden wie Galioch; es war ein reiner Repräsentationsbau. Und obwohl das Haus nur drei Stockwerke hoch war, gab es nach James’ Wissen allein mehr als vierzig Schlafzimmer dort, von denen die meisten recht groß waren.
    Susanna lehnte sich vor und beschattete die Augen mit der Hand. „Es ist ziemlich groß, nicht wahr?“, stellte sie fest.
    „Im Vergleich zu Galioch auf jeden Fall. Es ist weitläufiger und großzügiger angelegt. Und es ist auf jeden Fall besser möbliert als Galioch – zumindest, wenn Mr. Colin das Haus nicht geplündert hat.“
    Susanna warf James einen schockierten Blick zu. „Das würde er doch nicht wagen?“
    „Nein, ich glaube nicht“, verneinte James. „Er hätte dem Earl bei einem etwaigen Überraschungsbesuch nur schwer erklären können, warum das Haus so leer ist.“
    „Du glaubst also, das Haus ist möbliert?“
    „Wenn nicht, dann werde ich gegen ihn auch noch wegen Diebstahls vor Gericht ziehen. Für einen Prozess gegen Mr. Colin wegen Unterschlagung werden wir sicher genug Beweismaterial haben, sobald wir die Buchhaltung überprüft haben“, meinte James grimmig.
    Er fuhr durch die Auffahrt zur Eingangstreppe von Drevers und stieg aus dem Ponywagen. Als er Susanna aus dem Wagen hob, kam ein Junge von knapp zwölf Jahren aus dem Haus die Treppe heruntergeeilt – einer der MacLain-Jungen, wie James vermutete. „Du bist Seamus, nicht wahr?“, fragte er.
    Der Junge sah erst ihn, dann Susanna mit großen Augen an. Dann nahm er die Zügel des Pferdes. „Nein, ich bin Fergus, Mylord. Seamus ist der Ältere.“
    „Nun, dann bist du ganz schön gewachsen, mein Junge. Das letzte Mal, als ich hier war, war Seamus für deine Aufgabe eingeteilt.“
    „Der ist weg, Sir. Zur See gefahren.“ Der Junge band das Pferd an einem Pfosten in der Nähe an.
    James seufzte. Noch einer, der gezwungen war, in der Fremde Geld für die Familie zu verdienen.
    Susanna stupste ihn an.
    James holte nach, was er bis dahin vergessen hatte. „Lady Susanna, das ist Fergus MacLain.“
    Sie lächelte den Jungen an. „Guten Tag, Mr. MacLain.“
    Fergus’ Schultern strafften sich bei dieser Anrede. Würdevoll neigte er den Kopf. „Ich wünsche der gnädigen Frau ebenfalls einen guten Tag.“
    James, der zu ungeduldig für den Austausch weiterer Höflichkeitsfloskeln war, erkundigte sich nach Mr. Colin und Mr. Holmes, woraufhin der Junge in Richtung Straße deutete. „Mr. Holmes ist vor drei, vier Tagen fortgeritten. Mr. Colin ist drinnen. Aber ich traue mich nicht zu ihm, um Sie anzumelden.“
    „Nun, ich mich schon!“ Schnurstracks schritt Susanna die Treppe nach oben. Bevor James sie davon abhalten konnte, öffnete sie die Türen und marschierte hinein. „Schließlich ist das mein Haus“, fügte sie hinzu.
    Nun, in diesem Punkt hatte Susanna recht. Warum sollten sie sich wie Gäste benehmen? Er folgte ihr.
    „Mr. Colin?“, rief er und zog Susanna hinter sich. „Bleib lieber ein paar Schritte zurück. Ich werde reden. Dafür

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