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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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bezahlst du mich schließlich“, flüsterte er ihr zu.
    Susanna antwortete nicht, hielt sich aber hinter ihm.
    Eine der Türen, die aus der Eingangshalle abgingen, öffnete sich. Mr. Colin stand im Türrahmen. Er war ein großer Mann um die vierzig. In seinem gut geschnittenen dunkelgrauen Jackettanzug aus Wollgewebe und den auf Hochglanz polierten Schuhen wirkte er sehr ansehnlich. Prüfend musterte James den Verwalter. Sein Anzug saß zu eng, als dass er eine Pistole am Körper hätte tragen können. Abgesehen von dem dicken Spazierstock, den er in der Hand hielt, war der Verwalter also unbewaffnet.
    „Guten Tag, Mr. Colin“, begrüßte James ihn erleichtert. Er hoffte, alles ließe sich ohne dramatische Szenen bewerkstelligen.
    „Was zum Teufel wollen Sie hier, Garrow?“, fragte der Verwalter unhöflich, richtete sich zur vollen Größe auf und blickte arrogant auf ihn herab. „Sie wollen mich doch nicht um eine milde Gabe für Ihre Handvoll Pächter bitten?“ Seine Sprache passte nicht zu seinem eleganten Aussehen. Er sprach breiten Yorkshire-Dialekt, kein Hochenglisch. Vom Aussehen her, so dachte James, würde er den meisten Frauen gefallen, mit seinem kleinen roten Mund, dem untadelig gezwirbelten Schnurrbart und den geölten, lockigen dunklen Haaren, in denen noch keine Spur von Grau schimmerte.
    „Ich bin hier, um Sie zu entlassen. Packen Sie Ihre Sachen, Mr. Colin. Sie werden Drevers noch heute Nachmittag verlassen. Drevers gehört mir und meiner Frau.“ James griff in seine Brusttasche und entnahm ihr die Urkunde, die Eastonby ihm gegeben hatte. Er hielt das Papier hoch. Zumindest die Unterschrift des Earls musste Mr. Colin auch auf diese Entfernung erkennen können.
    Der elegant gekleidete Verwalter starrte das Dokument an, dann James in seinem ererbten Anzug. Mit dem Spazierstock aus Ebenholz schlug er sich gegen die Wade.
    „Das ist eine Fälschung, Garrow. Ich habe keine Nachrichten von Lord Eastonby, die besagen, dass sich irgendetwas an den Eigentumsverhältnissen von Drevers ändern würde. Nehmen Sie die Frau und gehen Sie.“
    „Dem Earl würde es vermutlich nicht gefallen, wenn Sie seine eigene Tochter von Ihrem Eigentum verweisen!“ James lächelte.
    Mr. Colins Blick schweifte zu Susanna, die noch immer hinter James stand. Sie nickte dem Verwalter zur Begrüßung knapp zu, schwieg aber weiterhin. James war ihr dankbar dafür, dass sie sich im Hintergrund hielt. Auch wenn er es sich nicht gerne eingestand – er genoss seinen Auftritt.
    „Ich gehe nirgendwohin. Wenn Sie Drevers wollen, dann müssen Sie es sich nehmen, Garrow!“, schnaubte der Verwalter.
    „Wenn Sie darauf bestehen … Aber bitte bedenken Sie, was das bedeutet“, erwiderte James. „Ihr Kompagnon, Mr. Holmes, ist heute nicht da, um Ihnen Beistand zu leisten.“ James wusste, dass die Entscheidung des Verwalters an einem seidenen Faden hing. Es war möglich, dass Mr. Colin ohne weitere Widerworte verschwand. Wenn nicht, würde die Sache mit roher Gewalt entschieden werden. Da Susanna dabei war, wollte er nichts weiter sagen, was Mr. Colin zu einem Kampf reizen würde.
    Mr. Colin sah ihn einen Moment unschlüssig an, dann verdüsterte sich seine Miene. „Ich werde Sie töten, Garrow“, sagte er und sah zu Susanna hinüber. „Und die Frau gleich mit.“
    Offenbar glaubt Mr. Colin nicht, dass Susanna Eastonbys Erbin ist, dachte James überrascht. Zugegeben, an diesem Tag wirkte Susanna in ihrem schlichten Kleid und dem Plaid auch nicht wie die Tochter eines reichen Earls. Sie hätte ebenso gut ein hübsches Mädchen aus der Gegend sein können.
    James seufzte, faltete die Urkunde säuberlich zusammen und stopfte sie wieder in seine Westentasche. Dann blickte er Mr. Colin an: „Sie bestehen also darauf, dass ich Sie persönlich hinauswerfe?“
    Hinter ihm raschelten Unterröcke, obwohl Susanna ihre Position nicht änderte und ruhig hinter ihm stehen blieb. Zu James’ Überraschung mischte sie sich auch jetzt nicht ein. Er war froh darüber. Wenn es zu einem Kräftemessen kam, dann wollte er die Sache lieber mit Mr. Colin allein austragen.
    „Du kannst dir derweil schon einmal dein Haus ansehen, meine Liebe“, meinte er zu Susanna. „Warum wartest du nicht in dem kleinen Zimmer da drüben auf mich?“ Er deutete mit dem Kinn nach links, ohne seinen Blick von seinem Gegner zu nehmen.
    „Dummes Zeug, Garrow! Drevers gehört weder ihr noch Ihnen. Und Sie werden es auch nicht bekommen.“ Plötzlich sprang der

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