Historical Collection 04
ich es trotzdem nicht gern brennen sehen.“
Killian nickte ernst. Die Aufstände der Landarbeiter hatten im Sommer in East Anglia begonnen. Maschinen waren zerstört worden, aber auch über Brandstiftung und Erpressung wurde berichtet. Die Aufständischen wurden zumeist von respektablen Männern angeführt, die mit den wirtschaftlichen Zuständen zutiefst unzufrieden waren. Die Regierung war untätig und schien nicht daran interessiert, diese Probleme zu lösen. In höchsten Regierungskreisen war man viel zu beunruhigt über die erneute Revolution in Frankreich, um sich über randalierende Arme und unbeschäftigte Arbeiter Gedanken zu machen.
Dank Killians Maßnahmen endete der lange Arbeitstag endlich gegen neun Uhr, als die letzten Pflücker müde und schmutzig aus den Gärten kamen. Obwohl es so spät geworden war, bestand Rose darauf, jeden vor dem Heimweg zu bezahlen. Normalerweise hätte Killian protestiert und den Zahltag auf morgen verschoben, aber nach Peytons Mahnung wegen der Unruhen in der Gegend sagte er nichts, stellte sich in aufrechter Haltung hinter Roses Stuhl und ließ sie ihre Arbeit tun.
Sie bezahlte in Geld und Naturalien. Außer dem Lohn erhielten die Arbeiter noch Fässer mit Cider und ein paar Scheffel voll Äpfel, um sie als Vorrat für den kommenden Winter im Keller zu lagern. Killian erlebte, wie Mrs Hemburton ihre Rezepte für Köstlichkeiten aus Äpfeln weitergab. Zweifellos waren die Vorratskammern in ganz Pembridge-on-the-Wye bald bis oben hin voll mit allem, was man aus Äpfeln herstellen konnte, von Apfelgelee bis Apfelbutter.
Killian wurde fast demütig, als er zusah, wie die Zahlungen abliefen. Die Arbeiter standen vor Roses Tisch in einer Reihe an. Äpfel und Fässer transportierten sie wie Schätze fort. Die Münzen verstauten sie sorgfältig in Taschentüchern, wo sie für den Heimweg sicher aufgehoben waren. Die Ernte war jetzt beendet, machte Killian sich klar. Die Leute mussten mit ihrem Geld auskommen bis zum Frühjahr, wenn sie wieder Arbeit auf den Feldern bekommen konnten und alles von vorne begann – aber dazwischen lagen sechs lange, kalte Monate. Wie schafften sie das mit ein paar Fässern Cider und wenigen Münzen? Fast alle hatten Familien zu versorgen.
Er hatte nie so leben müssen, auch wenn sein Vater nach den Maßstäben der Stadt kein begüterter Mann gewesen war. Auf eine Weise, die er damals nicht anerkannt hatte, waren sie aber durchaus reich gewesen. Sie mussten sich nie Sorgen um die nächste Mahlzeit oder warme Kleider machen, und für seine Ausbildung war genug Geld vorhanden gewesen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, fühlte Killian sich mehr als ein wenig schuldig, als er so im Schatten hinter Rose stand. Nicht wegen der Dinge, die er damals besessen hatte, sondern weil es ihm nicht einmal bewusst gewesen war, wie gut es ihm ging. Bis zum heutigen Abend hatte er in seliger Unwissenheit gelebt.
Er beobachtete, wie Rose dem Jungen, der den Einspänner nach Pembridge Hall gefahren hatte, eine zusätzliche Münze gab. Niemand außer Killian sah, wie sie dem Jungen das Geld in die Hand drückte. „Versprich mir, dass du nach mir schickst, wenn es deinem Vater schlechter geht“, sagte sie ganz leise, um ihn nicht zu beschämen.
Aber Killian schämte sich. Nicht für den Jungen, sondern für sich selbst. Er hatte sein Leben lang nichts von diesen Dingen geahnt – im Gegensatz zu Rose. Sie kannte diese Menschen und wusste, was jeder brauchte. Dieser Vierzehnjährige verrichtete Männerarbeit, weil sein Vater wahrscheinlich krank zu Hause lag und nicht wusste, wie seine Familie ohne seinen Arbeitslohn überleben sollte. Rose tat für alle, was sie konnte, obwohl sie als alleinstehende Witwe ohne große eigene Mittel nicht besonders gut gestellt war.
Rose Janeway war nicht reich. Im Verlauf der Woche hatte Killian sich einen Überblick über ihre Verhältnisse verschafft. Ihr hübsches Haus war in gutem Zustand, aber alt und die Einrichtung abgenutzt. Es würde ihn wundern, wenn der verschrammte Kleiderschrank, an dessen Tür sie sich an jenem ersten Morgen geliebt hatten, weniger als zwei Generationen alt war. Wahrscheinlich eher mehr. Auf dem Lande reichte man seine Möbelstücke weiter, vom Vater an den Sohn, von der Mutter an die Tochter. Diese Häuser waren anders als die Stadthäuser der Londoner Oberschicht, die je nach Lust und Laune renoviert und umdekoriert wurden.
Nein, Rose Janeway war nicht reich. Aber mit dem, was sie hatte, tat
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