Historical Collection Band 03
dieser Tücke spürte sie ebenso rasende Herzschläge wie vorhin bei den sinnlichen Genüssen. Unfassbar, welch schweren Fehler sie begangen hatte! Wenn sie unwissentlich ein Kind von einem Mann empfangen hätte, der dank seiner Vaterschaft die Kontrolle über ihr Familienerbe erringen wollte!
„Seit dem Frühling suchte ich dich …“
„All diese Jagdausflüge nur, um …“, erschüttert von Cormacs Hinterlist und ihrer Dummheit konnte sie kaum sprechen, „… um mein Vertrauen zu gewinnen?“
Er runzelte die Stirn. „Nein, ich jagte immer erst, nachdem ich stundenlang nach dir gefahndet hatte. Offenbar hast du meine Anwesenheit früher bemerkt als ich deine.“
Deshalb schien er sich nur ein wenig zu ärgern, während sie voller Zorn über die Enthüllungen ihre Hände ballte.
„Und wer bist du wirklich ?“, fauchte Isolda. Nun musste sie alles wissen. „Du kleidest dich nicht wie ein Normanne. Bist du einer meiner Feinde, der sich gut getarnt hat? Oder ein ehrgeiziger Schotte, eifrig bemüht, meine unglückselige Situation zu nutzen und einen Anspruch auf Iness zu ergattern?“
Vor ihrem geistigen Auge sah sie bereits, wie er ihr Kind vor den schottischen König zerrte und sich als dessen Vater sein Recht auf ihre Ländereien anmaßte.
„Ich bin Cormac of Glenmore.“ Nun wuchs sein Groll, was seine angespannten Kinnmuskeln zeigten. Vielleicht missfiel es ihm, dass sie ihn für einen skrupellosen Opportunisten hielt, der sich mit üblen Machenschaften zu bereichern suchte. „Und ich brauche deinen Namen nicht, um Iness für mich zu gewinnen.“
„Nein?“ Sie kannte Glenmore, nicht halb so groß und imposant wie der Landsitz ihrer Familie vor dem Angriff der Normannen.
„Nein, denn es ist bereits geschehen. Im letzten Frühling vertrieb ich die Normannen aus Iness. Ebenso wie das Land gehört mir auch die wiederaufgebaute Festung.“
Obwohl er es deutlich genug erklärte – in ihren Ohren klang das alles wie eine Fremdsprache. Es ergab keinen Sinn. Unmöglich …
„Die Normannen hinterließen viele Gefolgsleute in den Mauern …“, fuhr Cormac fort. Bei der schmerzlichen Erinnerung fröstelte Isolda. „Danach wartete ich lange genug in der Nähe, um festzustellen, wie schwierig sie zu besiegen wären. Ich dachte – nun, meine Familie hatte geglaubt, sie würden Iness als Stützpunkt für weitere Eroberungen in Schottland nutzen.“
Vor dieser Gefahr hatte ihr Vater sie gewarnt. Seine Frau war noch vor der Ankunft der ersten Feinde weggelaufen. Gerüchteweise hatte Isolda gehört, etwas später sei ihre Mutter die Gemahlin eines der Eindringlinge geworden.
Falls das stimmte, musste die Mutter schon vor vielen Monaten in die Normandie gesegelt sein. Isolda hatte das Gebiet nahe Iness erst verlassen, als alle Hoffnung auf eine Heimkehr geschwunden war.
„Die Normannen sind geflohen und werden nicht zurückkommen.“ Cormac umklammerte ihren Arm, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Jetzt ist Iness mein Eigentum. Doch ich werde es mit dir teilen, wenn du mich in die Festung begleitest – wenn wir unsere Schicksale mit einer Ehe verbinden.“
Unter seiner Berührung erschauerte sie und entsann sich, wie bereitwillig sie sich ihm vorhin hingegeben hätte – fest überzeugt, sie würden einander kein zweites Mal begegnen. Wie sie nun wusste, hatte er das Treffen schon lange geplant und sie aus politischen Gründen aufgespürt. Offensichtlich wünschte er sich ein Kind in ihrem Bauch, genauso wie sie selbst es zuvor ersehnt hatte. Aber er legte Wert auf einen legitimen Nachkommen, der ihm die Herrschaft auf Iness sichern würde. Das war alles, was er anstrebte.
„Nein, ich kann dich nicht heiraten.“ Ihre Absicht war durchkreuzt worden, der Fruchtbarkeitstrank verschwendet. Denn an diesem Tag würde kein Samen in ihren Schoß gelangen. „Ich wählte dich, weil du mir gefielst. Und du suchtest mich nur wegen meines Namens und meines Erbes. Unsere Ehe würde mich stets daran gemahnen, wie schmählich ich meine Familie verriet, indem ich meinen Namen und mein Geburtsrecht viel zu billig verkaufte.“
Verletzt und bitter enttäuscht wandte sie sich ab, im Glauben, sie könnte Cormac entrinnen und für immer im Wald untertauchen.
„Noch ist unsere Angelegenheit nicht geklärt“, warnte er sie mit der gebieterischen Stimme eines Kriegers.
Wie hatte sie ihn jemals für einen einfachen Handelsmann halten können? „Meinen Standpunkt habe ich dargelegt, Cormac of
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