Historical Collection Band 03
sein Daumen die weiche Wölbung bei jedem etwas vehementeren Hufschlag wie zufällig streifte. „Vielleicht fehlte mir einfach nur ein erfreuliches Spiel.“
„Eine Frau gegen ihren Willen festzuhalten, ist kein Spiel“, konterte sie kühl und versuchte möglichst still zu sitzen, während sie beide im Rhythmus des Trabs schwankten.
„Also gut, ich werde dich nur in meine Arme nehmen, wenn du es wünschst.“ Ein ungünstiger Entschluss, denn er vermutete, so bereitwillig wie an diesem Morgen würde sie vorerst nicht mehr auf ihn zukommen …
„Niemals wird das geschehen!“ Das hitzige Temperament, das in Isoldas Stimme mitschwang, weckte neue Hoffnungen in ihm.
Wo Rauch ist, ist auch Feuer, dachte Cormac. Während er sein Pferd nach Osten lenkte, in Richtung Iness, sagte er sich, er würde die Glut nur anfachen müssen.
3. KAPITEL
S ie war daheim – und doch nicht daheim.
Wie ein Geist wanderte Isolda durch die Korridore und durch die Treppenfluchten der Burg, in der sie aufgewachsen war. Ihre Schritte hallten hohl auf den steinernen Stufen wider, die zum Hof hinausführten.
Seit der Ankunft war Cormac kaum von ihrer Seite gewichen. Trotzdem fühlte sie sich einsam in den einst so vertrauten Mauern. Die Worte, die er mit seinen Gefolgsleuten und Dienstboten wechselte, erschienen ihr wie ein dumpfes, monotones Summen, das sie kaum wahrnahm. Ihre Ohren achteten auf andere Geräusche – das Rasseln des Krans, mit dem Wasser aus dem Brunnen gezogen wurde, das Läuten der Glocke im Turm der Kapelle, das die heilige Messe ankündigte. So qualvoll schmerzte ihr Herz bei solchen Erinnerungen an das frühere Leben, das ihr die Normannen geraubt hatten.
„Unter deiner Obhut herrscht eine trostlose Atmosphäre in Iness“, beschuldigte sie Cormac, während sie ihm die Stufen zu den Herrschaftsgemächern hinauffolgte.
In der Mitte der kreisrund gebauten Festung lag der Hof, umgeben von Wohngebäuden, in denen sich die große Halle befand, sowie die Schlafquartiere. Noch vor einem Jahr hatten farbenfrohe Wandteppiche die Wände des Treppenhauses geschmückt, Laternen hatten es erhellt. Und nun fiel nur das schwache Licht der erlöschenden Frühlingssonne durch die schmalen Fenster auf die Stufen, die so viele fremde Eindringlinge abgenutzt hatten.
„Wenn ein Mann keine Familie hat, führt er ein einfaches Leben.“ Cormac schob die zerbrochene Tür am Treppenabsatz beiseite, verbogene Angeln zeugten von der gewaltsamen Eroberung. „Aber ich dachte, du würdest dich freuen, dass die Normannen vertrieben wurden. Noch bevor ich einen Fuß auf die Zugbrücke setzte, war Iness teilweise zerstört.“
Geistesabwesend nickte sie, als sie an den früheren Gemächern ihrer Mutter vorbeigingen. „Du würdest keine grundlose Gewalt anwenden. Zumindest das muss ich dir zubilligen.“
Vor den Gemächern des Laird angekommen, öffnete Cormac die Tür und nickte Isolda einladend zu. Da erstarrte sie, ihre Blicke trafen sich genauso herausfordernd wie schon den ganzen Tag. Doch sie war zu müde, um einen Streit fortzusetzen, den sie ohnehin nicht für sich entscheiden konnte.
„Wenn ich nicht wüsste, dass du bei der erstbesten Gelegenheit weglaufen würdest, müsste ich dich nicht zwingen, meine Räume zu teilen.“ Er streckte eine Hand nach ihr aus, als wollte er sie über die Schwelle schieben.
Nicht gewillt, ihre Gefühle bei einer Berührung zu erproben, nachdem sie stundenlang an ihn gelehnt auf dem Pferderücken gesessen hatten, wich sie ihm aus und trat ein. Auch im Vorraum hallte ihr das Echo gähnender Leere entgegen. Die schön geschnitzten Holzmöbel waren verschwunden. Nur ein paar zerbrochene Reste lagen vor dem Kamin. Wie traurig, dass die faulen Barbaren diese Meisterwerke edlen Kunsthandwerks vernichtet hatten, statt ihr Brennholz aus dem Wald zu holen …
Ins Schlafzimmer konnte Isolda nicht schauen, weil die Tür halb geschlossen war. Doch sie vermutete, dahinter würde es so ähnlich aussehen wie im Vorraum.
„Deine Nähe fürchte ich nicht“, betonte sie, die Arme vor der Brust verschränkt, und hob ihr Kinn. Nun musste sie ihm klarmachen, warum sie das Arrangement so kleinmütig hinnahm. „Ich bin unberührt und immer noch heiratsfähig. Da ich weiß, dass du mich nicht vergewaltigen wirst, glaube ich, du möchtest meine Tugend schützen, damit du mich später einem deiner treuen Gefolgsmänner übergeben und das Bündnis mit ihm festigen kannst.“
Kopfschüttelnd schloss er die Tür
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