Historical Collection Band 03
musterte sie ihn abschätzend.
„Wenn dort welche lebten, kamen sie nicht zu mir.“ War heiße Lust wirklich alles, was hinter ihrem Ansinnen steckte?
Diese Möglichkeit schmeichelte ihm. Am schottischen Hof interessierte er die Frauen nur wegen seines Reichtums und der Gunst des Königs, die er genoss. Sogar die Witwen strebten eher eine lukrative zweite Ehe an als sinnliches Amüsement.
Welch eine Ironie … Aus rein politischen Erwägungen hatte er nach Isolda gesucht. Und sie wünschte, er würde sich aus viel erfreulicheren Gründen mit ihr befassen.
„Warum sollten sie auch?“, erwiderte sie und hob eine fein geschwungene Braue. „Ich glaube, Ihr habt ein Herz aus Stein. Vielleicht verlangt Ihr raffinierte Verführungskünste, die Euch eine unerfahrene Maid nicht bieten kann.“
Versonnen klopfte sie mit einem Finger auf ihre Lippen, als würde sie über das Problem nachdenken. Wilde Begierde erhitzte sein Blut, und er versuchte sich vorzustellen, was in ihrem Gehirn vorgehen mochte. Gewiss musste er sich glücklich nennen, wenn er in diesem Zustand seine Beine zur schnellen Rückkehr in die Festung bewegen konnte. Dabei würde ihn die wachsende Wölbung zwischen seinen Schenkeln sicher behindern.
„Bitte, Lady, Ihr missversteht …“
In seiner Kehle erstarben die Worte, da Isolda nach der Verschnürung an der Seite ihres Überrocks tastete.
„Über die Männer weiß ich nicht viel“, erklärte sie und lockerte die Bänder, bis das Kleid formlos an ihrer Gestalt hing. „Aber ich hörte, was sie sehen, würde sie erregen.“
Seine Augen brannten vom Bedürfnis zu blinzeln. Inständig hoffte er, sie würde nicht tun, was er befürchtete. Wie gelähmt stand er da – wie ein großer Rehbock vor dem Abschuss eines tödlichen Pfeils
Offensichtlich erkannte sie die Macht, mit der sie ihn in ihren Bann zog, denn sie schenkte ihm das wissende Lächeln einer geborenen Eva, ehe sie sich bückte und den Saum ihres Überrocks hob.
„Isolda, Ihr solltet nicht …“, protestierte er und zügelte seine Triebe mit einer bewundernswerten Selbstbeherrschung, die jedoch, wie er wusste, nicht lange anhalten würde.
Bevor er den Satz beenden konnte, warf die Edelfrau, in eine Waldnymphe verwandelt, das Obergewand zu Boden. In einem Unterhemd aus feinstem weichem Leinen stand sie vor ihm. Es zeichnete alle Kurven nach, alle schattenhaften Nuancen der vollkommensten Figur, die er jemals betrachtet hatte.
Volle Brüste prüften die Widerstandskraft des dünnen Stoffs, der sich an die schönen Rundungen schmiegte. Anmutig wiegte sie sich in den Hüften, als sie auf ihn zuging und ihr lüsternes Angebot unbarmherzig verdeutlichte.
„Nun, Cormac?“ Fast nur eine Handbreit von ihm entfernt, hielt sie inne, nahe genug, sodass er den sauberen Geruch ihres Haares einatmete, den erdhaften Duft weiblicher Wollust. „Werdet Ihr mich von meiner Einsamkeit erlösen? Nur für eine einzige Nacht?“
2. KAPITEL
S ah er sie zittern?
Isolda wollte sich nicht ausmalen, welch tiefe Scham sie peinigen würde, wenn er sie zurückwies. Nun hatte sie ihn so kühn herausgefordert, wie sie es wagte. Noch aufdringlichere Annäherungsversuche traute sie sich nicht zu. Schmerzhaft wehrte sich ihre mädchenhafte Scheu gegen diese kühne Attacke auf Cormacs Sinne. Aber sie war nicht mehr die verwöhnte Tochter eines reichen Lords. Das Leben im Wald hatte sie Selbstvertrauen und Mut gelehrt. Dass sie solche Fähigkeiten besaß, wusste sie erst, seit sie zur Jagd gezwungen worden war, um sich zu ernähren. Und seit sie ihre Hütte so mühsam wohnlich hergerichtet hatte.
Ihren Stolz, ihre vornehme Verhaltensweise, ihre irdischen Güter hatte sie bereits geopfert. Sicher konnte sie sich auch vom letzten Rest ihrer Vergangenheit trennen – von ihrer Unschuld, um ihren Traum zu verwirklichen. Nicht wahr? Keinesfalls durfte ihr Familienerbe mit ihr sterben.
Cormacs Augen verdüsterten sich von hellem Goldbraun zu dunkler Bernsteinfarbe, und sein Blick schweifte mit einer forschenden Intensität über ihren Körper, die sie erregte und zugleich ängstigte.
Was tat ich?
Noch nie hatte sie sich so verletzlich gefühlt. Nicht einmal inmitten des bitterkalten Winters war sie ihrem Schicksal so wehrlos ausgeliefert gewesen. Schließlich hielt sie ihren Plan für gescheitert und wollte ihr Obergewand aufheben.
Doch da umfasste Cormac ihre Taille und presste seinen Mund auf ihren. Für eine angemessene Reaktion fehlte ihr die Zeit.
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