Historical Collection Band 5
Er konnte es nicht. Wenn es wahr wäre, dann würde er es doch sagen können, oder? Oder hatte er einfach nur Angst? Was war los? „Wie viel weiß ich überhaupt über dich, Constance? Und wie gut kennst du mich?“
„Das spielt doch keine Rolle, solange wir nur wissen, was wir füreinander empfinden.“
„Nein!“ Troy schob die Decken beiseite und stand auf. „Wie kann ich nach all dem meinen Gefühlen trauen?“
Constance setzte sich auf und zog die Laken um sich. Wie immer war sie von der Schönheit von Troys männlichem nacktem Körper fasziniert. Gleichzeitig fürchtete sie das, was er nun sagen würde. Die Vorstellung, dass er es ganz sicher sagen würde und ihre Träume nur Träume bleiben würden, machte sie krank. „Du würdest mich nie verletzen, Troy.“
„Nicht absichtlich. Aber was ist, wenn ich dir etwas verspreche, was ich nicht halten kann?“ Er kniete sich vor dem Bett nieder und wischte mit dem Daumen behutsam die Tränen aus Constances Wimpern. „Und du. Liebste Constance, dasselbe gilt für dich. Erst kürzlich bist du Witwe geworden. Du hast entdeckt, dass du eine Zwillingsschwester hast, nur um sie wieder zu verlieren. Annalisa ist erst vor Kurzem gestorben. Und das, was zwischen uns beiden ist, hat uns wie ein Sturm durcheinandergewirbelt. Wir können beide nicht sicher sein“, sagte Troy. Seine Stimme war rau vor Rührung.
„Was sagst du da? Heißt das, wir müssen uns trennen?“, fragte Constance mit gebrochener Stimme.
„Ich weiß es nicht.“ Troy stand wieder auf und begann sich anzukleiden. Er atmete heftig. Abschied war das einzige Wort, das er ganz und gar nicht in Erwägung ziehen wollte. Aber was sollten sie tun? „Wir könnten dem Vorbild deiner Schwester folgen.“
„Was hat Annalisa mit uns zu tun?“
„Sechs Monate. Wir sollten sechs Monate getrennt voneinander leben. Dasselbe hat sie dem jungen Philip gesagt. Ein halbes Jahr, in dem wir uns treu sind und sicher sein können, dass zwischen uns mehr als sexuelle Anziehung ist. Und dann … Wenn wir sicher sind, dass wir uns …“ Er zögerte wieder und brachte das Wort nicht über die Lippen. Einfach idiotisch, es nicht sagen zu können. „Wenn wir echte, anhaltende Gefühle füreinander haben, dann werde ich Vorkehrungen treffen, dass du zu mir nach Italien kommen kannst. Und wenn du kommst, weiß ich, dass wir füreinander bestimmt sind.“
„Sechs Monate.“ Constance schluckte. „Das ist eine lange Zeit.“
„Es wird für uns beide schrecklich sein, aber was sind schon sechs Monate verglichen mit lebenslangem Glück.“
„Aber was ist, wenn du deine Meinung änderst? Werde ich dann je wieder von dir hören?“
Es fiel ihm schwer, auch nur darüber nachzudenken, aber schließlich war es der springende Punkt. „Wenn ich mir meiner Gefühle nicht sicher bin, werde ich dir schreiben. Du musst mir versprechen, dasselbe zu tun.“
„Ich verspreche es“, sagte sie mit zitternder Stimme und schmerzendem Herzen.
Troy küsste sie auf die Nasenspitze. „Sechs Monate. Von heute an. Ich schwöre es.“
„Ich schwöre es auch“, sagte Constance ernst.
„Jetzt muss ich gehen. Ich sage nicht ‚Lebe wohl‘, weil ich hoffe, dich in einem halben Jahr wieder zu sehen.“
„Ich bete dafür. Ich werde in jeder Sekunde an dich denken.“
„Und ich an dich“, sagte Troy zärtlich. Er löste sich vorsichtig aus ihrer Umarmung, um sich fertig anzukleiden. Dann küsste er sie zögernd und ging, ohne sich noch einmal umzusehen.
Sechs Monate später.
Als sie die Papiere zur Gründung einer Stiftung unterzeichnete, die das neue Haus für gefallene Mädchen finanzieren sollte, war Constance freudig erregt. Das Vermögen der Stiftung stammte aus dem Erlös von Annalisas Nachlass. Die Regeln des Hauses waren nach gründlichen, einfühlsamen Gesprächen mit Frauen von der Straße formuliert worden. Das Grundstück war bereits gekauft; die Fundamente standen. Sie hatte in sehr kurzer Zeit Bedeutendes geleistet, aber sie hatte wichtige Gründe dafür.
Als sie später am Nachmittag auf dem Teil des Grundstücks spazieren ging, das einmal der Garten des Hauses werden sollte, dachte sie an Annalisa. Wäre sie stolz? Oder wäre es ihr egal? Constance wusste es nicht. Sie würde es niemals wissen, aber damit hatte sie sich arrangiert.
Die Statue stand bereits. Es waren Zwillinge. Sie symbolisierten den Tag und die Nacht. Eine der Figuren war weiß, die andere schwarz. Constance nahm die lange Perlenkette aus
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