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Historical Collection Band 5

Historical Collection Band 5

Titel: Historical Collection Band 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda McCabe , Linda Skye , Marguerite Kaye , Margaret Moore , Jeannie Lin
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in ihren Diensten bleiben sollte.
    Nichts davon war mehr wichtig, nun, da das Schiff unter Ihnen schwankte und sich bedrohlich neigte. Sie waren alle dem Untergang geweiht.
    Maria, die immer noch seltsam ruhig war, schaute sich um und sah in die verängstigten Gesichter. Sollten sie das Letzte sein, das sie in ihrem Leben sah? Der Gestank nach Salzwasser, Teer, verrottendem Fisch und beißender Angst das Letzte, was sie je riechen würde?
    Die Angst brachte die Blase der Ruhe, in der sie sich befand, zum Platzen, und sie vergrub ihre Hände in dem weichen Leinen ihres Unterkleids. Der Sturm war so plötzlich aufgekommen, dass keine Zeit geblieben war, sich anzukleiden. Geschweige denn, sich darauf vorzubereiten, die Heiligen zu treffen, die Isabella so sehr verehrte.
    Ich bin erst zwanzig, dachte Maria traurig. Es hätte in meinem Leben noch so viel mehr geben sollen.
    Isabella öffnete die Augen und begegnete Marias Blick. In ihren braunen Augen, in Farbe und Form fast nicht von Marias zu unterscheiden, gab es weder Trauer noch Furcht. Nichts von dem Schrecken der anderen Zofen. Nur Freude.
    „Gott ruft uns zu sich, Maria“, sagte sie und streckte die Hand aus. Ihr rubinbesetzter Verlobungsring leuchtete blutrot an ihrem weißen Finger. „Spürst du es nicht?“
    Maria fühlte nur die schreckliche Kälte des Wassers. Sie erschauerte, und Isabella legte ihr ihren Samtmantel um die Schultern. Sie löste auch ihre Halskette, ein schweres Smaragdkreuz, das an einer Goldkette hing, und legte es um Marias Hals.
    „Wir haben nichts zu befürchten“, sagte Isabella. Sie stand auf, nur in ihr weißes, seidenes Unterkleid gehüllt, und hob die Arme, als wolle sie einen Liebhaber begrüßen.
    In diesem Moment ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen, laut wie ein Kanonenschuss. Maria hielt sich schreiend die Ohren zu, als das Schiff unter ihnen zerbarst. Die entsetzliche Angst, die von ihrer vorherigen Starre ferngehalten worden war, brach über sie herein.
    Sie versanken alle im Meer, die stürmischen Wellen zogen sie unbarmherzig hinab in die schwarzen Tiefen.
    Einen Moment lang konnte sie nicht denken. Das eiskalte Wasser traf sie wie tausend Schwerter. Doch dann hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf. Nicht die Gottes oder der Heiligen, sondern die Stimme ihres Vaters. Eines Seemanns, der gestorben war, als sie noch ein Kind war.
    „Fürchte dich nie vor dem Wasser, Maria mia“, sagte er irgendwo aus den Tiefen ihrer Erinnerung. „Nutze es, mach es zu deinem Freund. Beweg dich in den Wellen, tritt mit den Beinen, und bewege deine Arme, als wärst du ein Frosch. Schwimm dich frei.“
    Maria riss sich von dem schweren Mantel los und kämpfte sich aufwärts zu dem schwachen Licht über ihrem Kopf. Sie tauchte auf, in die brutale Welt der schäumenden Wellen, des heftigen Regens und der zersplitterten Überreste des Schiffs.
    Und der Schreie der Ertrinkenden.
    Maria holte tief Atem und trat weiter, bewegte sich weiter, bis sie sich an einer großen schwimmenden Planke festklammern konnte. Sie zog sich auf die Planke hinauf, schlang ihre Arme fest um das raue Holz und hielt sich fest, während das Meer um sie herum tobte.
    Sie spürte das Smaragdkreuz an ihrer Brust. „Hilf mir“, flüsterte sie. „Bitte, ich will leben!“

2. KAPITEL
    C arlos de Alameda marschierte den Wehrgang der Festung von Santo Domingo entlang und blickte auf die nächtliche Stadt. Alles schien friedlich. Trügerisch friedlich, denn er wusste nur zu gut, wie schnell sich der Wind hier in der Neuen Welt drehte.
    Die Stadt Santo Domingo, ein Bollwerk gegen den ungezähmten Dschungel im Herzen der Insel Hispaniola, war hoch oben auf einem Hügel erbaut worden, um eine natürliche Verteidigungsposition gegen Spaniens Feinde zu schaffen. Die Festung des Gouverneurs, mit dem Lagerhaus für die größten Schätze und dem Sitz der königlichen Regierung, befand sich am höchsten Punkt der Stadt. Sie war aus massivem grauem Stein gebaut und mit verschlossenen Toren und bewachten Wehrgängen gesichert.
    Doch von den Festungsmauern aus konnte Carlos alles überblicken. Die dunklen Berge, hinter denen sich der Dschungel verbarg, den Fluss, der unten vorbeifloss und an dessen schlammigem Ufer die Galgen standen. Jetzt waren sie leer, aber sicherlich nicht für lange Zeit.
    Der furchtbare Sturm in der Mona-Passage hatte alle Arten von Schiffen in den geschützten Hafen von Santo Domingo, an der Mündung des Rio Ozama, geführt. Das Wasser, sonst schwarz-violett

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