HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
ihm leicht übernatürliche Fähigkeiten zugesprochen.
„… wie klare Seen.“ Mr. Nichols’ Stimme brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Sie setzte ein gequältes Lächeln auf und versuchte mehr Geduld aufzubringen, als sie das gewöhnlich tat. Es gelang ihr auch für ein paar Minuten, doch dann gab sie auf und entschuldigte sich.
Ihrer Mutter gegenüber behauptete sie, dass sie sich nach dem Missgeschick etwas frisch machen müsse, und eilte durch den Saal, wobei sie sich nach Whalsey und Cheever umsah, jedoch ohne Erfolg. Als sie Mr. Hawkins erblickte, der sich gerade auf sie zu bewegte, floh sie entsetzt in den Garten, wo sie erst einmal erleichtert aufatmete.
In der nächtlichen Luft lag der Duft der Sommerblumen, die versteckte Gartenwege säumten und nur durch das Funkeln der Sterne erhellt wurden. Eine andere junge Dame hätte sich vielleicht an dem Zauber des Abends erfreut, doch Georgiana fühlte sich in keiner Weise danach. Sie fragte sich vielmehr, wer sich wohl dort draußen in der Dunkelheit herumtrieb. Hatten sich Whalsey und sein Kumpan an einen abgeschiedeneren Ort zurückgezogen, um ihre verdächtigen Geschäfte dort weiter zu besprechen? Nur Georgianas angeborene Vernunft hielt sie davon ab, ihrer Neugierde freien Lauf zu lassen und die nächtlichen Wege zu betreten.
Mit einem Seufzer verfluchte sie ihr Geschlecht, das sie männlichen Vorstellungen und Plänen unterwarf und ihr innerhalb der Gesellschaft Beschränkungen auferlegte. Ein Londoner Detektiv konnte gehen, wohin er wollte, ob dies nun ein nächtlicher Garten war oder eine heruntergekommene Gegend in der Hauptstadt. Ach, was muss das doch für ein herrliches Leben sein; sie überlegte keinen Moment, wie ein solcher Mann überhaupt auf ein solches Fest gelangen würde. Minutenlang stellte sie sich entzückt die großartige Karriere vor, die sie hätte haben können, wenn sie nur als Mann geboren worden wäre.
Georgiana hätte sicherlich noch länger dort gestanden und sich ihren angenehmen Gedankenspielen überlassen, wenn nicht auf einmal ein lautes Kichern hinter einem der nahe gelegenen Büsche zu vernehmen gewesen wäre. Seufzend entschloss sie sich, zu dem Fest zurückzukehren, bevor sie Zeugin eines heimlichen Rendezvous wurde, das sie überhaupt nicht interessierte. Zweifelsohne suchte ihre Mutter auch bereits nach ihr, da es allmählich spät wurde und die achtbare Familie Bellewether sicherlich bald aufbrechen wollte.
Nachdem sie einen letzten Blick auf den dunklen Rasen geworfen hatte, drehte sich Georgiana um und huschte durch die Glastüren in den Empfangssaal zurück. Sie wollte gerade ihre Familie suchen, als ein Schrei ertönte, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Verblüfft drehte sie sich in die Richtung um, aus der er gekommen war, und sah ihre Gastgeberin, Lady Culpepper, gemeinsam mit der turbantragenden Dame, die Georgiana bereits vorhin beobachtet hatte, die Treppe heruntereilen.
Die beiden Frauen wirkten völlig aufgelöst, und Georgiana lief auf sie zu. Sie erreichte den Fuß der Treppe gerade rechtzeitig, um zu hören, wie die Turbanträgerin etwas über eine Halskette flüsterte. Dann ertönte bereits eine Stimme, die über das aufgeregte Gemurmel der Menge hinweg rief: „Lady Culpeppers berühmte Smaragde sind gestohlen worden!“
Während sich noch die Nachricht über den Diebstahl wie ein Lauffeuer im Empfangssalon, im restlichen Haus und sicherlich auch in ganz Bath verbreitete, erhielt Georgiana, die sich weigerte, nach Hause zu gehen, bevor sie nicht die ganze Geschichte erfahren hatte, den ersten atemlosen Bericht der Geschehnisse. Mrs. Higgott, die Frau mit dem Turban, erzählte ihr, was sich abgespielt hatte.
Nachdem Georgiana das aufgeregte Gestammel und Geplapper auf die nackten Tatsachen reduziert hatte, ergab sich Folgendes: Die zwei Frauen hatten über Lady Culpeppers Juwelen gesprochen, und Mrs. Higgott hatte sich bewundernd über das Smaragdcollier geäußert, das in der feinen Gesellschaft als der Stolz der Kollektion Ihrer Ladyschaft angesehen wurde. Lady Culpepper hatte daraufhin – entweder aus Eitelkeit oder aus Freundlichkeit – angeboten, ihr das teure Stück zu zeigen. Die beiden waren nach oben in die Gemächer der Gastgeberin gegangen, wo sie den geöffneten Schmuckkasten vorfanden. Das besagte Collier war verschwunden, und das Fenster stand offen.
Da den ganzen Abend über ein Diener in der Halle vor der Tür gestanden hatte, wurde angenommen, dass der Dieb
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