HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
es irgendwie geschafft hatte, am Gebäude außen hochzuklettern – ein Kunststück, das beinahe genauso ausführlich besprochen wurde wie der Diebstahl selbst. Obgleich Georgiana ihren Bruder Bertrand später dazu brachte, sie bei einem Rundgang des Anwesens zu begleiten, konnte sie in der Dunkelheit nichts erkennen. Auch ihre Bemühungen, die zwei Frauen eingehender zu befragen, schlugen fehl. Aus Rücksichtnahme auf Lady Culpepper brachen die Besucher recht rasch auf, und alle äußerten sich schockiert darüber, dass ein solches Verbrechen im ruhigen Bath geschehen konnte.
Alle außer Georgiana.
2. KAPITEL
Am Morgen nach dem Diebstahl stand Georgiana schon früh auf, da diese erste echte Herausforderung an ihre Fähigkeiten sie in große Aufregung versetzte. Sie nahm im Salon an ihrem Schreibtisch aus Rosenholz Platz und schrieb alles auf, was ihr noch über den Abend und die Gesellschaft im Gedächtnis geblieben war. Leider hatte sie weder den Tatort selbst begutachten noch die Betroffenen verhören können, sodass sie froh war, zumindest während des Vorfalls anwesend gewesen zu sein.
Das Rätsel, das es zu lösen galt, war wahrhaftig eine harte Nuss und nicht mit einem gewöhnlichen Verbrechen zu vergleichen. Jemand hatte das Ganze gut durchdacht und viel gewagt. Georgiana lächelte geistesabwesend, während sie alles niederschrieb, was ihr wichtig erschien. Als Erstes war natürlich der Zeitpunkt interessant. Wann hatte Lady Culpepper das Zimmer das letzte Mal betreten, bevor sie mit Mrs. Higgott dorthin zurückkehrte? Und was war mit dem Diener, der vor dem Zimmer Wache stand? Hatte er nichts gehört? War er wirklich den ganzen Abend über dort gewesen oder hatte er seinen Posten einmal verlassen?
Welches Zimmer war es? Konnte man durch einen anderen Raum dort hineingelangen? Georgiana wäre überglücklich gewesen, wenn sie nach irgendwelchen Indizien hätte forschen können, die der Dieb zurückgelassen hatte – einschließlich des Schmuckkästchens. Soweit sie das wirre Gerede der beiden Frauen verstanden hatte, war die Schatulle mit den restlichen Juwelen noch da.
Georgiana runzelte die Stirn. Warum stahl jemand nur die Halskette? War es dem Dieb nicht möglich gewesen, mehr mitzunehmen? Gewiss, ein Mann, der an der Hauswand hoch- und vielleicht auch wieder hinuntergeklettert war, konnte nicht besonders viel transportieren, aber ein paar kleinere Schmuckstücke hätten sich in den Taschen seiner Kleidung sicher unterbringen lassen. Oder war er in Eile gewesen, weil er fürchten musste, jeden Moment überrascht zu werden? Wie auch immer – Georgiana konnte sich keinen Reim darauf machen, warum jemand einen solch umständlichen Plan verfolgt hatte, um ins Haus einzubrechen. Vielleicht hat der Dieb ja auch ein Seil nach oben geworfen, dachte sie. Da sie nicht recht wusste, wie so etwas funktionierte, nahm sie sich vor, Bertrand zu fragen. Außerdem wollte sie sich unbedingt das Haus bei Tageslicht ansehen.
Wenn sie doch nur das Zimmer begutachten könnte! Die offene Schmuckschatulle erinnerte sie an irgendetwas, doch da es ihr im Augenblick nicht einfiel, kritzelte sie schnell eine Notiz auf das Papier und nahm sich dann ein weiteres Blatt, um ihre Verdächtigen aufzuschreiben. Ihre Hand zitterte vor Aufregung, denn der Diebstahl war nicht nur eine Herausforderung an ihren Verstand, sondern auch eine Chance für sie. Wenn sie dieses Rätsel lösen und den Namen des Schuldigen der Polizei nennen konnte, dann würde sie endlich die Anerkennung bekommen, nach der sie sich so sehnte.
Sie stützte ihren Kopf in die Hand und lächelte träumerisch, während sie sich vorstellte, wie sie öffentlich gelobt werden würde, vor allem, wenn sie es schaffte, den gestohlenen Schmuck wiederzubeschaffen. Noch wichtiger als die Bewunderung war ihr jedoch die Möglichkeit, sich einen Namen zu machen. Sie malte sich begeistert eine Zukunft aus, in der Menschen aus dem ganzen Land zu ihr, Georgiana Bellewether, kamen, um sie bei mysteriösen Vorfällen zurate zu ziehen.
In Gedanken an solch glorreiche Aussichten seufzte sie entzückt und wandte sich wieder dem vor ihr liegenden Problem zu. Als Erstes war es schließlich notwendig, herauszufinden, wer nun Lady Culpeppers Halskette gestohlen hatte. Natürlich konnte es sich bei dem Dieb um jemand handeln, den sie, Georgiana, nicht kannte, der sich in kriminellen Kreisen bewegte und nur auf seine Chance gewartet hatte. Doch ihr Ahnungsvermögen sprach dagegen. Kein
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