HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Königin sprechen!“
„Aber Ihr seid doch verletzt“, entgegnete Mary besorgt und hielt die Schwankende fest. „Kann diese Unterredung denn nicht warten?“
„Nein! Ihre Majestät ist in höchster Gefahr!“
Nun forderte Mary ohne weiteren Widerspruch die Wachen auf, sie passieren zu lassen, und führte Seraphina durch die königlichen Gemächer, die sich vor ihren Augen zu einem Durcheinander von Gobelins, Seidentapeten und Goldverzierungen verwirrten. Ihr Schwindelgefühl verstärkte sich von Schritt zu Schritt. Endlich erreichten sie einen sonnendurchfluteten Raum, in dem drei Menschen beisammen standen. Gegen die hellen Fenster waren nur ihre Schattenrisse zu erkennen. Seraphinas Herzschlag schien zu stocken, als sie beobachtete, wie einer von ihnen, groß, schlank, dunkel, unerträglich vertraut, der Königin ein Kästchen hinhielt und diese mit ihren langen, schlanken Fingern ein Stück Konfekt daraus entnahm …
„Nicht, Euer Majestät!“ Seraphinas Schrei ließ die drei Menschen vor dem Fenster erschrocken herumfahren. Seraphina riss sich von Marys Händen los, stürzte vorwärts und schlug der Königin das Naschwerk aus den Händen.
„Sera!“
Sie hatte gerade noch Zeit, die Freude auf Heywoods strahlendem Gesicht zu bemerken, dann schickte sie einer der Leibwächter durch einen Schlag mit der Hellebarde zu Boden und in eine allumfassende Dunkelheit.
„Sera?“
Die Stimme war männlich, sanft und zärtlich. Seraphina öffnete die Augen und blickte direkt in den samtigen Himmel über ihrem Bett. Einen Augenblick lang, ehe ihr die Erinnerung an das Vergangene wiederkam, lächelte sie zufrieden. Doch dann fuhr sie hoch und zog sich, auf Händen und Knien krabbelnd, so schnell wie es das voluminöse leinene Nachtgewand erlaubte, quer über das große Bett von Heywood zurück.
„Rühr mich nicht an …“, rief sie zitternd, als der Earl die Hände nach ihr ausstreckte. Doch dann atmete sie erleichtert auf, als Mary den Raum betrat, eine Waschschüssel und frische Kleider in den Händen. „Oh, Gott sei Dank! Lauft schnell und helft … das Konfekt ist vergiftet. Grace und …“
„Sera …“ Heywoods Stimme klang beinahe so heiser wie die Seraphinas. „Hab keine Angst, ich tue dir doch nichts, du …“
„Bleib mir vom Halse!“ Seraphina ergriff den Leuchter, der neben dem Bett stand, und schwang ihn drohend gegen den Earl.
„Nur ruhig!“ Mary eilte zum Bett. „Wir wissen alles darüber dank des Briefes, den Ihr für Richard hinterlassen hattet. Die Königin hat sich diese Süßigkeiten nur angesehen, denn sie will genau die gleichen, nur ohne Gift, an ihren Cousin in Frankreich schicken als Warnung, damit er die Finger vom englischen Thron lässt.“
„Und Grace?“
„Sie nahm lieber ihr eigenes Gift, als sich in meinen Gewahrsam zu begeben“, erwiderte der Earl ergrimmt. „Und sie tat gut daran, nachdem sie mir berichtet hatte, dass sie dich bei lebendigem Leibe verbrennen ließ.“
„Auf deinen Befehl hin! Du hast ihr aufgetragen, mich zu töten!“, rief Seraphina außer sich.
„Aber nein, das stimmt doch gar nicht“, entgegnete Mary hastig, als sie bemerkte, dass dem Earl die Worte fehlten. „Sie hat doch nur wieder gelogen, um Euch zu quälen … Als sie in Verhaft genommen werden sollte, hat sie sich sogar damit gebrüstet. Richard ist kein Verräter, und er würde Euch kein einziges Haar krümmen, das müsst Ihr wissen.“
„Es war nicht die Wahrheit … nichts von dem, was sie sagte?“ Der Leuchter entfiel Seraphinas Händen. Mit ängstlichen Blicken durchforschte sie Heywoods Antlitz und erkannte mit einem heißen Glücksgefühl, dass es so und nicht anders gewesen sein musste.
„Nichts davon, Närrchen“, murmelte der Earl, als Seraphina sich mit unterdrücktem Schluchzen in seine Arme warf. „Gar nichts davon. Ich habe für die Königin gearbeitet und mich nicht gegen sie verschworen.“
„Glaubt Ihr, dass jetzt die rechte Zeit für eine Aussprache ist?“, fragte Mary zweifelnd. Doch als sie sah, dass keiner der beiden Augen oder Ohren für einen Dritten hatte, zog sie sich leise zurück und schloss die Tür.
„Hast du wirklich geglaubt, dass ich dir etwas antun wollte?“, forschte Heywood mit unsicherer Stimme, strich Seraphina eine Haarsträhne aus der Stirn und berührte ihre Wangen mit seinen Lippen.
„Ich wollte es ja nicht, aber ich war so durcheinander“, räumte Seraphina hilflos ein. „Als ich jene Liste fand …“
„Das waren
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