Historical Exclusiv Band 44
Lady Solay, bin in der Lage, Tag und Nacht zu unterscheiden.“
„Die Listen Eurer Mutter wirken bei mir nicht.“
Dann muss ich andere versuchen, dachte sie voller Angst.
Welche anderen kannte sie noch?
Er hatte sie ihre Selbstbeherrschung verlieren lassen. Sie war zu direkt vorgegangen. Beim nächsten Mal durfte sie nur süße Worte benutzen. „Niemals würde ich versuchen, Euch zu überlisten, Lord Justin. Ihr seid zu klug, um Euch zum Narren halten zu lassen.“
Mit einem gemurmelten Abschiedsgruß machte sie kehrt und ließ den Mann stehen, der es geschafft hatte, sie zu verärgern. Sie durfte sich nicht dazu hinreißen lassen, ihre wahren Gefühle zu zeigen.
Erschüttert sah Justin ihr nach, wie sie mit wiegenden Hüften davonging – nein, davonschwebte. Beinahe hätte er sie geküsst. Es war ihm kaum gelungen, seine Hände bei sich zu halten.
Schon einmal war er auf die Lügen einer Frau hereingefallen. Das würde ihm kein zweites Mal passieren.
Dennoch hatte er alle Kraft aufbringen müssen, um sie nicht in seine Arme zu ziehen und zu küssen.
Nun, es war nicht schwer, sich in Augen zu verlieren, die die Farbe der Wolken bei Sonnenuntergang hatten, und weiche, volle Brüste zu begehren. Er wäre kein Mann, würde er nichts empfinden.
„Da seid Ihr.“ Gloucester stand plötzlich neben ihm. „Was ist in Euch gefahren, Lamont, der Tochter der Dirne Geheimnisse ins Ohr zu flüstern?“
Gloucesters harte Worte schmerzten, obwohl Justin in etwa dasselbe gedacht hatte. „Es gibt nur einen kleinen Abstand zwischen dieser Seite des Bettes und jener“, sagte er und wandte den Kopf, um den Duke anzusehen. „Ihr habt denselben Vater. Ihr könntet sie Eure Schwester nennen.“
Gloucester runzelte die Stirn. „Ihr seid zu direkt.“
„Ich habe nur keine Angst, die Wahrheit auszusprechen.“ Doch das stimmte nicht, er hatte Angst. Tatsächlich verstand er nicht, was ihn dazu gebracht hatte, sie beinahe in die Arme zu ziehen, und er wollte auch nicht darüber nachdenken. „Diese Frau wollte mich in Versuchung führen, so wie ihre Mutter es bei dem alten König getan hat.“
„Ihr seht aus, als hättet Ihr beinahe nachgegeben.“
„Ich sagte ihr nur, dass man ihr nicht erlauben würde, mit Richards Schatulle zu spielen.“
Gloucester schnaubte verächtlich. „Mein Neffe ist ein miserabler König. Die Franzosen rauben das Land meines Vaters, und der Junge liest Gedichte und putzt sich hin und wieder mit einem weißen Fähnchen die Nase. Als wäre der Ärmel nicht gut genug.“ Der Duke seufzte. „Nun, was wolltet Ihr mir sagen?“
Justin besann sich wieder auf die Liste des Königs. „Richard will dem Duke of Hibernia mehr Besitz überlassen.“
„Und was ist mit meiner Bitte?“
Justin schüttelte den Kopf.
Gloucester schnaubte vor Wut. „Zuerst verleiht er diesem Mann den Titel eines Dukes, den bisher nur der Sohn eines Königs getragen hat. Dann gibt er ihm einen Waffenrock, der mit Kronen verziert ist. Jetzt will er ihm Grundbesitz geben und mich der Gunst des Schatzmeisters überlassen? Niemals.“
„Ich sage es ihm, Euer Gnaden. Gleich nach dem Essen.“ Es war Justin zugefallen, schlechte Nachrichten zu überbringen. Er gehörte nicht zu den Männern, die die Wahrheit zurückhielten, nicht einmal gegenüber dem König.
Aber er vermutete, dass Lady Solay das tat. Nichts an ihr schien echt zu sein, nicht einmal dieser so passende Geburtstag. Als er zusammen mit Gloucester in die Halle zurückkehrte, fragte er sich, ob einer der alten Dienstboten des Königs sich noch an Genaueres über sie erinnerte.
Wenn sie glaubte, sie könnte die sich zusehends leerende Schatztruhe des Königs mit ihren süßen Worten endgültig plündern, dann würde sie eine Enttäuschung erleben.
Dafür würde er sorgen.
2. KAPITEL
I n der Stunde nach Sonnenuntergang begab sich Justin zu den Gemächern des Königs. Er ging nicht gern zu diesem Treffen. Der König erwartete eine Entscheidung zu seiner Liste mit Gunstbeweisen, und die Antwort, die er hören musste, würde ihm nicht gefallen.
Aber Justin würde sie überbringen, und das schnell. Denn ehe das Weihnachtsscheit angezündet wurde, musste er noch etwas anderes erledigen.
Er betrat das Gemach und sah Richard mit gefalteten Händen am Boden knien. Der König schien zu beten, daher blieb Justin stehen, doch als Richard ihn zu sich winkte, entdeckte er einen Maler, der vor seinem Pergament stand und eine Skizze entwarf.
Justin zwang sich zu
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