Historical Exclusiv Band 44
Geld bekommen, hatte Lord Justin gesagt. Fragt besser nach einem Gemahl.
Sie räusperte sich. „An meiner Heirat, Majestät.“
Hibernia grinste. „Heirat? Mit wem?“
Sie lächelte. Wäre es zu kühn, den Earl of Redmon vorzuschlagen? „Jedem Mann wäre es eine Ehre, von Seiner Majestät beachtet zu werden.“
Der König betrachtete sie misstrauisch und unentschlossen.
Mit einem leisen Lachen beugte der Duke sich zum König hinüber. „Es schien ihr zu gefallen, Lamont zu küssen. Verheiratet die beiden.“
Sie hatte das Gefühl, irgendetwas drücke ihr die Kehle zu. „Oh nein, Majestät, das geschah nur wegen des Narren. Es war so bedeutungslos wie der Kuss des Dukes für Lady Agnes.“ Ein Kuss, wie ihr zu spät einfiel, der keineswegs bedeutungslos war.
Aber der König hörte nicht zu. „Eine Ehe mit Lamont. Interessante Idee.“
Ihr Verlangen stand im Widerstreit mit den Bedürfnissen ihrer Familie. Sie wollte keinen Feind des Königs heiraten, aber sie wagte nicht, den Vorschlag des Dukes infrage zu stellen. „Wie freundlich von dem Duke of Hibernia, so etwas vorzuschlagen, aber ich bin sicher, dass Eure Majestät einen anderen im Sinn haben.“
„Ihr wolltet einen Gemahl. Wenn ich mich entschiede, diesen vorzuschlagen, würdet Ihr dann ablehnen?“
Noch immer auf den Knien, blickte sie zu Boden in der Hoffnung, ihre Unterwürfigkeit würde seinen Zorn über ihren leisen Widerspruch mildern. „Natürlich nicht, Majestät. Es wäre ein Ausdruck Eures großzügigen Aszendenten, Lord Justin Eurem Thron so nahezubringen.“
Durch ihre Wimpern hindurch sah sie ihn an und bemerkte, wie er die Stirn runzelte, als ihm klar wurde, dass er im Begriff stand, einen Feind zu erhöhen.
Dann blitzte etwas auf in seinen Augen. „Und aufgrund meiner besonderen Großzügigkeit bitte ich Euch nur um eines.“
„Alles, was Ihr wünscht, Majestät.“
„Ihr werdet mich über alles informieren, was er für den Rat unternimmt.“
Plötzlich war seine Absicht ganz klar. Diese Heirat sollte ihm nutzen, nicht ihr. Wie konnte es auch anders sein. „Glaubt Ihr nicht, der Rat wird mit Euch ebenso eng zusammenarbeiten wie mit Lord Justin?“
„Das herauszufinden, ist Eure Aufgabe.“
Sie senkte den Kopf. „Natürlich, Majestät.“
„Erledigt Euren Teil, vielleicht werde ich Eurer Familie dann nächstes Jahr eine Zuwendung gewähren.“
Nächstes Jahr, wenn das Privileg des Rates nicht mehr gültig war und sie immer noch mit einem Mann verheiratet sein würde, der sie hasste. „Euer Majestät, Ihr seid sehr großzügig.“
König Richard winkte einem Pagen, der vor der Tür stand. „Rufe Lord Justin.“
Justin betrat Richards Gemächer mit dem Gedanken, dass eine Aufforderung des Königs, vor ihm zu erscheinen, nichts Gutes verhieß. Er verbeugte sich kurz in Richtung des Königs und Hibernias, die den Anschein erweckten, als würden sie gemeinsam herrschen.
Vor dem Thron stand Solay. Als sie ihn ansah, legte sie einen Finger an ihre Lippen, und eine Welle der Lust erfasste ihn bei der Erinnerung an ihren Geschmack.
War der König bei ihrer Unterredung zwei Stunden zuvor noch wutentbrannt gewesen, so wirkte sein Gesichtsausdruck jetzt lauernd und berechnend. „Wie es aussieht, wird Lady Solay bald heiraten.“
Justin erschrak und sein Magen zog sich zusammen. War dies nicht genau das, was er vorgeschlagen hatte? „Das tun die meisten Frauen.“ Er sollte froh sein, dass der König von einer Konfrontation mit dem Rat wegen dieser Frau Abstand genommen hatte. Jetzt erschien ihm die Summe, die sie brauchte, nur gering.
„Ihr schient Ihren Kuss zu genießen.“
Kein Grund, die Wahrheit zu leugnen. „Welcher Mann täte das nicht?“ Er empfand einen Anflug von Neid gegenüber jenem, der ihr Gemahl werden und das Recht dazu haben würde, sie zu küssen.
„Dann wird es Euch wohl gefallen, sie als Gemahlin zu bekommen.“
Pures Verlangen durchströmte seinen Körper und verdrängte jeden klaren Gedanken. Mit ihr das Bett teilen zu dürfen, sie zu besitzen, schien ihm das einzig Lohnende auf der Welt zu sein.
In ihren Augen bemerkte er einen Anflug von Furcht, aber dann blinzelte sie, und der Ausdruck verschwand. Sie öffnete ein wenig die Lippen und sah durch die Wimpern hindurch zu ihm auf, als wolle sie ihn verführen und gleichzeitig die Unschuldige spielen.
Er war sicher – und dieser Gedanke schmerzte ihn –, dass sie das nicht war.
Langsam gewann sein Verstand wieder die Kontrolle
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