Historical Exclusiv Band 44
zu sein. „Ich stehe zu meinem Wort.“
„Dennoch“, sagte der König lächelnd, „am Ende des Monats lasse ich das Aufgebot verkünden.“
Am Ende des Monats. Die Erkenntnis dessen, was er getan hatte, traf ihn plötzlich mit voller Wucht.
„So bald?“, fragte sie. „Wir können erst heiraten, wenn die Fastenzeit vorüber ist.“
Hibernia mischte sich ein. „Es ist Zeit genug, zu heiraten, ehe die Fastenzeit beginnt.“
„Wir werden überhaupt nicht heiraten, solange ich nicht von ihrer Liebe überzeugt bin“, sagte Justin.
Der König zuckte die Achseln. „Nun gut, Lady Solay, Ihr habt Zeit bis zum Ende des Fastenmonats, ihn von Eurer Liebe zu überzeugen.“ Jetzt wirkte sein Blick bedrohlich. „Und, Lamont, Ihr habt bis dahin Zeit, Euch überzeugen zu lassen.“
6. KAPITEL
S olay folgte Justin, als er die Gemächer des Königs verließ, entschlossen, ihn davon zu überzeugen, dass sie eine liebende und gehorsame Gefährtin sein würde.
Sie berührte seinen Arm, um ihn aufzuhalten, ehe er das Ende des Ganges erreichte.
„Ich werde den König um die Erlaubnis bitten, meine Mutter zu besuchen und sie über die bevorstehende Heirat zu informieren“, begann sie. „Wollt Ihr mich begleiten?“
„Nein.“
„Dann später. Ich möchte Euch nicht von Eurer Arbeit …“
„Solay, hört auf. Das ist Wahnsinn.“
„Ihr wart es, der eine Heirat vorschlug.“
„Dabei dachte ich nicht an eine Heirat mit mir.“
„Warum habt Ihr dann zugestimmt?“ Ihre geflüsterte Bitte konnte kaum dazu beigetragen haben. „Die Billigung des Königs bedeutet Euch doch nichts.“
Er sah sie an mit diesem kühlen, aufrichtigen Blick, den sie schon kannte, und doch entdeckte sie eine Spur von Zuneigung darin. „Ich wollte nicht, dass er Euch zwingt.“
„Ich wurde nicht gezwungen. Ich möchte diese Heirat.“ Wenn sie die Worte lauter sagte, würden sie dann wohl überzeugender klingen?
„Ihr möchtet eine Heirat, keine Heirat mit mir.“
Mir bleibt keine Wahl, fuhr es ihr durch den Kopf. Ohne diese Heirat würde sie mit leeren Händen nach Hause zurückkehren.
Sie versuchte, ruhig zu bleiben. Mit ihm zu kämpfen, würde sie den Geheimnissen des Rates nicht näherbringen.
Sie lehnte sich an seine Brust. All diese Höflinge, die wegen des Königs ihre Mutter umschwärmt hatten, welche Worte hatten sie benutzt? „Vermutlich hat der König vorgeschlagen, ich solle Euch heiraten, weil er sieht, wie sehr ich Euch bereits liebe.“
Er schob sie beiseite, als sei sie ihm lästig. „Für jemanden mit so viel Übung seid Ihr eine schlechte Lügnerin.“
Das hatte ihr noch nie jemand gesagt. „Warum könnt Ihr mir nicht glauben? Ihr spürt doch die Anziehung zwischen uns.“
Er sah ihr in die Augen. „Verlangen, ja. Wenn ich das leugne, würde ich lügen.“
Sie fühlte seinen Atem an ihrer Wange, fühlte, wie ein Prickeln sie durchfuhr. Er trat näher, und sie schloss die Augen und hob den Kopf. Jetzt. Jetzt würde er sie küssen.
Doch nichts geschah. Sie öffnete die Augen wieder und sah, dass er zurückgewichen war und die Arme verschränkt hatte. „Aber Verlangen ist keine Liebe.“
Sie sah ihn mit einem Augenaufschlag an. „Aber es kann ein Anfang sein, oder?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin kein seniler König, der jemanden sucht, um ihm das Bett zu wärmen. Ich will mehr als Euren Körper.“
Was hatte eine Frau sonst noch zu bieten? „Den König verlangte es nach vielen Frauen, die sein Bett mit ihm teilten. Meine Mutter teilte viel mehr mit ihm.“
„Ich werde Euch sagen, warum Ihr einverstanden wart.“ Er legte einen Finger an ihre Lippen, damit sie ihn nicht unterbrach. „Ihr wart einverstanden, um dadurch dem König zu gefallen. Und ich versichere Euch, welche Gründe er auch immer für diese Heirat haben mag, sie sind zu seinem eigenen Nutzen, nicht zu Eurem.“
Sie sprach ein stummes Gebet, dass er niemals den wirklichen Grund herausfände. „Vielleicht auch zu Eurem Nutzen. Ist es nicht höchste Zeit für Euch, eine Gemahlin zu nehmen?“
„Ich bin nicht interessiert an einer Gemahlin. Und wenn es doch so wäre, dann würde ich keine Schlange in meinem Bett wollen. Glaubt Ihr etwa, wenn wir erst verheiratet sind, würde ich meine Meinung ändern bezüglich der Zuwendung, die Ihr vom König erhofft?“
Jeder andere Mann würde seine Meinung ändern. Doch sie schwieg. Denn eine unbedachte Äußerung konnte ihr schaden.
Er wartete nicht, bis sie geantwortet hatte.
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