Historical Exklusiv Band 20
was sie so bereitwillig gab. Er verlor sich in ihrer Lieblichkeit und Unschuld und steigerte dabei ihrer beider Verlangen ins Unerträgliche.
Ihm war zumute, als stünde er mit Briana an einem Abgrund, und er hatte die Macht, sie zu retten oder mit sich ins Unglück zu stürzen. Ein falscher Schritt, und seine Reue würde keine Grenzen mehr kennen.
Noch einen winzigen Moment länger gab er der Versuchung nach, doch dann …
„Briana, großer Gott, Mädchen. Ich brauche einen Augenblick, um mich zu sammeln.“ Schwer atmend hielt er sie ein Stück weit von sich weg. Er legte ihr die Hände auf die Schulter, neigte sich nach vorn und küsste sie zart auf die Stirn. Er spürte, wie sehr sie das genoss.
„Mylord!“ Die Tür wurde aufgerissen, und Vinson blieb wie angewurzelt auf der Schwelle stehen.
Hastig lösten sich Keane und Briana voneinander und traten jeweils einen Schritt zurück. „Was ist denn?“, wollte Keane in ungehaltenem Tonfall wissen, während er sich nach dem Schal bückte.
„Ich habe einen Burschen mitgebracht, der Feuerholz für den Kamin bringt, Mylord.“ Der Butler trat zur Seite und deutete auf einen kräftigen jungen Mann, der einige große Scheite trug.
„Wir brauchen kein Feuer“, erklärte Keane barsch. Keane spürte, dass er die Wahrheit sagte, denn seine Haut war feucht von Schweiß.
„Dann werde ich das Holz in die Gemächer der jungen Lady bringen lassen“, beschloss Vinson. Ihm war sehr wohl bewusst, welche Art von Beschäftigung sein Herr und Miss Briana durch sein unerwartetes Auftauchen so jäh hatten beenden müssen. Überdies war er wild entschlossen, dass das zärtliche Spiel keine Minute länger mehr fortgesetzt wurde. „Vielleicht möchtet Ihr Euren Gast jetzt sowieso nach oben geleiten?“
Keane spürte, dass sein alter Diener recht hatte und Schaden von Briana abwenden wollte. Zögernd stimmte er daher zu. „Ja, ich denke, das ist ein kluger Vorschlag.“ Er atmete immer noch schwer.
Sie bebten beide noch vor Verlangen, als Keane ihr den Arm bot und Briana die Treppe hinaufführte. Sie legten den Weg wie in einer Art von Verzauberung zurück, die erst nachließ,als sie vor der Tür zu Brianas Räumlichkeiten standen. Vinson und der Holzträger warteten schweigend in respektvollem Abstand darauf, dass die beiden sich voneinander verabschiedeten.
„Gute Nacht, Briana.“ Keane zog ihre Hand kurz an die Lippen, ließ sie sogleich wieder los und brach damit den körperlichen Kontakt ab.
„Gute Nacht, Keane.“ Sie schaute ihm prüfend ins Gesicht, doch seine Miene war wieder einmal undurchdringlich. Seine Augen wirkten, wie der ganze Mann, erneut kühl, beherrscht und bar jeglicher Gefühle.
Sie folgte dem Diener, der die Holzscheite trug und jetzt die Tür öffnete, in ihre Gemächer. Mit aller Kraft hielt sie sich aufrecht, obwohl ihr die Knie so sehr zitterten, dass sie schon befürchtete, ihre Beine würden sie nicht länger tragen. Ungeduldig wartete sie, dass der Mann seine Aufgabe, die Scheite zu schichten und anzuzünden, erfüllte.
Aufatmend sah sie schließlich, wie sich die Tür hinter dem Diener schloss. Als sie endlich allein war, ließ sich Briana auf ihr Bett sinken und betete inständig darum, dass das Zittern doch bitte bald aufhören möge.
9. KAPITEL
Keane stand auf dem Balkon seines Schlafgemachs und schaute versunken in den heraufdämmernden Morgen. Er hatte in dieser Nacht kaum schlafen können, war immer wieder aufgewacht und ruhelos umhergewandert. Und es stand für ihn zweifelsfrei fest, woher seine Unruhe rührte, denn sie hatte einen Namen: Briana O’Neil!
Er hätte niemals damit gerechnet, jemals in seinem Leben noch einmal so zu empfinden. Woran mochte es liegen, dass er beinahe zu glauben begann, dass er mit Briana ein neues Leben würde beginnen können? Es musste mit ihrer Unschuld, sowohl der körperlichen als auch der seelischen, zu tun haben. Sie schien über genug Güte und Verständnis für sie beide zu verfügen. In ihrer Gegenwart fühlte er sich weniger als schlechter Mensch und spürte, dass Brianas Zuneigung auf ihn eine geradezu reinigende Wirkung hatte.
Allerdings war Keane nicht so naiv zu glauben, dass er jemals wieder unschuldig sein könnte. In ihm verborgen war eine geradezu teuflische Ader, die seinen mächtigen Wunsch schürte, Briana nach allen Regeln der Kunst zu verführen. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, sie in der Bibliothek einfach zu nehmen, dort vor dem Kamin, wo die so oft Flammen
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