Historical Exklusiv Band 20
durchgesprochen. Ich brauche k…keine Hilfe, wenn ich ein Bad nehme.“
„Aber …“
„Verlasst mein Gemach“, sagte er, doch als seine Worte keine Wirkung zeigten, wiederholte er die Aufforderung mit Nachdruck, um seine Meinung deutlich kundzutun.
Als Isolda endlich mit ihren Zofen hinausgegangen war, biss Marcus grollend die Zähne zusammen. Dieses Spiel, sich taub zu stellen und ihn mit ihren schönen braunen Augen seelenruhig anzuschauen, hatte er bei Isolda bereits vor fünf Jahren zum ersten Mal erlebt. Damals war sein Vater zum Grafen ernannt worden und hatte die Burg von Wrexton mit all ihren Dienstleuten in Besitz genommen. Schon zu diesem Zeitpunkt und unzählige Male danach hatte Marcus klargestellt, dass er nicht die Absicht hatte, sich mit Isolda einzulassen.
Nichts hatte sich geändert.
Er wusste, dass sie sich einbildete, eines Tages die Gräfin von Wrexton zu werden. Zwar achtete Marcus die junge Frau, aber ihre kühle und bestimmende Art hatte ihn noch nie angesprochen.
Marcus verstand nicht, warum Edmund Sandborn, der vorige Besitzer von Wrexton, nie einen Gemahl für Isolda gefunden hatte. Da Sandborn ihr letzter Verwandter gewesen war, wäre es eigentlich seine Pflicht gewesen, sie standesgemäß zu verheiraten. Stattdessen war sie als Aufseherin auf Wrexton Castle geblieben.
Nachdem Marcus deutlich gemacht hatte, dass er Lady Isoldas Hand ablehnte, hatte Eldred mehrfach versucht, einen geeigneten Gemahl für sie zu finden, doch sie war allen Verehrern aus dem Weg gegangen. Denn eines stand fest: Sie würde sich mit nichts anderem begnügen wollen als mit Wrexton.
Marcus seufzte. Jetzt, da Eldred nicht mehr lebte, bestand kein Zweifel mehr daran, dass Isolda neue Anstrengungen unternehmen würde, um den jungen Grafen von Wrexton für sich zu gewinnen.
7. KAPITEL
Weihrauch erfüllte die Kapelle.
Der Leichnam von Eldred de Grant, dem elften Grafen von Wrexton, war vor der Sakristei aufgebahrt, wo der Bischof von Chester zusammen mit Pater Pygott, dem Burgkaplan und Kämmerer, die Totenmesse abhielt.
Keelin verschlug es beinahe den Atem, als die hellen Sonnenstrahlen durch die farbigen Glasfenster schienen und die Kapelle in beinahe überirdisches Licht tauchten. Die heiligen Figuren im Fensterglas glühten gleichsam und schienen sich je nach Lichteinfall zu bewegen. Keelin staunte über dieses magisch wirkende Schauspiel des Lichts. Auf der Galerie hoch über ihr erklang ein Gesang von wunderbarer Reinheit, und als die Stimmen vom Deckengewölbe der Kapelle widerhallten, rührte der Klang sie zutiefst an.
Sie wünschte sich, während der ergreifenden Messe Ga Buidhe an Lamhaigh in Händen zu halten, aber sie wusste, dass man ihr die Heilige Lanze an diesem Ort als gotteslästerlich auslegen würde.
Marcus stand einige Reihen vor ihr. Keelin schaute auf seine breiten Schultern und das golden schimmernde Haar. Neben ihm standen der Marquis Kirkham und Lady Isolda Coule.
Die Kapelle war überfüllt. Keelin bemerkte, dass einige Leute weinten. Das Schluchzen kam indes nicht aus den vorderen Reihen, sondern von den Frauen aus dem Dorf oder den Bediensteten aus der Burg, die um den gefallenen Edelmann trauerten. Doch auch in den Augen vieler Ritter und Dienstleute schimmerten Tränen. Gewiss, Marcus’ Vater war sehr beliebt gewesen, auch wenn man hier in nahezu stiller Trauer von ihm Abschied nahm.
Keelin war es nicht vergönnt gewesen, an der Bestattung ihres Vaters teilzunehmen. Sie und Tiarnan hatten die Flucht ergriffen, noch bevor Eocaidh zu Grabe getragen worden war. Es war ihnen damals auch gar keine andere Wahl geblieben, denn der ruchlose Ruairc Mageean war im Begriff gewesen, Ga Buidhe an Lamhaigh an sich zu reißen.
Glücklicherweise hatte ihr Clan damals Mageeans Pläne vereiteln können. Jetzt aber, da Cormac durch Mageeans Hand getötet worden war, geriet ihr Familienclan ins Wanken. Es war Keelins Pflicht, Ga Buidhe an Lamhaigh wieder nach Carrauntoohil zu bringen, um ihren Leuten das Vertrauen in die Kraft der Heiligen Lanze zurückzugeben. Doch unglücklicherweise konnte sie nicht sofort aufbrechen.
Adams Zustand hatte sich während der Fahrt nach Wrexton verschlechtert, und der Junge brauchte in den kommenden Tagen ihre Hilfe. Sie brachte es nicht übers Herz, den Kleinen zu verlassen, bevor er sich nicht auf dem Weg der Besserung befand.
Tiarnan brauchte sie ebenfalls, obgleich sein Zustand besser war als noch vor einer Woche. Keelin betete, dass er weiter
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