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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westleigh
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haben. Er hätte sich offen gegen seinen Vater stellen sollen!“
    „Das ist leicht gesagt. Vielleicht war der Junge auch schwach. Doch er wollte die Zustimmung seines Vaters erringen, bevor er sich zu der Heirat bekannte. Er dachte wohl, er schaffte es, vor allem, weil er nicht der Erbe des Titels war.“
    „Er hat es indes nicht geschafft und kam nie wieder, um sein Weib und sein Kind zu holen?“
    „So war es wohl.“
    „Du bist viel zu gutmütig, Meg. Er war ein Feigling.“ Genevra hielt einen Augenblick inne und spielte mit ihrer Anstecknadel. Sie versuchte mit der traurigen Erkenntnis fertig zu werden, die Tochter eines Mannes zu sein, dem es an Mut gemangelt hatte. Endlich fragte sie: „Meine Mutter hat nicht einmal dir seinen Namen anvertraut?“
    „Nein, mein Täubchen. Und als er nicht kam, um sie zu holen, war aller Lebenswille in ihr gebrochen. Eines Tages im Winter bekam sie ein böses Fieber und welkte dahin.“
    „Ich wünschte, sie wäre am Leben geblieben. Ich habe sie doch gebraucht.“
    „Sie liebte Euch, Mistress Genny. Sie nannte Euch immer ihr Liebstes und sprach davon, wie ähnlich Ihr Eurem Vater seid.“
    „Vor allem meine Nase“, murrte Genevra, griff nach dem Handspiegel aus poliertem Metall und betrachtete sich darin. Ihre Nase war nicht gerade, sondern endete in einer sanften Rundung.
    „Nein, nicht die Nase, mein Täubchen. Die habt Ihr von Eurer Mutter. Und sie hatte sie von ihrem Vater geerbt.“
    „Nur Onkel Gilbert scheint von diesem Erbe verschont geblieben zu sein.“
    „Ja.“
    „Was habe ich dann von meinem Vater?“
    Meg betrachtete das zarte, fein geschnittene Gesicht. „Euren Teint, auch wenn der Seine etwas rötlicher gewesen sein soll. Ihr habt seine grünen Augen. Und sein kräftiges Kinn. Das behauptete jedenfalls Eure Mutter.“
    „Ich wollte, ich wüsste, wer er war. Trotzdem bleibe ich dabei, er war ein Feigling. Wie konnte er uns nur im Stich lassen?“
    Meg zuckte die Schultern. „Wahrscheinlich konnte nicht einmal seine Liebe etwas gegen den Zorn seines Vaters ausrichten. Oder vielleicht ist ihm etwas zugestoßen.“ Sie seufzte. „Die beiden waren doch noch so jung.“
    „Nun, wenigstens hat es den Anschein, dass Robert St. Aubin nicht zu stolz ist, einen Bastard zu ehelichen.“ Genevra warf ihren Kopf zurück und stieß einen Seufzer aus. „Bin ich jetzt fertig?“
    „Ja, Mistress Genny. Ihr seht verführerisch aus. Nun können sie Euch holen.“ Meg hob den Kopf. „Ich höre Schritte auf der Treppe. Man wird jemanden schicken, um Euch in den Saal zu geleiten, wo die Zeremonie stattfindet.“
    Genevra war im neueren Teil der alten Burg von Ardingstone untergebracht. Sie teilte den Raum mit zwei anderen Frauen und ihren Dienerinnen, die aber jetzt glücklicherweise nicht anwesend waren. Ihr Onkel und ihre Tante bewohnten ein Gemach eine Treppe tiefer. Es überraschte Genevra nicht, als ihre Tante Hannah in der Tür stand, um sie abzuholen.
    Pflichtbewusst unterwarf sie sich der strengen Prüfung durch ihre Tante.
    „Ich sehe, du trägst den Schmuck deiner Mutter.“
    „Ja, Tante. Ich wollte Lord St. Aubin beeindrucken.“
    „So, so“, sagte Hannah mit säuerlicher Miene. „Ich nehme an, das wirst du auch. Nimm deine Chamarre und folge mir.“
    Hannah war in Begleitung eines Pagen gekommen. Und als Meg den Mantel um Genevras Schultern legte und sie dabei aufmunternd drückte, wies Hannah mit herrischer Geste den Knaben an, ihnen vorauszugehen. Er führte sie die Wendeltreppe hinunter und durch den inneren Burghof. Über steinerne Stufen gelangten sie zum großen Eingangstor und durchschritten einen langen Gang zwischen wuchtigen Mauern. Endlich erreichten sie die Große Halle, in der schon Diener und Pagen die Tafeln für das Bankett herrichteten.
    Eine Gruppe hatte sich auf der Estrade am Ende des Saales versammelt. Genevra erkannte ihren Onkel und den Earl of Northempston. Zwei Männer konnte sie aufgrund ihrer Kleidung als Notare erkennen, deren Anwesenheit für die Zeremonie notwendig war. Und neben seinem Gönner stand, hochgewachsen und prächtig gekleidet, ihr zukünftiger Ehemann.
    Genevra ging festen Schrittes auf ihn zu. Ihre Röcke raschelten bei jedem Schritt auf dem Boden, der mit Binsen bedeckt war, die einen angenehmen Geruch von frischen Kräutern verbreiteten. Sie nahm die Gelegenheit wahr, den Mann nun genauer zu betrachten, mit dem sie bis ans Ende ihres Lebens zusammenbleiben sollte.
    Im Gegensatz zu den anderen

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