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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westleigh
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überblicken. Ein Zeltdach aus blau und silber gestreiftem Stoff, der mit zahlreichen Tiermotiven, mythologischen Figuren, Teufeln und Engeln bemalt war, bot dem Earl und seinen Gästen Schutz vor der Sonne.
    Die Herolde blieben vor der Loge stehen. Sie hoben ihre mit Schnüren und Tressen verzierten Hörner, und Fanfarenstöße durchdrangen die klare Luft.
    Die Menge, die sich in dem großen äußeren Burghof von Ardingstone Castle versammelt hatte, das mit seinen grauen wuchtigen Steinen und wehrhaften Türmen einen dunklen Hintergrund zu diesem großen Ereignis bildete, verstummte. Die Stimme des ersten Herolds verkündete die zahlreichen Heldentaten, die sein Ritter im Kampf vollbracht hatte.
    Genevras Blick wandte sich dem Ritter zu, der bewegungslos am Ende der Bahn auf den Beginn des Kampfes wartete. Die Entfernung war zu groß, als dass sie Einzelheiten hätte erkennen können, sie sah seine stattliche Gestalt, sein Pferd und die kostbare Ausstattung. Von seinem im Sonnenlicht blitzenden Helm flatterte ein Tuch aus grüner Seide.
    Dieser grüne Schal gehörte Genevra. Ihr Onkel hatte ihr gesagt, St. Aubin wünsche im Kampf ihre Farben zu tragen.
    „Warum?“, hatte sie ängstlich gefragt.
    Da erst hatte sie erfahren, dass sie auserwählt war, die Braut Lord St. Aubins zu werden. Nie zuvor hatte sie diesen Mann gesehen.
    Bisher hatte sie nur wenige Männer kennengelernt, außer einigen Landarbeitern und Knechten, da sie in der Abgeschiedenheit eines Klosters am Ufer des Derwent, an den Felsenhügeln von Derbyshire, gelebt hatte. Ihr Onkel Gilbert Heskith und seine Frau Hannah hätten es vorgezogen, sie dort bis ans Ende ihrer Tage zu lassen. Sie hatten alles darangesetzt, Genevra zu einem Leben hinter Klostermauern zu überreden.
    Sie hatte indes nicht den Ruf verspürt, Nonne zu werden, und mit der Unterstützung der Mutter Oberin, die diesen Mangel an innerer Berufung bei ihrem Schützling erkannt hatte, widerstand sie der Bedrängung durch ihren Onkel, auf ihr Erbe zu verzichten und die ewigen Gelübde abzulegen. Zu Lammas, der Zeit um den ersten August, sobald sie das einundzwanzigste Lebensjahr vollendet hatte, wollte sie ihr Erbe einfordern und ihr eigenes Leben beginnen. Ihr Onkel hatte jedoch schon jetzt nach ihr gesandt und sie hierher nach Ardingstone gebracht. Man hatte einen Ehemann für sie gewählt.
    Das war gewiss nicht der Wunsch ihres Onkels. Man hatte sie auf Befehl des Earls hierher gebracht, um einen Mann zu heiraten, den Seine Lordschaft selbst ausgesucht hatte. Ihr Onkel, der nach dem Tod ihres Großvaters vor zehn Jahren zu ihrem Vormund bestellt wurde, hatte seine Pflichten, einen Gemahl für sein Mündel zu suchen, all die Jahre hindurch vernachlässigt, sowohl, als sie ein heiratsfähiges Alter erreicht hatte, als auch jetzt, da sie beinahe schon darüber hinaus war. Er hatte es vorgezogen, die Erträge aus dem Landbesitz ihrer Mutter so lange wie möglich für sich selber einzustreichen.
    Und jetzt, da Genevra in dem Alter war, eigene Pläne für die Zukunft zu schmieden, sah sie sich plötzlich gezwungen, auf Befehl des Earls einen Mann zu heiraten, der ihr völlig fremd war, jenen Ritter, der nun unter dem frenetischen Jubel der Menge auf seinem kräftigen kastanienbraunen Streitross mit gehobener Lanze die Schranke entlanggaloppierte. Nach ihrer Eheschließung würde ihr Besitz von der Verwaltung ihres Onkels in die ihres Gemahls übergehen. Sie konnte ihre Enttäuschung und ihre Befürchtungen darüber nicht verhehlen.
    Der Ritter war ein gewandter Turnierkämpfer. Selbst sie konnte das nicht leugnen, und die Begeisterung der Menge schien ihr zuzustimmen. Er war der Favorit dieses Turniers. Er hatte in Frankreich und Spanien gekämpft und Ruhm und Auszeichnung in der Schlacht von Najera errungen. Indes wusste sie nichts über ihn und seine Familie. Sein Vater war wohl nicht mehr am Leben, denn St. Aubin trug den ererbten Titel eines Barons. Seine Haltung und seine kraftvollen Bewegungen ließen ihn jünger wirken, doch um all diese Ruhmestaten vollbracht zu haben, musste Robert St. Aubin in den besten Mannesjahren sein.
    Wie jedoch war er wirklich? Könnte er ihr gefallen, oder würde sein Aussehen sie abstoßen – würde sie ihn hassen, ihn fürchten müssen? War er zärtlich oder grausam? Bei diesem Gedanken an ihre unbekannte Zukunft verstärkte sich der Griff ihrer behandschuhten Finger, und Angst und Aufregung stiegen in ihr hoch.
    Sie sehnte sich nach Liebe. Sie wollte

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