Historical Exklusiv Band 42
hing. Madeleine erschrak, und Devlin musste sie förmlich in das Ladenlokal schleifen. Sie hielt eine Hand an die Kapuze ihres Capes, um ihr Gesicht zu verdecken.
Aus einem Hinterzimmer kam eine modisch gekleidete Frau zu ihnen. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“
Da Madeleine sich abgewandt hatte, entgegnete Devlin: „Guten Morgen. Madame Emeraude, darf ich annehmen?“
Die Frau nickte, und Devlin deutete auf seine Begleitung. „Die junge Dame benötigt einige neue Kleider.“
„Aber gewiss, Sir. Soll ich Ihnen einige Modebilder zeigen, oder bevorzugen Sie einen bestimmten Stil?“
Es ärgerte Devlin, dass die Schneiderin ihn ansprach, aber nicht Madeleine, als sei die nur ein Vorzeigeobjekt, das von ihm eingekleidet wurde. Jedoch vermutete er, dass in dieser Gegend die Klientel so gut wie ausschließlich der Halbwelt angehörte.
„Sollen wir uns nach nebenan begeben?“, fragte sie und machte eine elegante Geste.
Devlin zog Madeleine mit sich in den privaten Ankleideraum im hinteren Teil des Geschäfts. „Die junge Dame ist ein wenig in einer Notlage. Sie müssen wissen, sie besitzt nur das Kleid, das sie am Leib trägt, und wir hatten gehofft, Sie hätten etwas Passendes für sie, das wir sofort mitnehmen können.“
Die Frau nickte verstehend. „Lassen Sie mich mal genauer hinsehen.“
Da Madeleine wie ein Stock dastand, blieb ihm keine andere Wahl, als sie so zu behandeln. Er drehte sie zur Schneiderin um und nahm das Cape ab, unter dem sie sich versteckt hatte.
„Oh“, sagte die Frau überrascht. „Miss M., richtig? Welch eine Freude, Sie wiederzusehen.“
„Guten Tag, Ma’am“, murmelte Madeleine höflich, doch Devlin entgingen nicht ihre geröteten Wangen.
„Zum Teufel“, rief er aus.
„Ich glaube, ich habe ein Kleid für Sie fertig“, meinte Madame Emeraude. „Sie erinnern sich doch, dass wir vor nicht einmal zwei Wochen die Anprobe vorgenommen haben, nicht wahr? Einen Augenblick, ich werde nachsehen …“
„Nein!“, unterbrach Madeleine sie.
„Dieses Kleid möchten wir nicht“, warf Devlin rasch ein und legte einen Arm um sie.
Madame Emeraude sah von einem zum anderen. „Ich verstehe. Heute ist es ein Neuer, richtig? Ich freue mich für Sie, Miss. Dieser andere Herr war charmant, doch mit ihm möchte ich nichts zu tun haben, abgesehen von der Bezahlung der …“ Plötzlich hielt sie inne. „Ich bitte um Verzeihung. Es war nur freundlich von mir gemeint, Miss M.“
„Danke“, erwiderte sie, sah aber weiterhin erbärmlich aus.
Lächelnd betrachtete die Schneiderin sie von allen Seiten. „O nein“, ließ sie verlauten, als sie die offenen Schnürbänder am Rücken bemerkte. „Nein, dieses Kleid kann nicht passen, das ist völlig unmöglich.“
„Dann verstehen Sie, in welch misslicher Lage wir uns befinden“, gab Devlin lächelnd zurück, während Madeleine beharrlich auf den Fußboden starrte.
„Ich werde Ihnen zeigen, was Sie sofort kaufen können.“
Madame Emeraude gab einer Assistentin ein Zeichen, die daraufhin ein Gewand nach dem anderen vorführte. Madeleine betrachtete jedes von ihnen voller Entsetzen. Devlin dagegen hielt sie für nichts weiter als normale, allenfalls ein wenig verspielte Kleider.
Während sich Madame mit ihrer Helferin beriet, flüsterte Madeleine ihm zu: „Devlin, lass mich bitte keines dieser Gewänder tragen. Das Kleid, das ich habe, wird genügen, und zur Not kann Sophie mir etwas Schlichtes nähen.“
„Was stimmt denn nicht mit diesen Modellen?“
„Sie sind … nicht schicklich.“
„Ah, ich verstehe“, erwiderte er und nahm Madame Emeraude zur Seite, um unter vier Augen mit ihr zu reden. Madeleine beobachtete, wie die Damenschneiderin verstehend nickte und zwischendurch zu ihr sah. Sie wollte so schnell wie möglich diesen Ort verlassen, an dem man sie als Miss M. kannte.
Schließlich kam Devlin zu ihr zurück. „Madame Emeraude bestellt uns eine Droschke. Sie gab mir die Adresse einer anderen Schneiderin, zu der wir uns als Nächstes begeben werden.“ Er hielt ihr den Umhang hin, damit sie ihn umlegen konnte.
„Das möchte ich nicht. Lass uns bitte nach Hause gehen.“ Der kurze Ausflug war bereits beängstigend genug gewesen.
„Wir werden es erst noch bei dieser anderen Adresse versuchen. Du brauchst etwas zum Anziehen, Maddy.“
In der Droschke versuchte sie weiter, ihn von ihrer Ansicht zu überzeugen. „Sophie könnte mir bestimmt das Nähen beibringen, Devlin. Ein Stück Stoff wäre dafür
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