Historical Exklusiv Band 42
reizend aus“, versicherte er ihr leise.
Seine Bemerkung schien sie nicht aufzuheitern. Ihre Miene verfinsterte sich sogar weiter. Zu schade, dass weit und breit kein Pferd zu sehen war, das sie hätte ablenken können.
„Dort müssen wir uns umsehen“, sagte Devlin, als ihm ein Schaufenster auffiel. „Wir dürfen unser Mädchen nicht vergessen.“
Sie betraten ein Spielzeuggeschäft, dessen Regale vollgestellt waren mit Puppen, Spielzeugsoldaten, kleinen Kutschen und Wagen. Eine hervorragend gearbeitete Wachspuppe mit echtem Haar, das so dunkel und lockig war wie das von Linette, fiel ihm sofort ins Auge. Er wollte sie für das Mädchen kaufen, was Madeleine aber rigoros ablehnte, da ihre Tochter noch zu jung war, um eine solche Kostbarkeit gebührend zu behandeln. Schließlich einigten sie sich auf eine Puppe mit Porzellankopf, einen Ball und Bauklötzchen. Während er seine Adresse angab, entdeckte er noch ein Holzpferd, das er ebenfalls kaufte. Vielleicht war die Tochter genauso eine Pferdenärrin wie ihre Mutter.
Zurück auf der Straße bewegte sich eine Kutsche in ihre Richtung, die von zwei zueinander passenden Braunen gezogen wurde. Auf gleicher Höhe mit ihnen hielt das Gefährt an, und während Madeleine vorsichtig zurückwich, trat Devlin ein paar Schritte nach vorn, um die in ihr sitzende Dame zu begrüßen.
„Devlin, es ist ja schon so lange her“, rief die blonde Frau, die zur Tür hinausschaute.
„Wie geht es dir, Serena?“ Seine Schwägerin war ein guter Mensch, stets edler Absichten, ausgesprochen korrekt und dazu von einem klassischen Aussehen. Außer der Verbindung zu seinem Bruder hatte sie mit Devlin kaum etwas gemeinsam.
„Mir geht es gut, so wie immer“, erwiderte sie mit sanfter Stimme. „Und wie geht es dir, Schwager? Wir sind immer besorgt, wenn wir nichts von dir hören.“
„Ich war entsetzlich nachlässig, aber ich kann dir versichern, dass alles bestens mit mir ist.“
Sie sah neugierig zu Madeleine. Ihm war es nicht in den Sinn gekommen, er müsste sie irgendeinem Menschen vorstellen, schon gar nicht seiner Schwägerin, der Marchioness.
Doch jetzt war es unumgänglich. Es gelang ihm, gegen ihren Widerstand, Madeleine an sich zu ziehen. „Serena, darf ich dir Miss England vorstellen? Miss England, die Marchioness of Heronvale, meine Schwägerin.“
Madeleine führte einen korrekten Knicks aus.
„Sind wir uns schon einmal begegnet, Miss England? Ich kann mich nicht erinnern.“
„Nein, Madam“, erwiderte sie und hielt den Blick gesenkt.
„Vielleicht kann ich euch beide ein Stück mitnehmen? Es würde mir gefallen, euren Weg zu verkürzen.“
Devlin konnte sich gut vorstellen, dass es ihr zusagen würde – weil sie so eine Gelegenheit bekäme, mehr darüber zu erfahren, wen ihr Schwager da ganz ohne Anstandsdame durch dieses Viertel begleitete. Er spürte, wie fest Madeleine seinen Arm drückte.
„Oh, ich glaube, Miss England muss noch ein paar Geschäfte aufsuchen, aber es war ein sehr aufmerksames Angebot von dir, Serena.“
„Taugen diese Läden hier eigentlich zu etwas, Miss England? Ich muss gestehen, in dieser Straße habe ich noch nie eingekauft.“
„Ich bin mit ihnen sehr zufrieden, Madam“, gab Madeleine leise zurück.
„Vielleicht können Sie mir die eine oder andere Adresse empfehlen“, bohrte die Marchioness weiter nach. Devlin wusste, ihre Fragen waren freundlich gemeint. Allerdings war sie fast so sehr wie sein Bruder davon besessen, seine Zukunft zu sichern. Vor allem wollte sie ihn glücklich verheiratet sehen, während es dem Marquess nur darum ging, dass er finanziell abgesichert war.
„Das würde ich mir nicht anmaßen.“ Madeleine schaute kläglich drein. Vermutlich war es nur sein fester Griff um ihren Arm, der sie davon abhielt, Hals über Kopf davonzulaufen.
Ein Stück entfernt kam eine Droschke herangeprescht, deren Fahrer ihnen zurief, sie sollten die Straße frei machen.
„O weh“, sagte Serena. „Wir machen uns besser wieder auf den Weg.“
„Das denke ich auch“, pflichtete Devlin ihr bei.
„Komm bitte bald bei uns vorbei, Devlin. Miss England, es war mir ein Vergnügen.“ Die Kutsche setzte sich wieder in Bewegung, die letzten Worte ihrer Verabschiedung hallten durch die Straße.
„Devlin, können wir jetzt bitte nach Hause gehen?“ Mit zitternder Hand griff Madeleine nach ihrem Hut.
„Nein“, erwiderte Devlin ruhig, der nicht wollte, dass sie sich durch die Begegnung mit Serena unbehaglich
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