Historical Exklusiv Band 42
Waffe gegen ihn richten konnte.
„Maddy!“ Er wollte sich zu ihr umdrehen.
„Nein!“ Sie bewegte den Arm ein wenig nach vorn, und die Klinge durchstach den Stoff.
„Ich wollte dir Linette nicht wegnehmen.“
„Ich glaube dir kein Wort.“
„Maddy, ich habe mein Versprechen gehalten, jetzt nimm den Säbel runter.“
Ihre Hand zitterte leicht, der Stahl zerschnitt seine Jacke.
„Du stichst mir in den Rücken, Maddy.“ Er sprach mit sanfter Stimme, doch sie vermutete, er wollte sie nur in Sicherheit wiegen.
„Warum bist du dann in mein Zimmer gekommen?“, fragte sie irritiert. Sie hatte ihn nicht verletzen wollen.
„Ich wollte Linette nur anschauen“, antwortete er nach langem Schweigen. Er klang ein wenig wehmütig, weshalb Madeleine unsicher wurde. Vielleicht berührte es ihn ja doch, dass Linette sein Kind sein könnte.
Ihr Griff um das Heft des Säbels wurde etwas lockerer.
Ehe sie sich versah, war Devlin herumgewirbelt, bekam sie am Arm zu fassen und riss ihr die Waffe aus der Hand. Noch während sie vor Schreck aufschrie, hielt er den Säbel auf sie gerichtet. Sie wich zurück und bemerkte, dass Devlins Miene ausdruckslos wirkte.
„Wenn du einen Säbel benutzen willst, Maddy“, sagte er mit rauer Stimme, „dann solltest du erst mal wissen, dass es keine Stichwaffe ist, sondern dass man einem anderen mit dieser Klinge Schnittwunden zufügt.“
Er demonstrierte ihr, was er damit meinte, und Madeleine konnte nur erschrocken zusehen, wie er mit der Klinge dicht vor ihrer Nase herumhantierte. Vor Angst raste ihr Herz wie wild.
Anschließend ließ er den Arm langsam sinken, bis die Spitze der Klinge auf den Boden zeigte.
„Und jetzt hör mir gut zu, Maddy“, erklärte er ernst. „Ich biete dir meinen Schutz an. Das schließt Linette und Sophie ein. Du kannst mein Angebot annehmen oder ausschlagen, das bleibt dir überlassen. Mit welcher Welt du konfrontiert wirst, wenn du ablehnst, weißt du selbst gut genug. Vielleicht hast du ja auch lieber mit den Gefahren auf der Straße zu tun als mit mir.“
Madeleines Herzschlag hatte sich wieder beruhigt, aber einen klaren Gedanken konnte sie noch nicht fassen. Sie fürchtete sich davor, Devlin verlassen zu müssen, weil er eine andere Frau heiraten würde. Sie hatte sich eingeredet, er wolle ihr Linette wegnehmen. Weshalb war sie bloß auf eine solche Idee gekommen? Er hatte sie doch gerettet. Er wollte heiraten, damit er in den Besitz seines Vermögens kam und ihr und Linette helfen konnte. Warum ging er aber nicht auf das Angebot seines Bruders ein? Linette würde es als Kind des Marquess an nichts mangeln.
„Was willst du?“, fragte er schroff.
Was sie wollte? Das, was sie wirklich wollte, konnte sie nicht bekommen. Ein Gefühl von Verzweiflung schnürte ihr die Kehle zu. „Ich will bei dir bleiben.“
Er hob den Säbel zum Salut, dann machte er kehrt und verließ wortlos ihr Schlafzimmer.
Madeleine ließ sich auf ihr Bett fallen und schloss die Augen. Sie hatte Devlin unterstellt, er wolle ihr Linette abnehmen. Etwas Schlimmeres hätte sie wohl kaum machen können.
Augenblicke später hörte sie aus seinem Zimmer gedämpftes Fluchen. Was würde der nächste Morgen mit sich bringen? Das eine Mal, als sie sich gegen Farley stellte, hatte der sie bis zur Besinnungslosigkeit verprügelt. Devlin würde ihr niemals verzeihen können, was sie ihm eben angetan hatte.
Der Kürassier ritt auf seiner nachtschwarzen Stute über eine ganze Armee aus Soldaten, die zuckend und sich windend am Boden lagen. Die Sonnenstrahlen wurden von seinem Brustschild und der scharfen Klinge seines Säbels reflektiert. Der Wind zerzauste den Rosshaarbusch auf seinem Helm, der schwarze Schnauzbart zuckte. Der Franzose lachte gehässig, sein Lachen vermischte sich mit dem Stöhnen der Verwundeten. Der Gestank des kriegerischen Gemetzels stieg Devlin in die Nase, er wollte rennen, den Rückzug antreten, doch blutverschmierte Hände klammerten sich an seinen Beinen fest und hinderten ihn daran, sich von der Stelle zu bewegen. Eine Flucht war unmöglich.
Der hünenhafte Franzose grinste breit und zeigte seine vergilbten Zähne, während er seinen Säbel über den Kopf hob und ihn dann herabsausen ließ, bis er …
„Nein!“, schrie Devlin.
Jemand packte und schüttelte ihn.
„Devlin, wach auf! Du träumst nur! Wach auf!“
Er wehrte sich und versuchte, die Hände wegzuschieben, die nach ihm griffen.
„Wach auf!“ Die Stimme wurde lauter und
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