historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
beiden Pferden den Pfad zurück.
Ein gellender Pfiff ertönte, und dann geschah etwas gänzlich Unerwartetes. Der Hengst stieg auf die Hinterläufe, riss im selben Moment Meriel die Zügel aus der Hand, und kam direkt vor Alezan zu Boden.
Meriel hatte Mühe, ihr durch den*Schreck scheuendes Tier zu bändigen. Da Fougueux der Stute den Weg versperrte, zerrte Meriel sie herum und wollte in die andere Richtung flüchten.
Ehe Alezan losrennen konnte, war Adrian of Warfield bei ihr und hielt sie am Zaumzeug fest.
Wütend zog Meriel einen Fuß aus dem Steigleder und trat verzweifelt auf das rechte Handgelenk des Earl ein.
Der Schlag war so hart, dass Adrian mit schmerzverzerrter Miene den Zügel losließ.
Einen Herzschlag lang hatte Meriel die Hoffnung, dem Peiniger doch noch entkommen zu können.
Wie ein Pfeil schnellte er sich jedoch von der Erde ab, sprang hoch und bekam Meriel mit der Linken an der Schulter zu fassen. Er krallte die Finger in ihr Gewand, und durch die Wucht des Falles zerrissen Tunika und die leinerne Chainse. Noch im Stürzen gelang es ihm, den rechten Arm um Meriel zu schlingen und sie ins Gras zu schleudern.
Hart prallte sie auf dem Boden auf und blieb wie benommen liegen.
Geschmeidig rollte er sich herum, warf sich auf sie und begrub sie unter sich.
Sie rang nach Atem und starrte Adrian de Lancey ängstlich an. Sie wusste, er konnte rücksichtslos und unnachgiebig sein, und nun lag ein harter, unerbittlicher Zug um seinen Mund.
„Das hättest du nicht tun sollen", sagte er keuchend, stützte sich auf die Hände und rückte etwas von ihr ab. Sein Blick glitt über ihre entblößte rechte Brust, und begehrlicher Glanz leuchtete in seinen grauen Augen auf.
Aus Furcht, geschändet zu werden, flüsterte Meriel bang: „Ja, ich war töricht. Ich hätte nie gedacht, dass du so behende sein könntest."
„Ein Mann lebt nicht lange, wenn er träge und nicht ständig auf der Hut ist", erwiderte Adrian kalt, neigte sich vor und zögerte unvermittelt. Dann beugte er sich gemächlich tiefer und küsste Meriel auf das Ohr.
Der unerwartete Reiz, den seine Lippen und Zunge auslösten, ließen sie aufstöhnen. Ein eigenartig erregendes Gefühl durchströmte sie, und die ungekannten Empfindungen stürzten sie in Verwirrung.
Sanft, schmeichelnd, tupfte er Küsse auf ihren Hals und begann, ihre Brust zu streicheln: Sacht liebkoste er die rosige Spitze, nahm sie zwischen die Finger und rieb sie behutsam.
Ein wohliges Prickeln rann Meriel über die Haut, und im gleichen Moment durchflutete sie köstliche Wärme. Entsetzt über die unerklärlichen Dinge, die mit ihr geschahen, dass ihr Körper sich nach etwas sehnte, gegen das ihr Verstand sich sträubte, schrie sie auf: „Bitte nicht! Ich flehe dich an, bestrafe mich nicht auf diese Weise! Mir ist es lieber, wenn du mich schlägst!"
Jäh unterbrach er die Zärtlichkeiten und sagte leicht belustigt: „Eine Strafe sollte es eigentlich nicht sein!" Er ließ sich zur Seite sinken, sprang behend auf und streckte Meriel die Hand entgegen.
Noch immer misstrauisch, ließ sie sich hochziehen und bemerkte plötzlich unter dem zurückfallenden rechten Ärmel seiner Tunika am Handgelenk einen sich rasch rot färbenden Verband. „Oh, weh!" murmelte sie betroffen. „War ich das?"
„Ein Schwerthieb hat mich dort erwischt", erklärte er achselzuckend. „Du hast genau die Stelle getroffen, und nun blutet die Wunde."
„Es tut mir leid", erwiderte Meriel kleinlaut. „Das wollte ich nicht."
„Nein?"
„Nein!" wiederholte sie fest. „Absichtlich würde ich niemandem Schmerz zufügen.
Gestatte mir, Herr, dich neu zu verbinden." Er ließ sie gewähren, als sie die Leinenstreifen vom Arm löste und die Verletzung betrachtete. Die Scharte sah böse aus und würde bestimmt eine Narbe hinterlassen, war indes nicht tief und hatte sich auch nicht entzündet.
Verständlicherweise quälte sie den Earl nach dem Tritt noch mehr.
Spontan lupfte Meriel den Rock der Tunika und riss einen Streifen von dem ohnehin schon lädierten Untergewand. Aus einem sauberen Stück der alten Binde machte sie einen Tupfer, drückte ihn sorgfältig auf den Schmiss und hieß Mylord Warfield, ihn mit den Fingerspitzen festzuhalten. Flink wickelte sie das Linnen um das Handgelenk und sagte lächelnd: „So, das müsste die Blutung vorläufig stillen. In Warfield solltest du dir jedoch einen neuen Verband anlegen lassen. Und sollte ich je wieder in eine ähnliche Lage kommen wie vorhin",
Weitere Kostenlose Bücher