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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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verlassen?" äußerte sie nachdenklich, während sie neben ihm herritt.
    „Das Dasein eines Dieners Gottes ist doch recht eingeengt."
    „Nur nach außen hin", widersprach er. „Die Worte der Heiligen Schrift, der Weisen und Gelehrten eröffnen uns Einblicke in eine viel bedeutsamere, gehaltvollere Welt als die, welche uns umgibt. Dennoch war ein Teil von mir nicht böse, dem Konvent den Rücken zukehren zu können."
    „Welche Seite deines Wesens ging leichten Herzens aus Fontevaile fort?" wollte Meriel wissen, die den Verzicht auf ein Leben in Lambourn Priory nie bereut hatte.
    „Die schwächere", bekannte er und lächelte flüchtig. „Be stimmt werde ich eine Weile länger im Fegefeuer brennen müssen, denn seit dem Auszug aus Fontevaile bin ich einigen Versuchungen erlegen, denen ich dort nicht ausgesetzt war. Allein deine Anwesenheit ist der Beweis, dass ich nicht gegen alles gefeit bin."
    „Dann solltest du mich zum Heile deiner unsterblichen Seele schnellsten freigeben", erwiderte Meriel leichthin, doch mit unüberhörbar scharfem Unterton.
    „Niemals!" entgegnete Adrian de Lancey ernst.
    Ein Frösteln rann ihr über die Haut, und wieder hätte sie gern gewusst, warum ausgerechnet sie das Gefallen des Earl gefunden hatte.
    In Schweigen versunken, durchquerten sie kurze Zeit später einen flachen Ausläufer des Severn. „Bist du hungrig?" fragte Adrian, nachdem sie die Böschung erklommen hatten.
    „Ein wenig."
    Er griff in die Satteltasche, entnahm ihr einen roten Apfel und warf ihn Meriel zu.
    Geschickt fing sie ihn auf, biss herzhaft hinein und murmelte: „Er schmeckt köstlich! Gar nicht wie vom letzten Herbst."
    „Er kam mit einer Ladung aus der Normandie", erklärte Adrian und begann selbst, einen Apfel zu verspeisen.
    „Er ist weiter gereist als ich!" sagte Meriel beeindruckt. Mylord Warfield lachte, und sie fiel in sein fröhliches La chen ein. Es löste den strengen Ausdruck seines Gesichtes und machte es auf liebenswerte Weise anziehend. Zum ersten Male dachte sie darüber nach, ob der Bruder nicht vielleicht von Guy de Burgoigne gesprochen hatte, als er den Earl of Shropshire einen zu allem fähigen Mann nannte. Nun, letztlich war es gleichgültig. Adrian de Lanceys Beschreibung des Rivalen mochte richtig sein oder nicht, er selbst war ja ein gnadenloser Mensch, und Meriel fühlte sich nach wie vor von ihm bedroht.
    Jäh wurde ihr bewusst, dass er durch seine Freundlichkeit und den Ausritt vielleicht nur ihre Wachsamkeit einlullen und sie in der ablehnenden Haltung umstimmen wollte. Ihr verging das Lächeln, und hastig warf sie den Rest des Ap fels in das wogende hohe Gras.
    Der Pfad führte auf eine Anhöhe und verlief durch dichter werdenden Wald, bis er plötzlich auf einer sonnenüberfluteten Lichtung endete. Wuchtige, im Kreis angeordnete Steinblöcke ragten aus der Wiese, und mit einladender Geste forderte der Earl of Shropshire Meriel zum Absitzen auf.
    „Ich habe noch nie eine der Kultstätten unserer Altvorderen gesehen", äußerte sie staunend und schlenderte zum nächsten Schraft.
    „Meine Ahnen waren Nordmänner, die in flachbordigen Langschiffen über das Meer kamen", erwiderte Adrian und band Fougueux an einem Baum fest. „Eure angelsächsischen Vorfahren sind ihnen erlegen! Sie mögen früher hier ihre Götzen angebetet haben, doch wie man sieht, ist dieser Ort nicht so ganz in Vergessenheit geraten. Nun ja", fügte er hinzu und schlenderte näher, „alte Sitten sterben eben nur langsam aus! Es hätte wenig Sinn, jeden vom Leben zum Tode zu befördern, der heidnischen Gebräuchen huldigt. So würde man ihre Seelen auch nicht retten, und das Reich verlöre vieler Hände Arbeit!"
    „Welch einsichtiger und überaus praktischer Stand punkt!" sagte Meriel trocken und strich über die von der Sonne erwärmte Seite des Schraftes. „In der Tat, Leibeigene führen ein hartes Dasein. Ich denke indes, dass die Menschen, die sich hier versammeln, gute Christen sind. Wahrscheinlich wollen sie nur die Götter nicht verärgern, deren Geister noch immer über diesen Steinen schweben." Meriel wandte sich zum Earl um und sah, dass er die Kultstätte umrundete. Dann fiel ihr Blick auf ihre Finger, in der sie Alezans Zügel hielt, und flog zu dem nur zwei Schritte von ihr entfernt angezurrten Rappen.
    Im Nu war sie bei ihm, knüpfte ihn los und schlang sich die Zugleine um die Hand. Rasch schwang sie sich in den Sattel der Stute, gab ihr einen harten Tritt in die Flanken und preschte mit

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