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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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wollen, ob sie sein Angebot überdacht habe.
    „Möchtest du an die frische Luft?"
    „Soll das heißen, ich darf ins Freie?" fragte sie verblüfft.
    „Natürlich!" antwortete er lächelnd. „Im Hof können wir schlecht ausreiten! Komm!"
    Sie wusste ihr Glück kaum zu fassen, legte rasch die Spindel in die Halterung und erhob sich. Beschwingt folgte sie dem Earl und staunte, wie ehrerbietig, doch ohne jede übertriebene Unterwürfigkeit, die Bewohner der Veste ihm begegneten. Offenkundig war er sehr beliebt, nicht anders als Meriels Bruder, der gleichermaßen von seinen Untergebenen verehrt wurde. Natürlich entging ihr nicht, welche Neugierde sie erregte und dass sie einige feindselige Blicke auf sich zog. Sie konnte sich vorstellen, was man von ihr dachte, schritt dennoch hocherhobenen Hauptes neben dem Earl einher und beruhigte sich mit dem Gedanken, nicht aus freien Stücken in Warfield zu sein.
    Ein Pferdeknecht stand mit einer hübschen, sanftmütig aussehenden Stute und einem rassigen Hengst im Innenhof, und Meriel wunderte sich, dass beide Tiere bereits aufgezäumt waren. Entweder hatte Adrian of Warfield ange nommen, sie würde leichten Herzens in seinen Vorschlag einwilligen, oder er war in der Absicht zu ihr gekommen, sie zu dem Ausritt zu zwingen. Bei aller Freude über die willkommene Abwechselung war es gewiss ratsamer, sich ständig vor Augen zu führen, dass er sie noch immer in der Gewalt hatte.
    „Na, Fougueux, alter Bursche", sagte er zärtlich, ergriff die Zügel des Rappen und saß auf.
    Meriel lag die Frage auf der Zunge, warum der für sie vorgesehene Rotfuchs kein Frauengereit trug, doch recht zeitig genug fiel ihr ein, dass sie sich dann verraten hätte. Ein Bauernmädchen ritt, wenn überhaupt, gewiss gleich auf dem Rücken des Pferdes. Da sie nicht wollte, dass Mylord Shropshire ihr half, setzte sie rasch den Fuß in das Steigleder und schwang sich in den Sattel. „Wie heißt die Stute?" wandte sie sich dann an den Earl.
    „Nenn sie, wie du willst."
    „Alezan", erwiderte sie spontan, angeregt durch die rötliche Farbe des Tieres, und ritt Adrian of Warfield nach.
    Eine laue Brise empfing sie vor dem Haupttor, die stärker wurde, sobald die Burg hinter ihnen lag. Gemächlich trabten sie durch Shepreth, und Meriel genoss es von Herzen, nicht mehr eingesperrt zu sein. Noch nie war ein Tag ihr so schön erschienen. Wölkchen trieben am azurblauen Himmel dahin; die Brise trug den Duft blühender Blumen herüber, und die Luft hatte eine prickelnde, belebende Frische. Weit dehnte sich die Ebene, und die Auen am Severn leuchteten im sattesten Grün.
    „Ich muss dich wohl nicht erst warnen", bemerkte der Earl of Shropshire nach einer Weile,
    „dass ein Fluchtversuch zwecklos wäre."
    „Nein, natürlich nicht", erwiderte Meriel trocken. „Selbst der schne llste Renner könnte Fougueux nicht davonlaufen. Doch das soll nicht heißen", fügte sie verschmitzt hinzu, „dass ich mir das Vergnügen versagen will, mir den Wind ins Gesicht wehen zu lassen." Sie beugte sich tief über den Hals der Stute, presste die Fersen in die Flanken und preschte los. Alezan war ein ausdauerndes, flinkes Geschöpf, und Meriel fand es wundervoll, wie ein Pfeil dahinzufliegen. Noch mehr freute es sie, dass Mylord Warfield sie nicht daran hinderte. Nur aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, dass er sich nicht abhängen ließ, auch wenn er ein Stückchen hinter ihr blieb.
    Erst kurz vor einer Schafherde nahm sie Alezan an die Kandare, drehte sich zum Earl um und rief ihm strahlend zu: „Das war herrlich! Diese Stute ist wunderbar!"

    Er hielt an und erwiderte ruhig: „Das war nur ein Vorge schmack dessen, was du haben könntest, wenn du auf mein Angebot eingehst."
    Meriel sah nach vorn und ritt weiter. Ihre heitere Stimmung verflog, und sie war froh, dass Adrian of Warfield schweigend den Weg fortsetzte. Vereinzelte Birken und Weiden säumten den Fluss, und je mehr der Pfad sich vom Wasser abwandte, desto dichter wurde das Gehölz.
    Unwillkürlich spielte Meriel doch mit dem Gedanken, dem Earl zu entfliehen. Vielleicht ergab sich die Gelegenheit, wenn er aus irgendeinem Grund absaß und es möglich war, ihn durch einen großen Vorsprung hinter sich zu lassen. Noch besser wäre es allerdings, den Rappen an sich zu bringen und mit ihm das Weite zu suchen. Zu Fuß würde es Mylord Warfield nie gelingen, sie einzuholen. Sie warf ihm einen Blick von der Seite zu und seufzte im stillen. Er würde gewiss nicht leicht zu

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