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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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fügte sie spöttisch hinzu, „werde ich vermeiden, gegen empfindsame Teile deines Körpers zu treten."
    „Das hoffe ich!" erwiderte er schmunzelnd. „Ein verwundeter Arm ist längst nicht so empfindlich wie manche andere Stelle." Auf zwei Fingern pfeifend, weckte er dann die Aufmerksamkeit des grasenden Rappen und stieß dann einen zweiten, anders klingenden Pfiff aus.
    Fougueux lief auf die gegenüberliegende Seite der Lichtung und drängte Alezan zu seinem Herrn zurück.
    „Alle Achtung!" äußerte Meriel beeindruckt. „Nimmst du den Hengst auch als Streitross?"
    „Nein. Er ist schnell, für den Kampf taugt er jedoch nicht. Er hat weder den massigen Wuchs noch die Ausdauer, einen voll gerüsteten Mann über große Strecken zu tragen. Allerdings hat er eine entsprechende Ausbildung, da man ja nie weiß, ob man bei einem harmlosen Ausritt nicht in einen Hinterhalt gerät oder ... einen Fluchtversuch verhindern muss", fügte der Earl schmunzelnd hinzu, während er den Gewandsparige an der rechten Schulter des Umhanges lö ste. „Hier, Meriel, bedecke dich damit. Sonst weiß ich nicht, ob ich mich noch länger beherrschen kann."
    Errötend warf sie sich den Mantel um, befestigte ihn mit der Spange und wollte dann aufsitzen.
    „Lass das!" befahl Mylord Warfield. „Du reitest mit mir auf Fougueux!"
    „Muss das sein?" fragte sie verstimmt.
    „Vorsicht ist besser als Nachsicht", antwortete er trocken und schwang sich auf den Rappen.
    „Würdest du denn nicht jede Möglichkeit zur Flucht ergreifen, wenn man dich gefangenhielte?"
    „Selbstverständlich!" erwiderte er gleichmütig. „Deshalb traue ich dir ja auch nicht."
    Verärgert biss Meriel sich auf die Unterlippe. Die Vorstellung, mit ihm auf einem Pferd in die Veste einzuziehen und vor allen Leuten den Eindruck seiner Geliebten zu erwecken, behagte ihr ganz und gar nicht. „Wenn ich verspreche, vernünftig zu sein, darf ich dann Alezan reiten?" murmelte sie verlegen.
    „Gelobst du, nie wieder zu fliehen?"
    Dazu war sie nicht bereit. „Nein", entgegnete sie fest. „Aber heute nicht mehr."
    Adrian überlegte einen Moment und sagte dann: „Wohlan! Eine zweite Chance bekommst du auch nicht."
    Erleichtert setzte Meriel den Fuß in das Steigleder und schwang sich in den Sattel der Stute.
    Auf dem Wege zur Festung entwickelte sich eine merkwürdig gelöste Stimmung zwischen Meriel und Adrian de Lancey, und entspannt plaudernd ritten sie heim.
    Je näher sie der Burg jedoch kamen, desto unwilliger fühlte sich Meriel, in das Gefängnis zurückzukehren. Gewaltig, trutzig und bedrückend ragten die Kurtinen vor ihr auf, und die Angst, für immer dort eingesperrt zu sein, legte sich ihr wie ein eiserner Ring um die Brust.
    Sie bezweifelte, dass Mylord Warfield ihr nach dem missglückten Fluchtversuch noch einmal Gelegenheit zu einem Ausritt geben wür de. Es kostete sie die größte Überwindung, Alezan nicht in die Flanken zu treten und auf und davon zu preschen. Die Lippen zusammenpressend, ritt sie durch das Haupttor in den Hof und saß ab.
    Ein Knecht nahm die Pferde beim Zaumzeug, und der Earl of Shropshire führte Meriel in ihre Kammer. Stracks ging er zum Spinnrocken, nahm ihn und die gesponnene Wolle an sich und bemerkte in leicht vorwurfsvollem Ton: „Ich müsste ein schlechter Hausherr sein, ließe ich zu, dass meine Gäste arbeiten."
    Auf diese Art der Bestrafung war Meriel nicht gefasst gewesen. Es wurmte sie, dass er sie der einzigen Abwechselung beraubte, die sie in der Abgeschiedenheit hatte. Er konnte sich denken, wie sehr diese Beschäftigung ihr ge holfen hatte, die Einsamkeit zu ertragen. Aber sie wollte ihm nicht die Befriedigung geben zu wissen, dass sein Verhalten sie bekümmerte, entledigte sich schweigend des Umhangs und reichte es ihm zurück.
    „Schlafe wohl, kleine walisische Sahin!" sagte er lächelnd und verließ das Gemach.
    Der Schlüssel knirschte im Schloss, und sie wusste, nun war ein Machtkampf zwischen ihr und Adrian of Warfield ausgebrochen, das intensive Bestreben, wie beim Brettspiel Sieger zu bleiben. Die Wegnahme des Rockens war nur ein Schachzug im Ringen um den Gewinn der Partie, in der er die bessere Ausgangsstellung hatte. Dennoch war Meriel entschlossen, sich nicht bezwingen zu lassen.
    Mit leerem Blick starrte Adrian of Warfield aus dem Fenster seines Schlafgemaches und dachte daran, wie wundervoll Meriel ausgesehen hatte, als sie zu Beginn des Ausrittes auf der Stute über die Auen geprescht war. Ihr

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