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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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mächtigem Prestige in nichts nachstand.
    Leicht außer Atem erreichte Meriel das flache Dach des Keep, trat an die Brüstung und holte tief Luft. Ein frischer Wind fegte um die Zinnen, erfasste die lang herabhängenden Ärmel des Bliaut und bauschte sie auf. Mühsam bändigte Meriel die flatternde Seide und ließ den Blick über die Landschaft schweifen. Der Gedanke drängte sich ihr auf, wie weit es nach Avonleigh sein mochte, und wehmütig schaute sie auf die bewaldeten Hügel, die grünen Auen am Severn und die karstigen, von Gestrüpp überwucherten Felsen in der Umgebung des Kastells.
    „Welch wundervolle Aussicht!" sagte sie beeindruckt. „So hoch habe ich noch nie über der Erde gestanden."
    „Ja, von hier hat man einen wirklich schönen Blick", stimmte Adrian de Lancey zu und wies lächelnd auf einen jungen Wachsoldaten, der schweigend seinen Rundgang machte.
    „Vor allem entgeht dem Türmer nichts, was sich dort unten regt."

    Meriel beugte sich weit vor und sah neugierig in die Tiefe. „Du meine Güte!" murmelte sie und richtete sich schnell wieder auf. „Was hier herunterstürzt, fällt bestimmt ins Wasser!"
    „Ganz sicher", pflichtete der Earl ihr bei. „Klippe und Mauern bilden eine fast geschlossene, steil aufragende Einheit."
    „Ähnlich ist es auch auf der Seite, wo der Palas steht", erwiderte Meriel. „Auf diese Weise ist Warfield uneinnehmbar, nicht wahr?"
    „Ja, das hat mich bewogen, es auf dieser Erhebung anzulegen", erklärte Adrian de Lancey, lehnte sich mit verschränkten Armen auf eine der viereckigen Zinnen und blickte zum Fluss hinunter. „Aber gänzlich unverwundbar ist die Burg nicht. Einmal bin ich nachts vom Severn aus die Klippen hinaufgestiegen, bis zu der untersten Ringwehr, und habe mich mit einem Kriegs seil die Mauer hochgehangelt. Wenn ich das kann, ist es auch dem Feinde möglich."
    Entsetzt sah Meriel den Earl an. „Du beliebst zu scherzen, Herr!" sagte sie fassungslos.
    „Warum hast du das gemacht? Du hättest abrutschen und dir den Hals brechen können!"
    „Nun, den Sturz hätte ich wohl überlebt", entgegnete Ad rian und zuckte mit den Schultern.
    „Ich wäre gewiss in eine der Vertiefungen gefallen, die der Severn rund um die Felsen ausgewaschen hat. Den Wächter jedoch, der seine Pflicht vernachlässigt hatte und jäh die Spitze meines Dolches an der Kehle spürte, habe ich, wie alle anderen in Warfield, besser denn mit Worten belehrt, wie wichtig es ist, stets auf der Hut zu sein."
    „Du hast ihn doch nicht umgebracht?"
    „Natürlich nicht. Bei ihm hätte ich dann ja nur meine Zeit verschwendet!"
    Meriel wusste nicht recht, ob die Bemerkung Ausdruck von Kaltblütigkeit oder als trockener Humor zu verstehen war. Vermutlich beides. „Trotz deiner Versicherungen bin ich nicht davon überzeugt, dass die Burg erstürmt werden kann", wandte sie ein.
    „Wenn du Nestlinge aus einem hoch in einer Felswand gelegenen Horst geholt hast, weißt du, dass der Fuß stets in Spalten und auf Vorsprüngen Halt findet."
    „Ich bin nie eine Klippe hinaufgeklettert. Dafydd hat mich an einem Tau über den Rand abgeseilt, wenn wir ein Gelege ausräumen wollten. Das ist viel leichter."
    Adrian of Warfield drehte sich zu Meriel um. „Dein Bruder hat zugelassen, dass du dich in Lebensgefahr begibst?" fragte er stirnrunzelnd.
    „Ach, ich war ja angebunden, und er hat mich gut festgehalten. Bei meinen schwachen Kräften wäre es umgekehrt nicht möglich gewesen."
    „Mich dünkt, die Geschichten über die wilden, unbändigen Waliser entsprechen der Wahrheit", sagte Adrian belustigt.
    „Allerdings!" bestätigte Meriel und schaute sehnsüchtig auf die am Horizont liegenden Bergketten. „Die Waliser sind so streitbar wie freiheitsliebend und werden sich niemals einem fremden Herren ergeben."
    „Du täuschst dich, Meriel!" widersprach der Earl of Shropshire ernst. „Ganz gleich, wie mutig sie sind und sich ihrer Haut erwehren, werden sie auf Dauer nicht standhalten können.
    Sie sind ein von beständigen Fehden zwischen den einheimischen Fürsten geteiltes Volk, und so wie der Süden bereits zu unserem Reich gehört, wird uns unter einem starken König auch der Norden zufallen. Nur die Unzugänglichkeit der Gebirge hat ihn bislang vor der Be setzung bewahrt. Du wirst mir natürlich nicht zustimmen, aber unter normannischer Herrschaft wird es den Walisern viel besser ergehen."
    „Nie und nimmer!" entgegnete Meriel erzürnt und vergaß, dass sie selbst einen normannischen Vater

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