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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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hin und wieder zum Lachen gebracht hatte. Da es noch immer in Strömen goss, zog sie ihm den Umhang über die Brust und das Gesicht, um ihn etwas vor den Fluten zu schützen.
    Beruhigt, dass er gewiss bald zu sich kommen würde, richtete sie sich auf, lief zu den Pferden und löste mit klammen Fingern die von der Nässe aufgequollenen Zügel des Rotfuchses. Im selben Moment vernahm sie ein Ächzen und drehte sich hastig um.

    Der Earl of Shropshire hatte sich aufgesetzt, presste die Hände vor Stirn und Augen und schüttelte benommen den Kopf. „Meriel?" rief er schwach. „Meriel, wo bist du?"
    Bang hielt sie den Atem an. Nun war es nicht mehr möglich, den Schimmel zurückzulassen. Herumwirbelnd, band sie auch ihn los und erstarrte, als sie Mylord Warfield sagen hörte: „Dem Himmel sei Dank, dass dir nichts geschehen ist!" Über die Schulter blickend, sah sie, dass er sie erleichtert anschaute, torkelnd auf die Füße kam und sich ihr näherte.
    „Meriel, warte!" sagte er in müdem Ton.
    „Keinen Schritt weiter!" erwiderte sie scharf.
    Verblüfft blieb er stehen und fragte verdutzt: „Meriel, was hast du denn?"
    „Du wagst, mir diese Frage zu stellen?" entgegnete sie bitter, nahm die Zügel der Pferde in eine Hand und schwang sich in den Sattel der Stute. „Wochenlang hast du mich wie eine Gefangene gehalten, doch das werde ich nun ändern!"
    „Meriel, was ist das letzte Ereignis, dessen du dich entsinnst?" wollte Adrian de Lancey in beinahe verzweifeltem Ton wissen.
    Sie wunderte sich über den Schrecken, der sich auf Mylord Warfields Miene malte. „Du ...
    du hast mit mir ..." begann sie zögernd und fügte überzeugter hinzu: „Ja, wir sind auf den Keep gestiegen und dann in meine Kammer zurückgekehrt, wo du mich schänden wolltest."
    „Meriel! Das war vor beinahe zwei Monaten! Ist das alles, was du noch weißt?"
    „Nein!" antwortete sie hart. „Noch am selben Tage hast du mich in dein Studierzimmer holen lassen. Ich kann mich sehr gut erinnern, aber nicht an das, was dann geschah. Doch vor zwei Monaten war es nicht! Gestern, oder vorge stern."
    „Schau dich um, Meriel!" erwiderte Adrian of Warfield weich. „Ich habe dich im Lenz hier angetroffen. Jetzt ist Sommer."
    Natürlich war es das. Die Bäume standen in vollem Laub, und überall blühten Luzei, Schafgarbe und Himmelsbrand. Wenn es der Wahrheit entsprach, was Mylord Warfield sagte, dann waren tatsächlich viele Wochen vergangen. Angst erfasste Meriel, die Furcht vor der Ungewissheit, und gequält schrie sie auf: „Was hast du mir angetan? Warum habe ich solche Erinnerungslücken?"
    Adrian de Lancey wollte zu seiner Gattin gehen, unterließ es jedoch, als sie drohend die Zügel anzog. „Du hattest einen ... Unfall, Meriel", erklärte er bedachtsam, „und wärest fast gestorben. Nach deiner Genesung war dir alles Vorherige entfallen. Du bist meine Gemahlin!"
    „Nie und nimmer!" entgegnete sie, entsetzt über diese Möglichkeit. „Dich hätte ich nie geheiratet!"
    „Entsinnst du dich nicht der Feierlichkeiten? Oder deines Bruders Alan, der uns am Tage der Hochzeit aufsuchte?"
    Fast hätte sie eingestanden, dass sie einen Bruder namens Alan hatte, doch rechtzeitig besann sie sich, dass dem Earl of Shropshire ihre Herkunft ja nicht bekannt war. „Nein, er heißt Dafydd, nicht Alan, und lebt in Wales", behauptete sie.
    „Dann hast du zwei Brüder", sagte Adrian. „Einen habe ich kennengelernt. Er wohnt in Avonleigh, erzählte von eurer Familie und dass du in Lambourn Priory warst. Damals schien dir das alles fremd zu sein. Außerdem hast du vorgegeben, die Langue d'oeuil nicht zu beherrschen, jetzt jedoch sprichst du sie! Und das schon seit deinem Unfall!"
    „Derart viel kann ich nicht vergessen haben", ent gegnete Meriel bestürzt und schüttelte den Kopf. „Bestimmt hast du Erkundigungen über meine Herkunft eingezogen."
    Adrian war am Rande der Geduld. „Meriel, du bist meine Gemahlin!" wiederholte er ungehalten. „Du hast mir ge standen, dass du mich liebst, und mich aus freien Stücken gefreit.
    Mehr noch, du bestandest auf einer baldigen Trauung, obgleich ich sie so kurz nach deinem Missgeschick nicht vollzogen sehen wollte. Den Beweis trägst du an der Hand. Der Reif mit dem funkelnden Rubin ist meine Morgengabe."

    Erschüttert starrte Meriel auf den hellen, rötlichweiß leuchtenden Stein, der den goldenen Ring zierte. „Nein!" flüsterte sie tonlos. „Freiwillig hätte ich mich dir nie hinge geben. Du warst es leid zu

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