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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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warten und hast mich mit Gewalt auf dein Lager gezerrt. Wahrscheinlich habe ich dadurch das Erinnerungsvermögen verloren!"
    „Dir würde ich nie weh tun", widersprach Adrian aus ehrlicher Überzeugung. „Weißt du denn nicht mehr, dass ich mir selbst dann noch Einhalt gebot, wenn ich vor lustvollem Begehren halb von Sinnen war?" Bestürzt fasste er sich an die Stirn und fürchtete, den Verstand zu verlieren. „Ich bin doch noch bei Trost!" fuhr er entrüstet fort. „Seit zwei Monaten haben wir uns beinahe Nacht für Nacht beigelegen. Du warst so glücklich, Meriel, so voller Liebe."
    „Lügner!" schrie sie ihm ins Gesicht. „Nichts als Lügen!"
    Entschlossen ging er auf seine Gemahlin zu.
    „Bleib, wo du bist!" warnte sie ihn und zog die Zügel der Stute an.
    Adrian ließ sich nicht beirren, sprang flink vor und hielt den Rotfuchs am Zaumzeug fest.
    „Meriel", sagte er eindringlich. „Geh nicht im Unfrieden von mir! Wohlan, wenn du nach Avonleigh möchtest, werde ich dich nicht zurückhalten, aber ich lasse dich nur mit einer Eskorte ziehen."
    „Vor dir brauche ich Schutz!" schleuderte sie ihm zornig entgegen. „Diesmal hinderst du mich nicht an der Flucht!" Mit scharfem Ruck riss sie an der Zugleine, und wiehernd stieg Rosalia auf die Hinterläufe.
    Adrian verlor den Halt und wich hastig vor den schlagenden Hufen zurück.
    Meriel trat der Stute in die Flanke und preschte, den Grauschimmel an der Leine mitziehend, durch die in den Forst führende Schneise davon.
    „Meriel! Halte ein!" schrie Adrian ihr nach und verfluchte sich, dass er nicht wachsamer gewesen war oder Fougueux geritten hatte. Der Schimmel war nicht wie der Rappe auf Kommando trainiert, und einen Moment später ent schwand Meriel der Sicht.
    In tiefer Niedergeschlagenheit ließ Adrian sich auf die Knie fallen und barg das Gesicht zwischen den Händen. Es stand ihm nicht zu, seine Gemahlin aufzuhalten. Er hatte geschworen, das an ihr begangene Unrecht gutzumachen. Wenn es darauf hinauslief, dass sie ihn nie wiedersehen wollte, musste er sich mit ihrer Entscheidung abfinden.
    Nie hätte er damit gerechnet, dass sie alles vergessen könne, was seit ihrer Genesung geschehen war. All die Worte der Liebe, die Glut der Minne, die Schwüre ewiger Treue, nun schien es, als hätte es sie nie gegeben. Zumindest für Meriel nicht. Sie hatte ihn angeschaut und nur den hartherzigen Kerkermeister in ihm gesehen. Er hatte sich davor geängstigt, dass sie sich an alles erinnern würde, was je zwischen ihnen gewesen war, ihn hassen und verabscheuen könne. Nun jedoch war ihm nicht einmal mehr das Vertrauen geblieben, das sie seit der Gesundung nach dem Sturz aus dem Fenster des Studierzimmers in ihn gesetzt hatte.
    Vielleicht hatte der Himmel den Blitzschlag hierher ge lenkt, um einem Sünder durch die Beraubung des Kostbarsten auf Erden zu zeigen, dass Reue zu empfinden und Besserung zu geloben nicht genügte, um die Schuld gegen Meriel abzutragen. Aber es war eine furchtbare Strafe, dass er, wenngleich nur für kurze Zeit, der Liebe seiner Gemahlin gewiss sein durfte, und ihm nun, da die Vorsehung ihm Meriel nahm, nur noch ihr Hass verblieb. Verstört fragte er sich, ob es ihm möglich sein würde, den tiefen Schmerz in seinem Herzen abzutöten, ohne den Verstand zu verlieren.
    Der Gedanke, Avonleigh noch vor Anbruch der Dämmerung zu erreichen, bewog Meriel, auf dem langen Ritt keine Rast einzulegen. Bald nach dem Verlassen der Lichtung war sie auf eine breite, sichtlich vielbefahrene Straße gestoßen, folgte ihr in östlicher Richtung und ließ einige Meilen später den Grauschimmel frei.
    Hin und wieder riss die graue Wolkendecke auf, und dann gelang es Meriel, am Stand der Sonne zu erkennen, dass sie nicht vom Wege abgekommen war. Mehrmals durchquerte sie kleinere Ansiedlungen, sah auch hin und wieder einen Bauern, der ungeachtet des anhaltenden Regens auf dem Felde arbeitete, doch niemand hielt sie auf.
    Zitternd saß sie in restlos durchweichten Kleidern im Sattel und hoffte inständig, nicht im Dunklen in Avonleigh einzutreffen. Das Wetter blieb jedoch trüb, und als Meriel schließlich den Königlichen Wald vor sich liegen sah, hüllten graue Schwaden ihn in nebligen Dunst.
    Nun kam das Gelände ihr bekannt vor, und trotz der nachlassenden Kräfte trieb sie die Stute zu rascherem Trab an, um den dichten Forst, hinter dem sie Avonleigh wusste, so schnell wie möglich zu durchqueren.
    Der unaufhörliche Regen hatte den Weg aufgeweicht und das

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