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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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betroffen.
    „Gewiss!" zischte Aaron l'Eveske wutentbrannt. „Der Earl hat uns nicht in Shrewsbury haben wollen! Warum sollten wir nun seiner Gemahlin helfen?"
    „Es stand ihm zu, uns die Heimstatt zu verweigern", entgegnete Benjamin l'Eveske nachsichtig. „Er hätte uns viel schlimmer behandeln können."
    „Und was ist, wenn er sie hier entdeckt und uns bezichtigt, sie entführt zu haben?" wollte Aaron aufgebracht wis sen. „Er lässt uns alle auf der Stelle köpfen! Das Beste ist, wir setzen sie wieder auf das Pferd und scheuchen sie fort!"
    „Du siehst nur die Dame von edlem Stand", entgegnete Benjamin. „Ich hingegen ein entkräftetes Mädchen, das uns nichts getan hat."
    „Ihretwegen willst du unser aller Leben gefährden?"
    „Wenn ein Jude kein Mitgefühl beweist, wer dann?" fragte Benjamin und legte dem Sohn beruhigend die Hand auf den Arm. „Manches tut man eben nur, weil es Menschenpflicht ist!"
    „Verzeih mir, Vater", sagte der Junge und senkte beschämt den Blick. „Ich habe unbedacht gesprochen."
    „Es ist gut, auf der Hut zu sein, aber nicht, den Unmut an Hilfebedürftigen auszulassen. So, nun geh und kümmere dich um das Pferd."
    Die fürsorgliche, warmherzige Kaufmannsfrau erinnerte Meriel an die eigene Mutter. Der nassen Kleider ledig und in eine wärmende Gotte gehüllt, verspeiste sie hungrig das ihr gebrachte Essen und gewann, nicht mehr frierend und ge stärkt, bald Interesse an der Umgebung.
    Pferde schnaubten in der Dunkelheit; um zwei Feuer lagerten Soldaten, und die Umrisse mehrerer Gefährte zeichneten sich im flackernden Lichte ab. Die Reisenden schie nen begütert zu sein. Meriel sah Ochsengespanne, auf Fuhrwerken schlafende Menschen, drei Kobel und einen Kammerwagen. „Ich danke dir, dass du dich so rührend um mich bemüht hast", wandte sie sich an die neben ihr sitzende Frau. „Nun fühle ich mich sehr viel wohler. Oh, verzeih, ich habe dir noch nicht meinen Namen genannt. Ich heiße Meriel."
    „Ich bin Sarah l'Eveske", erwiderte die Gattin des Händ lers und schaute die Countess of Shropshire neugierig an. „Aber sag mir doch, was dich mitten in der Nacht in den Wald geführt hat."

    „Das ist schwer zu erklären", antwortete Meriel zögernd. „Durch einen ... Unfall habe ich Schwierigkeiten, mich zu erinnern." Jäh fiel ihr ein, was Mylord Warfield behauptet hatte, und die Tränen traten ihr in die Augen. Sie schlang die Arme um die Knie und senkte verlegen den Kopf.
    Mitleidig betrachtete Sarah das bedrückte Mädchen und fragte weich: „Aber du weißt doch gewiss, dass du die Countess of Shropshire bist?"
    Erschrocken richtete Meriel sich auf und murmelte betroffen: „Wirklich? Was macht dich so sicher?"
    „Nun, mein Mann Benjamin hat dich in Warfield Castle an der Seite des Earl gesehen", antwortete Sarah l'Eveske erstaunt. „Und das Gesinde dort schwatzte noch immer über den Glanz eurer Hochzeit."
    Ein Ring schien sich Meriel um die Brust zu legen. Sie schluckte und erkundigte sich zaghaft: „In welchem Monat sind wir jetzt?"
    „Im Juli, Mylady."
    „Und welchen Tag haben wir?
    „Nun, den siebten des Heumondes."
    „Dann ist es also wahr!" flüsterte Meriel bestürzt. „Die letzten beiden Monate fehlen in meiner Erinnerung."
    „Möchtest du dich mir anvertrauen, Mylady? Manchmal hilft es, wenn man sich mit jemandem aussprechen kann."
    Meriel blickte Sarah l'Eveske in die Augen, und das einfühlsame Verständnis, das sie darin sah, bewog sie, sich den Kummer von der Seele zu reden. Stockend, immer wieder nach den richtigen Worten suchend, beschrieb sie die Ereignisse, die ihr gegenwärtig waren, seit jenem Tage, da Adrian de Lancey auf der Kultstätte vor ihr gestanden hatte, bis hin zum Erwachen am selben Orte nach dem fürchterlichen Unwetter.
    Schweigend hörte Sarah zu, schüttelte schließlich nachdenklich den Kopf und äußerte verwundert: „Welch seltsame Geschichte! Da du dich jedoch der vergangenen zwei Monate nicht entsinnst, ist es begreifbar, dass du heute nachmittag so verstört warst. Aber Adrian of Warfield ist dein Gemahl, Mylady! In der Burg haben wir vernommen, wie glücklich ihr beide seid. Du solltest zu ihm zurückkehren."
    „Niemals !" sträubte Meriel sich heftig. „Eine Ehe, die nicht auf gegenseitigem Einverständnis beruht, hat vor Gott keine Gültigkeit! Und freiwillig hätte ich Warfield gewiss nicht zum Gatten genommen!"
    „Mylady, du solltest deinen Standpunkt überdenken", mahnte Sarah l'Eveske. „Du bist seit einiger

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