Historical Gold Band 251
nickte zustimmend, nachdem Mr Turner etwas zu ihm gesagt hatte. Langsam drehte sich der Butler um – ihr alter, treuer Butler, der ihrer Familie schon in sechster Generation diente – und sah in ihre Richtung. Er streckte die Hand aus, und Mr Turner schaute zu ihr hoch. Diesmal blieb sein Blick auf ihr haften. Ein Windstoß peitschte ihr die Röcke um die Beine, als hätte die Intensität seines Blicks eine Sturmböe ausgelöst.
Sie hörte nicht, was Smith sagte, aber sie konnte sich vorstellen, wie er in seiner nüchternen Art erklärte: „Das da drüben ist Anna Margaret Dalrymple, die Tochter Seiner Gnaden. Sie ist in Parford geblieben, um ihren Brüdern zu berichten, was Sie hier alles treiben. Oh, und sie gibt sich als die Pflegerin des alten Herzogs aus, weil sie befürchten, Sie könnten den Mann umbringen, um die Nachfolge in Ihrem Sinne zu regeln.“
Mr Turner legte den Kopf zur Seite und sah blinzelnd zu ihr hoch, als könnte er seinen Augen nicht trauen. Er wusste, wer sie war, er musste es wissen, sonst würde er sie nicht so anschauen. Und er würde nicht auf sie zukommen, geschmeidig wie ein Tiger. Nun konnte sie das windzerzauste Haar sehen, sein kräftiges Kinn. Als er noch näher kam, vermochte sie sogar die Fältchen um seinen Mund auszumachen, die sein Lächeln dort hinterlassen hatte.
Es schien vollkommen verkehrt, dass ein so schrecklicher Mensch so attraktiv sein sollte.
Mr Turner baute sich vor ihr auf. Margaret hob das Kinn, damit sie ihm in die Augen sehen konnte, und wünschte sich, sie wäre ein wenig größer.
Er sah sie an und wirkte dabei leicht verwirrt. „Miss?“, fragte er schließlich.
Smith kam ebenfalls hinzu und stellte sich neben Margaret. „Ah ja. Mr Turner, das ist Miss …“ Er hielt inne und sah sie an, und in diesem Augenblick platzte die Blase des Verrats; sie erkannte, dass er ihr Geheimnis nicht verraten hatte. Ash Turner wusste nicht, wer sie war.
„Miss Lowell.“ Sie dachte sogar daran, zu knicksen und den Kopf zu senken, wie es einer Dienstbotin anstand. „Miss Margaret Lowell.“
„Sie sind Parfords Pflegerin?“
Pflegerin, Tochter. Bei seiner Krankheit lief es auf dasselbe hinaus. Sie war der einzige Schutz, den ihr Vater vor diesem Mann hatte, da ihre Brüder vor dem Parlament um ihr Erbe kämpften. Ruhig begegnete sie Mr Turners Blick. „Ja.“
„Ich möchte ihn gern sprechen. Smith sagt, Sie seien sehr streng, was die Einhaltung des Tagesplans beträfe. Wann würde es Sie denn am wenigsten stören?“
Er schenkte ihr ein umwerfendes, strahlendes Lächeln, das sich anfühlte, als hätte er eben die Tür zur Brennkammer des Küchenherds geöffnet. Auch wenn sie ihn ganz und gar nicht leiden konnte, war es ihr unmöglich, sich seiner Wirkung zu entziehen. So also war es diesem Mann, der kaum älter war als sie selbst, gelungen, derart schnell ein Vermögen zusammenzuraffen. Selbst sie hätte am liebsten Haltung angenommen und sich bemüht, ihm zu Gefallen zu sein, damit er ihr noch einmal dieses Lächeln schenkte.
Stattdessen sah sie ihn unerbittlich an. „Ich bin nicht streng.“ Sie richtete sich noch ein Stück auf. „ Streng legt nahe, dass etwas unnötig ist, aber ich versichere Ihnen, dass meine Pflege durchaus nötig ist. Seine Gnaden ist alt. Er ist krank. Er ist schwach, und ich dulde keinen Unsinn. Ich lasse nicht zu, dass er gestört wird, nur weil irgendein alberner Herr es anordnet.“
Mr Turners Lächeln wurde noch breiter. „Genau“, sagte er. „Sagen Sie, Miss …“, er hielt kurz inne und senkte ein Lid zu einem trägen Zwinkern, „… Miss Margaret Lowell, reden Sie immer so mit Ihren neuen Dienstherren, oder ist das eine Ausnahme, die Sie nur mir angedeihen lassen?“
„Solange Parford am Leben ist, sind Sie nicht mein Dienstherr. Und wenn er …“ Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken, und ihre Lunge brannte, als sie daran dachte, an welchem Grab sie zuletzt gestanden hatte.
Reiß dich zusammen, schalt sich Margaret im Stillen, sonst errät er noch vor heute Abend, wer du wirklich bist.
Sie räusperte sich und sagte bedächtig: „Und wenn er nicht mehr ist, werden Sie meine Dienste wohl kaum benötigen. Es sei denn, Sie haben vor, selbst bettlägerig zu werden. Liegt das denn im Bereich des Wahrscheinlichen?“
„Ungestüm und auch noch intelligent.“ Er stieß einen leisen Seufzer aus. „Wenn ich im Bett liege, werde ich Ihre Dienste vermutlich nicht benötigen. Zumindest nicht als Pflegerin.
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