Historical Gold Band 251
Daher haben Sie vollkommen recht.“
Seine Wimpern waren unverschämt dicht. Sie beschatteten seine Augen, die so dunkel waren, dass sie die Pupillen nicht ausmachen konnte. Es dauerte einen Moment, ehe ihr klar wurde, dass seine Bemerkung weit über einen harmlosen Flirt hinausging. Smith hüstelte unbehaglich. Er hatte das Ganze mitbekommen, angefangen vom unglücklichen Kompliment bis zur unanständigen Anzüglichkeit. Wie entsetzlich. Wie entmutigend.
Und dennoch nistete sich die Vorstellung ungebeten bei ihr ein – Mr Turner, wie er sich ohne all die Lagen dunkelblauer Wolle und makellosen Leinens golden von den weißen Laken abhob. Er lag auf der Seite, und sein strahlendes Lächeln galt nur ihr.
Wie verlockend.
Margaret presste die Lippen aufeinander und stellte sich vor, wie sie den Nachttopf über seinem nackten Leib ausleerte. Endlich eine Vorstellung, die ihr ein gewisses Maß an Befriedigung schenkte.
Er beugte sich vor. „Sagen Sie, Miss Lowell, ist Parford einer kleinen Unterhaltung gewachsen? Sie können mich ins Zimmer begleiten und darüber wachen, dass ich ihn nicht zu sehr aufrege.“
„Vorhin war er recht munter.“ Tatsächlich hatte ihr Vater betont, dass er diesen Teufel Turner gleich nach dessen Ankunft zu sehen wünschte. „Ich schaue nach, ob er wach ist und mit Ihnen sprechen will.“
Sie wandte sich ab, doch er griff nach ihrem Handgelenk. Widerstrebend drehte sie sich noch einmal um. Seine nackte Hand fühlte sich warm an auf ihrer Haut. Sie wünschte, er hätte seine Handschuhe nicht abgelegt. Sein Griff war nicht fest, aber er war stark.
„Eine letzte Frage.“ Sein Blick suchte den ihren. „Warum hat der Butler vorhin gezögert, ehe er Ihren Namen genannt hat?“
Ihr war das auch aufgefallen. Unter den gegebenen Umständen gab es nichts als die Wahrheit.
„Weil“, erklärte sie seufzend, „ich unehelich geboren bin. Niemand weiß so genau, welchen Namen ich tragen sollte.“
„Wie? Keine Familie? Niemand, der für Sie einsteht und Ihren Ruf schützt? Keine Brüder, die unerwünschte Verehrer fernhalten?“ Seine Finger fassten ihr Handgelenk fester, sein Blick huschte kurz zu ihrem Dekolleté, ehe er ihr Gesicht wiederfand. „Also, das ist aber eine Schande.“ Er lächelte sie noch einmal an, als wollte er sagen, dass dies keineswegs eine Schande sei, zumindest nicht für ihn.
Und dieses Lächeln, dieses verflixte Lächeln. Nach all dem, was er ihr angetan hatte, glaubte er, er könne einfach hier hereinmarschieren und sie mit in sein Bett nehmen?
Doch er seufzte und ließ ihre Hand los. „Eine schreckliche Schande. Für mich ist es Ehrensache, mich wehrlosen Frauen niemals aufzudrängen.“
Beinahe traurig schüttelte er den Kopf, drehte sich um und winkte. Der junge Mann, der mit ihm gekommen war, stieg daraufhin die Treppe hinauf.
„Ah, ja“, sagte er. „Miss Lowell, gestatten Sie, dass ich Ihnen meinen kleinen Bruder vorstelle, Mr Mark Turner. Er begleitet mich in diesem schönen Sommer aufs Land, damit er genügend Ruhe hat, um das philosophische Traktat abzuschließen, an dem er gerade arbeitet.“
„Eigentlich ist es nicht direkt ein philosophisches Traktat.“
Im Gegensatz zu seinem Bruder war Mark Turner recht schmächtig – nicht dünn, aber drahtig und sehnig. Er war ein paar Zoll kleiner als sein älterer Bruder, und sein Aussehen stand in scharfem Kontrast zu dessen gebräuntem Teint und dem dunklen Haar, denn er war blass und blond.
„Mark, das ist Miss Lowell, Parfords Pflegerin. Zweifellos braucht sie all ihre Geduld für den alten Misanthropen, sei also nett zu ihr.“ Turner grinste, als hätte er etwas sehr Witziges geäußert.
Mark Turner schien sich nicht darüber zu wundern, dass sein Bruder ihm eine Dienstbotin vorgestellt hatte. Er sah den Älteren nur an und schüttelte langsam den Kopf, wie um ihn zu tadeln.
Ash Turner streckte die Hand aus und zauste ihm das Haar. Mark quittierte diese Berührung nicht mit einem finsteren Blick, wie es ein Jüngling getan hätte, der den Erwachsenen nur spielte; er sonnte sich auch nicht in dieser Berührung wie ein Kind, das von seinem älteren Bruder bemerkt wird. Er konnte nicht viel älter sein als vierundzwanzig, so alt wie Margarets zweitältester Bruder. Und doch stand er da und betrachtete seinen Bruder mit ruhigem, alterslosem Blick.
Es wirkte, als hätten sie mithilfe dieser Gesten ein langes Gespräch geführt. Und Margaret verachtete den älteren Turner nur noch mehr, als
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