Historical Gold Band 261 (German Edition)
Annabelle hat sich einverstanden erklärt, mich zu heiraten. Da ich sie wahnsinnig liebe, bin ich der glücklichste Mann auf der Welt.“
Jubel wurde laut.
„Und Sie alle sind zur Hochzeit eingeladen!“, fügte Annabelle strahlend hinzu.
Es gab Jubelrufe und Gratulationen. Travis lächelte – bis er seinen besten Freund ansah. Reese sah aus, als hätte er gerade einen Schlag in den Magen erhalten. Und noch aus der Ferne konnte er sehen, dass in Elizabeths Augen Tränen schimmerten.
Er war nicht sicher, was nicht stimmte. Für seinen Freund hoffte er, dass Reese die Liebe erkennen würde, die er für seine Frau empfand, und nicht denselben Fehler beging, wie er es getan hatte.
Reese stand nur da. Er konnte es nicht glauben. Sein bester Freund hatte gerade Annabelle Townsend einen Heiratsantrag gemacht und ihr vor halb London seine Liebe erklärt. Hätte er es nicht mit eigenen Augen gesehen, er hätte es niemals geglaubt.
Warum fiel es Travis so leicht, seine Gefühle auszusprechen, während er selbst sich damit so schwertat?
Er dachte darüber nach, als er neben Elizabeth in der Kutsche saß, die sie zurück zu ihrem Haus brachte, und auch später in der Nacht, als sie miteinander geschlafen hatten und sie in tiefem Schlummer neben ihm lag.
Reese konnte nicht einschlafen.
Er liebte Elizabeth, und er liebte seinen Sohn. Warum sagte er ihnen das nicht? Er wusste, wie viel das beiden bedeuten würde, und doch schwieg er, hatte Angst, sein Herz zu öffnen.
Der Tag brach an, und er lag noch immer wach, seine Gedanken überschlugen sich. Lautlos erhob er sich aus dem Bett, zog sich an und ging hinaus zum Stall. Er sattelte das Pferd, mit dem er zu Van Meer geritten war, und wandte sich in Richtung Park.
Sein Bein schmerzte noch immer ein wenig von dem Kampf mit Holloway, aber bald entspannten sich seine Muskeln, und das Bein bereitete ihm keine Probleme mehr. Die kühle Novemberluft wehte ihm ins Gesicht, als das Pferd schneller wurde, aber das wirkte eher belebend als unangenehm, und die Kälte schien seine Gedanken zu klären.
Nur drei kleine Worte , dachte er.
Ich liebe dich.
Warum sollte das so schwer zu sagen sein?
Alles andere war leicht. Ich brauche dich. Ich begehre dich. Damit hatte er keinerlei Schwierigkeiten.
Aber die waren auch nicht annähernd so wichtig. Damit setzte er nicht sein Herz aufs Spiel. Nicht sein ganzes Sein.
Reese blickte hinauf in die Bäume. Schimmernd fiel das Sonnenlicht durch den Morgendunst und erwärmte sein Innerstes. Neuer Mut erfüllte ihn, schien sich auszubreiten und die alten Sorgen zu vertreiben. Damit kam auch die Entschlossenheit.
Er machte kehrt und ritt zurück zum Haus, wo inzwischen die Feuer entzündet waren und Rauch aus dem Schornstein stieg und über das Dach zog. Er übergab einem Stallburschen die Zügel und ging dann hinein, gerade als Elizabeth das Frühstückszimmer betrat.
„Guten Morgen“, sagte sie, aber in ihrer Stimme fehlte etwas. Diese Leere war dort, seit sie ihm gesagt hatte, dass sie ihn liebte, und er nichts erwidert hatte.
„Ehe du dich setzt, würde ich gern in meinem Arbeitszimmer mit dir sprechen, wenn es dir nichts ausmacht.“
Sie nickte. „Natürlich.“
Reese eilte den Gang entlang und schickte ein Mädchen nach oben, um Jared zu holen. Dann ging er ins Arbeitszimmer.
Er wartete schon, als seine Frau und sein Sohn ein paar Minuten später hereinkamen. Elizabeth schien nervös, Jared misstrauisch.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte Elizabeth angespannt.
Reese zwang sich zu einem Lächeln. „Es stimmt tatsächlich etwas nicht, aber das liegt an mir, nicht an euch.“ Er lächelte immer noch, obwohl er zitterte und sein Herz so schnell schlug, dass er kaum zu atmen vermochte. „Ihr müsst wissen, in den letzten Tagen ist mir klar geworden, wie sehr ich euch Unrecht getan habe.“
„Was … was meinst du damit? Du warst großzügig und fürsorglich, seit wir in dein Haus gekommen sind.“
„Großzügig und fürsorglich? Ich hoffe, das stimmt. Aber da ist noch mehr. Etwas, das ich für euch beide empfinde, aber nie gesagt habe.“ Er kniete ein Stück weit von Jared entfernt nieder. „Komm her, mein Sohn.“
Scheu und ein wenig unsicher trat der Junge näher.
„Ich habe euch gebeten, hierher zu kommen, damit ich euch sagen kann, wie sehr ich euch liebe. Ich habe das bisher nie gesagt, aber es stimmt. Ich bin so stolz auf dich, Jared. Du bist meine Freude und meine Hoffnung für die Zukunft, und ich liebe dich
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