Historical Gold Band 261 (German Edition)
Sie hatte ihn in der Dunkelheit gespürt. All ihre Sinne waren, so schien es jedenfalls, ganz auf ihn gerichtet. „Ich verstecke mich überhaupt nicht, Bastian.“ Sie sah ihn nicht an, als sie mit leiser Stimme antwortete. „Ich brauchte nur etwas frische Luft.“ Um ihren Körper abzukühlen, wenn schon nicht ihre lebhaften Fantasien.
Sie hatte vor Aufregung gebebt, seit Bastian vorhin ihr Schlafzimmer verlassen hatte. Bis zu einem bestimmen Grad war sie in der Lage gewesen, den Plaudereien ihrer Schwester zuzuhören, als sie beide gemeinsam die Treppe hinuntergingen, um sich vor dem Dinner zu den anderen Gästen zu gesellen. Aufgeregt hatte Daphne darüber spekuliert, welche der anwesenden Damen wohl das Interesse des so häufig gelangweilt und überheblich wirkenden Mr Bastian Wilson geweckt haben könnte, weil er sich so bereitwillig für eine Woche auf Shoreley Park aufhielt.
Allein das Wissen, dass sie diese Lady war, ließ Trudie vom Scheitel bis zu den Spitzen ihrer beschuhten Füße erschauern!
Das reichte sogar so weit, dass es ihr überhaupt nichts ausmachte, dass Bastian sich wieder sehr aufmerksam gegenüber Hariett Copeland, Countess of Westbourne, verhielt. Er saß zu ihrer Linken, als sie alle gemeinsam in dem von Kerzen hell erleuchteten Speiseraum auf Shoreley Park ihr Dinner einnahmen.
Stattdessen war Trudie, die weiter unten an der langen Tafel saß, zufrieden damit, ihn unter halb geschlossenen Lidern hervor zu beobachten, zu bewundern, wie ihm das dunkle Haar in die Stirn fiel, während ihr heiß wurde, als sie seine harten und doch so sinnlich geschwungenen Lippen betrachtete, während er lächelte und mit der Gastgeberin plauderte. Und ihr wurde noch heißer, als sie sah, wie er mit den Fingern ganz leicht über das Weinglas strich – eine scheinbar beiläufige Geste, die eine völlig andere Bedeutung bekam, als er sich umdrehte und quer über den Tisch hinweg Trudies Blick begegnete. In diesem Moment sah sie das Verlangen in seinen Augen, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder Harriet Copeland zuwandte.
Den Rest der Mahlzeit hatte Trudie damit verbracht, darüber nachzudenken, wann und wie Bastian wohl ihr nächstes intimes Treffen arrangieren würde.
Würde er später am Abend wieder in ihr Schlafzimmer kommen?
Oder würde er bis zum nächsten Tag warten und sie damit für weitere lange und beinahe endlos scheinende Stunden in gespannter Erwartung lassen?
Kaum vermochte sie noch zu atmen, geschweige denn zu sprechen, so sehr brannte sie vor Erwartung. Nur halbherzig hatte Trudie den Gesprächen der Gentlemen zuhören können, die neben ihr am Tisch saßen.
Ebenso abgelenkt war sie, als die Damen die Herren ihren Zigarren und ihrem Brandy überließen, um ihren Tee im Salon einzunehmen. Sie nahm kaum von den beiden Frauen Notiz, die bei ihr saßen – Lady Antonia Vaughn, Countess of Blackstone, die Frau des Gentlemans, der beim Dinner neben Trudie gesessen hatte, und eine gewisse Mrs Felicity Faulkner aus Cambridgeshire, die durch Heirat eine entfernte Verwandte der Gastgeberin war. Beide Damen plauderten heiter über ihre kleinen Söhne.
Schließlich hatte sich Trudie abrupt entschuldigt, nicht länger fähig, ihre rastlos zehrenden Gedanken zu unterdrücken, und war hinaus auf die Terrasse geeilt. Der Sommerwind würde ihr hoffentlich helfen, ihren erhitzten Körper abzukühlen. Doch die heißen Bilder von Bastian, die ihre Fantasie beherrschten, würde selbst der stärkste Sturm nicht vertreiben können.
Nun bebte sie voller Erwartung, als Bastian plötzlich hinter ihr stand, so nahe, dass sie die Wärme seines Körpers durch die dünne Seide ihres Kleides wahrnahm und seinen Atem wie eine Liebkosung auf ihren nackten Schultern spürte.
Bastian atmete Trudies Parfüm ein, als er nahe bei ihr stand, ohne sie tatsächlich zu berühren. Sie roch nach Vanille und Blumen, mit einer Spur von etwas anderem, etwas … Heißem, Sinnlichem. Erregung vielleicht? „Zweifellos hat das Gespräch mit Blackstone Ihr Blut in Wallung gebracht?“ Tatsächlich war er weit davon entfernt, sich glücklich zu fühlen angesichts der Aufmerksamkeit, die dieser Gentleman Trudie während des schier endlos erscheinenden Dinners gezollt hatte. Bastian hatte sich genötigt gefühlt, seinem Ruf zu entsprechen und seiner reizenden Gastgeberin zu schmeicheln und mit ihr zu flirten, dabei war er sich in jedem Augenblick bewusst gewesen, wann Trudie dem schweigsamen Earl of Blackstone ein Lächeln
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