Historical Gold Band 261 (German Edition)
den Kopf. Sie hatte Reeses Küsse genossen, seine Berührungen, die ihr das Gefühl gaben, die Frau zu sein, die sie einmal gewesen war. Aber der Gedanke an eine Affäre war für sie absolut unerträglich.
„Ich … ich werde demnächst abreisen“, sagte sie endlich. „Ich habe noch nicht alles arrangiert, aber ich bin sicher, dass das bald der Fall sein wird.“
Reese sagte nichts.
Elizabeth leckte sich über die Lippen. „Gute Nacht, Mylord.“
Einen Moment lang schien sich sein Blick zu verdunkeln, doch dann wandte sie sich ab. Sie lief aus dem Salon und die Treppe hinauf. Sie konnte ihr Schlafzimmer nicht schnell genug erreichen.
Und sie verstand nicht, warum ihr Herz bei Reeses Angebot so viel schneller schlug.
Reese lief in seinem Schlafzimmer auf und ab. Die Szene im Salon war vollkommen ungeplant gewesen. Aber irgendwann im Verlauf des Abends, als er Elizabeth im Kerzenschein beobachtet hatte, als er ihr schimmerndes Haar bewundert hatte, ihre glatte, helle Haut, die Art, wie sich ihre Brüste hoben und senkten, wenn sie atmete, war sein Verlangen erwacht, zusammen mit der Vorstellung, sie in seinem Bett zu haben.
Immer wieder dachte er an ihre Küsse, erinnerte sich daran, wie sie auf ihn reagiert hatte. Er begehrte sie, und offenbar begehrte sie auch ihn.
Er war ihr nichts schuldig.
Wenn er sie begehrte, warum sollte er sie dann nicht auch haben dürfen?
Als er erkannte, wie wenig sie von Leidenschaft wusste, wuchs sein Verlangen nur noch mehr. Offenbar war Edmund Holloway ein ungeschickter Liebhaber gewesen. Die Sorte Ehemann, die lediglich ihr eigenes Vergnügen suchte und nichts davon zurückgab. Als Reese wieder an den Kuss im Musikzimmer dachte, hatte er eine Unschuld bei ihr gespürt, mit der er nicht gerechnet hatte. Und diese Unschuld hatte auch in ihren Küssen an diesem Abend gelegen.
Er konnte es sie lehren, konnte ihr die Lust schenken, die sie während ihrer Ehe vermissen musste. Und dabei gleichzeitig sein Verlangen nach dieser Frau bekämpfen, das seit seiner Ankunft in Briarwood unbefriedigt geblieben war.
In gewisser Weise würde es eine Art Rache sein, Elizabeth eine Weile zur Mätresse zu nehmen. Er liebte sie nicht. Nicht mehr. Aber er begehrte sie. Umso mehr vielleicht, weil er nur einmal mit ihr zusammen gewesen war und diese Begegnung nicht sehr befriedigend verlaufen war.
Er begehrte sie, sie begehrte ihn, und zwischen ihnen stand nur Elizabeths Gewissen.
Ein freudloses Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Wenn er daran dachte, mit welcher Leichtigkeit sie ihn für einen anderen aufgegeben hatte, konnte ihr Gewissen kein allzu großes Hindernis darstellen.
Reese zog seinen Rock aus und legte ihn aufs Bett. Sein Bein pochte schmerzhaft, als er zu dem Klingelzug ging, um Timothy zu rufen. Dabei begann er, eine Strategie zu entwickeln. Er war Offizier in der Armee gewesen. Er wusste, wie man einen Feldzug plante.
Er war davon überzeugt, es würde keiner großen Anstrengung bedürfen, Elizabeth in sein Bett zu bekommen.
Sie schickte Lady Tavistock eine Botschaft und bat sie so schnell wie möglich um ein Treffen. In ihrer Antwort schlug die Dowager Duchess vor, dass sie sich am selben Nachmittag um zwei Uhr im Garten trafen.
Nervös lief Elizabeth in ihrem Schlafzimmer auf und ab und wartete darauf, dass die Zeit verging. Um eins schickte sie nach Gilda, damit sie ihr half, ein Nachmittagskleid anzuziehen und sich zu frisieren. Das Hausmädchen, das ihr für diese Zeit als Zofe diente, war groß und dünn, mit lockigem blondem Haar. Das Mädchen verstand nicht viel davon, wie eine Lady sich zurechtmachte, doch sie war bereit zu tun, was Elizabeth wünschte.
Gilda öffnete die Tür des Schrankes. „Welches Kleid, Mylady?“
Elizabeth biss sich auf die Lippe. Vor einigen Tagen hatte sie Gilda nach Aldridge Park geschickt, um sich von Sophie helfen zu lassen, noch einige ihrer Kleider einzupacken. Wenn sie erst in London eingetroffen war, dann würde sie Sophie holen lassen, die seit Jahren ihre Zofe war. Bis dahin brauchte sie ein paar mehr Dinge zum Anziehen, als sie bei ihrer Flucht in der Tasche hatte mitnehmen können.
Sie betrachteten die Kleider im Schrank. Alle waren natürlich in Schwarz gehalten, aber zumindest waren die Schnitte unterschiedlich.
„Vielleicht das mit den Pagodenärmeln.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube, die Seide und der Krepp bei dem mit dem vorn geknöpften Mieder wären weniger formell.“
Das Mädchen legte das
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