Historical Gold Band 261 (German Edition)
erinnern, dass ich mich seinen Wünschen jemals widersetzt hätte.“
„Haben Sie deshalb Reese nichts von dem Kind erzählt?“
Selbst jetzt war dies noch eine schmerzhafte Erinnerung. „Vater verbot mir jeden weiteren Kontakt mit Reese. Er sagte, er hätte mich entehrt und dürfe nie wieder in meine Nähe kommen. Damals war ich noch nicht so stark, wie ich es jetzt bin. Ich konnte mich nicht gegen ihn wehren. Ich machte das, was er mir sagte.“
Die ältere Frau sah sie an. „Und natürlich spielte Aldridges Charme keine Rolle bei Ihrer Entscheidung.“
„Nicht sein Charme, nein, das nicht. Vielleicht die Sicherheit, die er mir bot, indem er meinem ungeborenen Kind seinen Namen gab. Er war älter, gesetzter, und er war da, nicht unterwegs zu irgendwelchen Abenteuern. Die Entscheidung allerdings habe ich nicht wirklich selbst getroffen. Ich habe Aldridge geheiratet, weil mein Vater darauf bestand. Und ich habe es jeden Tag bereut.“
Die Countess lehnte sich zurück. Elizabeth bemühte sich, unter ihrem strengen Blick nicht zurückzuweichen.
„Mein Neffe sagte, Sie wären hierher gekommen, weil Sie Angst hatten um Ihr Leben und um das Ihres Sohnes. Aber vielleicht hatten Sie auch andere Motive.“
„Was meinen Sie damit?“
„Vielleicht sind Sie hierher gekommen, um Ihre Beziehung zu Reese wieder aufzunehmen. Wollen Sie meinen Neffen wieder an sich binden?“
„Nein! Ich bin hierher gekommen, weil ich verzweifelt war. Ich wusste, dass meinem Sohn Gefahr drohte. Meine Familie gibt es nicht mehr. Reese war der Einzige, dem ich vertrauen konnte.“
„Weil er Jareds Vater ist?“
„Weil er ein Mann von Ehre ist und stark. Und weil ich hoffte, dass er uns nicht abweisen würde.“
Die Countess schien über Elizabeths Worte nachzudenken. „Wann werden Sie es ihm sagen?“
Elizabeth starrte in die Ferne. Sie wusste nicht, wie sie Reese ein so wichtiges Geheimnis offenbaren sollte. Ein Geheimnis, nach dem er sie nicht mehr ablehnen, sondern sie rundheraus hassen würde.
„Ich brauche Zeit. Ich weiß nicht, was er tun würde. Ich weiß nicht, was meinem Sohn geschehen wird, wenn Reese die Wahrheit erfährt.“ Tränen traten ihr in die Augen. „Jared ist schon so sehr in sich gekehrt. Er ist zu jung, um zu verstehen, wer seine wirklichen Eltern sind. Ich habe Angst davor, dass diese Nachricht ihn am Boden zerstören könnte, wenn er sie nicht auf die richtige Art hört.“
Eine ganze Weile lang sagte die Dowager Countess nichts. „Das Wohlergehen des Jungen ist im Augenblick das Wichtigste. Bis Sie hierher kamen, ging mich das nichts an. Jetzt aber ist es anders. Ich werde Ihnen die Zeit gewähren, die Sie brauchen. Ich werde Ihnen die Gelegenheit geben, den besten Weg zu finden, wie mit dieser Sache umgegangen werden kann, aber ich werde nicht zulassen, dass Sie Reese für immer hintergehen.“
Elizabeths Kehle war wie zugeschnürt. Sie konnte sich nicht im Entferntesten vorstellen, welche feindseligen Gefühle Reese hegen würde, wenn sie ihm die Wahrheit sagte.
Sie konnte kaum atmen. „Tief im Herzen wusste ich, dass ich es ihm früher oder später sagen muss, als ich ihn neben seinem Sohn gesehen habe. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, dass ich das tun werde. Bis dahin danke ich Ihnen von Herzen, dass Sie mir die Zeit geben, alles richtigzustellen.“
Zitternd erhob sich die alte Dame. „Wie ich schon sagte: Im Augenblick können Sie damit umgehen, wie Sie möchten. Aber ich warne Sie – stellen Sie meine Geduld nicht zu lange auf die Probe.“
Lady Tavistock stützte sich schwer auf ihren Stock, als sie über den Kiesweg davonging, die Stufen hinauf und dann über die Terrasse. Sie verschwand im Haus, und Elizabeth ließ sich auf die Bank zurücksinken.
Für den Augenblick konnte sie sich der Unterstützung der alten Dame gewiss sein. Aber wie lange würde das anhalten?
Und wie sollte sie einem kleinen Jungen erklären, dass sie ihn, was seinen Vater betraf, angelogen hatte?
8. KAPITEL
R eese trug nur ein schlichtes weißes Hemd und eine Reithose, als er auf der Holzbank im Stall saß und sein verletztes Bein trainierte. Timothy Daniels und er hatten begonnen, jeden Tag dieselben Übungen durchzuführen.
„Ziehen Sie kräftiger“, sagte Reese und ignorierte den heftigen Schmerz, der über seine Wade bis hinauf in seinen Oberschenkel zog. Er musste seine steifen Muskeln dehnen und eine Möglichkeit finden, sein Bein wieder beweglicher zu machen. „Und jetzt in die andere
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