Historical Gold Band 261 (German Edition)
Blicken. Nur Ihre Hoheit Lily Dewar, Duchess of Bransford, war ein wenig freundlich zu ihr. Elizabeth hatte das Gefühl, die junge Frau wusste, wie es war, eine Ausgestoßene in diesem Raum zu sein.
Vielleicht war das der Grund, warum die Duchess vorschlug, sich am kommenden Nachmittag zum Tee zu treffen, in einem intimen Salon auf der Rückseite des Hauses, von dem aus man den Garten überblicken konnte.
Die Duchess trug ein blassgrünes Seidenkleid, das mit winzigen Rosen bestickt war. Sie erhob sich, als Elizabeth eintrat. „Ich freue mich so, dass Sie mir Gesellschaft leisten.“
„Ich danke Ihnen für die Einladung“, erwiderte Elizabeth. „Ich freue mich über eine Gelegenheit für ein wenig weibliche Gesellschaft. Allerdings muss ich gestehen, es überrascht mich, dass Ihr Mann damit einverstanden war.“
Die Duchess lächelte. „Royal mag ein Duke sein, aber er kann nicht immer seinen Willen durchsetzen.“
Elizabeth ertappte sich dabei, dass sie das Lächeln erwiderte.
„Warum setzen wir uns nicht?“, schlug die Duchess vor.
Elizabeth nahm in einem Stuhl Platz, der mit geblümtem blauen Chintz bezogen war und gegenüber dem dazu passenden Sofa stand. Der Raum hatte eine weiße Decke, war in Blau und Weiß möbliert und passte wunderbar zum Garten vor dem Fenster.
Lily beugte sich vor und schenkte Tee ein. „Reese hat uns erklärt, warum Sie hier sind, Sie und Ihr Sohn. Ich weiß, wie es ist, wenn man sich fühlt, als könne man sich an niemanden wenden.“
„Tun Sie das?“
„Ein Stück oder zwei?“, fragte die Duchess.
„Eines genügt, danke.“
Die Duchess verrührte den Zucker und reichte Elizabeth Tasse und Untertasse. „Meine Eltern starben, als ich zwölf Jahre alt war. Wenn mein Onkel mich nicht aufgenommen hätte – mich schaudert es noch immer, wenn ich daran denke, was dann aus mir geworden wäre. So hatten wir zwar ein schweres Leben, aber immerhin bin ich bei jemandem aufgewachsen, der mich liebte.“
„Meine Mutter starb, als ich fünf Jahre alt war. Mein Vater hat mich aufgezogen. Er starb vor vier Jahren.“
Die Duchess rührte ihren Tee um. „Ich habe davon gehört. Ich weiß, dass Sie und Reese heiraten wollten und dass Sie statt seiner einen anderen Mann geheiratet haben. Es muss Sie viel Mut gekostet haben, sich an Reese zu wenden und ihn um Hilfe zu bitten.“
Vorsichtig stellte Elizabeth die Tasse auf ihren Schoß. „Wie Reese schon sicher erzählt hat – ich hatte niemanden sonst, an den ich mich hätte wenden können.“
„Niemanden, dem Sie vertrauen konnten. Das ist es, was Sie meinten, oder?“
„Ja.“
„Sie müssen sehr viel von ihm halten.“
„Ich habe ihn immer sehr bewundert.“
„Haben Sie ihn geliebt?“
Als Elizabeth die zierliche Tasse hochhob, zitterte ihre Hand so heftig, dass sie den Tee um ein Haar verschüttet hätte. Sie stellte die Tasse wieder zurück auf die Untertasse. „Ich habe ihn geliebt. Manche Dinge passieren einfach.“
Die Duchess betrachtete sie genau. „Manchmal kann man einen Fehler korrigieren.“
Elizabeth lächelte traurig. „Diesmal nicht, fürchte ich.“
„Warum nicht?“
„Reese empfindet für mich nichts als Abneigung.“ Abgesehen vielleicht von Lust . „Selbst wenn er anders für mich empfinden würde, nach allem, was ich ihm angetan habe, würde er mir nie wieder vertrauen können.“
Die Duchess nippte an ihrem Tee. Sie blickte durch das Fenster hinaus in den Garten. „Das Wetter ist schön heute. Vielleicht hätten wir ein wenig spazieren gehen sollen.“ Sie blickte immer noch in dieselbe Richtung. „Der Garten ist ein wenig verwildert. Aber selbst in diesem Zustand ist er noch recht hübsch.“
Elizabeth war dankbar für den Themenwechsel und folgte dem Blick. Über die Vergangenheit zu sprechen war schmerzlich. Unglücklicherweise sah die Zukunft keineswegs vielversprechender aus.
„Dieser Ort hat etwas Besonderes an sich“, sagte sie. „Er war schon immer so warm und einladend. Ich habe davon geträumt, hier mit Reese zu leben.“
„Haben Sie das?“
Sie wünschte, nicht so viel gesagt zu haben. Sie wusste so wenig über die Duchess. „Das ist schon lange her.“
„Ja“, stimmte die Duchess zu. „Einerseits. Andererseits aber auch wieder nicht.“
Nein, jetzt, da sie hier im Haus lebte, schien es ihr, als wäre die Zeit mit Reese erst gestern gewesen.
Danach sprachen sie über alltägliche Dinge, und Elizabeth war erleichtert. Dann war die Zeit zu Ende, und sie
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