Historical Gold Band 261 (German Edition)
sein könnte, weckte Mrs Garvey Elizabeth, und das wiederum weckte Reese, der neben ihr im Bett schlief.
Elizabeth folgte der breithüftigen Nanny den Gang entlang. Reese ging neben ihr her.
„Haben Sie irgendeine Ahnung, was es sein könnte?“, fragte Elizabeth besorgt, als sie zusammen an Jareds Bett standen.
„Ich weiß es nicht, Mylady. Sie waren hier, ehe er schlafen ging. Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen?“
„Nur, dass er ein wenig müde war. Ich dachte, er hätte einfach zu wild mit seinem Freund gespielt. Mit Mrs Brodys Sohn.“ Es war der erste richtige Freund, den Jared je gehabt hatte.
„Vermutlich besteht kein Grund zur Sorge. Sicher geht es ihm morgen Früh wieder gut.“
Elizabeth blickte hinab auf ihren Sohn und hoffte, dass dies der Fall sein würde. Aber am Morgen war Jareds Temperatur in einem beunruhigenden Maße gestiegen, und Reese rief den Arzt. Dann begann Jareds Magen zu rebellieren, und er erbrach sich mehrmals.
Besorgt setzte Elizabeth sich ans Bett ihres Kindes und sah zu, wie der Arzt ihn untersuchte. Reese ging vor der Tür auf und ab. Beide warteten sie ungeduldig auf das Ergebnis des Arztes.
Schließlich konnte Elizabeth es nicht mehr aushalten und stand auf. „Was ist es, Dr. Petersen? Er glüht vor Fieber, und er kann nichts bei sich behalten. Was stimmt nicht, Ihrer Meinung nach?“
„Ich bin noch nicht sicher. Ein Junge in seinem Alter – das könnte alles Mögliche sein. Wir warten mal, ob sich irgendwelche Symptome für Masern oder Windpocken zeigen. Vielleicht ist es auch Mumps.“
„Aber er hat keinen Ausschlag. Keine Halsschmerzen.“
Der Arzt beugte sich über den Jungen, der endlich in einen ruhelosen Schlaf gefallen war. Er war älter, als es ihr lieb war, mit dünnem weißem Haar und kurzem Bart. Sie hatte ihn nie zuvor gesehen, doch er war der nächste Arzt in dieser Gegend, und er war sofort gekommen.
Jetzt sah er zu ihr auf. „Besteht die Möglichkeit, dass der Junge etwas zu sich genommen hat, das ihm nicht bekommen ist? Etwas, das ihm den Magen verdorben hat?“
„Nicht, dass ich wüsste. Ich werde die Köchin fragen, ob er irgendetwas gegessen hat, von dem wir nichts wissen.“ Elizabeths Kehle war wie zugeschnürt. Zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass vielleicht jemand aus dem Haus für Jareds Krankheit verantwortlich sein könnte. Dass irgendjemand ihm etwas gegeben hatte, das diese Krankheit verursachte.
Sie sah zu Reese, der ein paar Schritte entfernt stand. Sein Gesicht wirkte wie aus Granit gemeißelt. Offensichtlich hatte er denselben Schluss gezogen.
Ihr Herz begann, schneller zu schlagen. Sie musste sofort mit der Köchin sprechen.
Dann sprach Reese aus, wozu ihr der Mut gefehlt hatte. „Besteht die Möglichkeit, Doktor, dass der Junge vergiftet worden ist? Sprechen irgendwelche Symptome dafür?“
Der ältere Mann sah Reese an. „Glauben Sie, dass diese Möglichkeit besteht?“
„Die Möglichkeit besteht. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie es geschehen sein könnte oder ob dem Jungen überhaupt irgendetwas gegeben worden ist. Aber ja, die Möglichkeit besteht.“
Der Arzt straffte die hageren Schultern. „Wir sollten vorsichtshalber Maßnahmen ergreifen. Da er sich bereits mehrmals übergeben hat, müssen wir uns darum keine Sorgen mehr machen.“ Dr. Petersen untersuchte noch einmal Jareds Hals, um nachzusehen, ob es Reizungen gab, die auf ein Gift hindeuteten.
Die ganze Zeit über stand Elizabeth mit wild klopfendem Herzen dabei, kaum noch fähig zu atmen und voller Sorge um ihren Sohn. War es Mason gelungen, alle errichteten Barrikaden zu durchbrechen? Hatte er jemanden engagiert, der Jared schaden sollte, so wie er es ihrer Meinung nach gern hätte? Gab es einen Verschwörer in ihrer Mitte?
„Wir werden den Jungen während der nächsten Stunden beobachten“, sagte der Arzt. „Vielleicht werden Symptome auftreten, die uns die Antworten geben, die wir brauchen.“
Elizabeth nickte kaum merklich. Das Ganze war einzig ihr Fehler. Sie hatte ein Monster geheiratet, und jetzt bezahlte ihr Sohn für ihren Fehler. Ihre Knie waren weich. Sie ließ sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett fallen.
„Ich gehe hinunter in die Küche“, sagte Reese. „Ich werde mit der Köchin und den Küchenhilfen sprechen und hören, ob dort jemand gewesen ist, der da nichts zu suchen hatte.“
Elizabeth nickte nur.
Sie fühlte, wie Reese sanft seine Hand auf ihre Schulter legte. „Du musst nicht gleich das Schlimmste denken –
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