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HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

Titel: HISTORICAL JUBILÄUM Band 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RUTH LANGAN
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sagen sollte. Würde er einen Mann, der womöglich vor Wut kochte, dazu bringen können, seine Meinung zu ändern?
    Er seufzte. Trotz all seiner mahnenden Worte war er kurz davor, sich erneut selbst einzumischen. Deshalb hoffte er aus tiefster Seele, die Sache nicht noch schlimmer zu machen, als sie ohnehin schon war.
    „Hier unterschreiben.“ Der Kapitän mit dem auffälligen Schnurrbart schob ein Stück Pergament über den Tisch. Gryf schrieb seinen Namen auf die vorgesehene Stelle und reichte dem Mann den Federkiel zurück.
    „Wir legen morgen früh ab. Bei Sonnenaufgang. Jeder Mann, der dann nicht an Bord ist, bleibt ohne Bezahlung zurück.“
    Gryf nickte und folgte einigen Seeleuten, die ebenfalls auf der Jenny Mae , einem Frachtschiff auf dem Weg nach Indien, angeheuert hatten. Als die Männer in die Schankstube gingen und Ale bestellten, stieg Gryf die schmale Treppe zu der Dachkammer hinauf, die er abends zuvor gemietet hatte.
    Oben angekommen, ließ er sich auf der Kante der dürftigen Schlafstatt nieder und blickte starr auf die Schiffe unten im Hafenbecken. Er hatte die elendste Nacht seines Lebens hinter sich. Bislang hatte er immer geglaubt, nichts könne schlimmer sein als jene Nacht, in der er ohne jegliche Erinnerung aufgewacht war und festgestellt hatte, dass sein Körper mit Brandwunden und Narben übersät war. Es war wie ein grässlicher Albtraum gewesen. Doch jetzt verspürte er einen Schmerz, der ihn bis an sein Lebensende verfolgen würde.
    Vielleicht kam ihm die jetzige Lage auch schlimmer vor, weil er sich genau an alles erinnern konnte. Das Entsetzen auf Darcys Gesicht, als sie ihn mit den kurzen Haaren im Spiegel gesehen hatte. Der unendliche Schmerz in ihrem Augenausdruck, als ihr klar geworden war, dass er sie für immer verlassen würde.
    Für immer.
    Ja. Es war wohl besser so.
    Aber warum fühlte er dann einen so stechenden Schmerz?
    Mit einem wilden Fluch stand er auf und ging zur Treppe. Es hatte keinen Sinn, in dieser Kammer zu hocken, wo ihm noch elender zumute war. Genauso gut könnte er sich zu den Seeleuten gesellen und mit ihnen trinken. Das Ale würde nichts wieder in Ordnung bringen, aber vielleicht ließe sich der Kummer ein wenig lindern.
    Auf halber Treppe erblickte er den alten Seemann in der Tür. Einen Moment lang war Gryf versucht, kehrtzumachen und sich in der Dachkammer zu verstecken. Doch dann fluchte er leise und ging die restlichen Stufen hinunter.
    Eine Schankmagd näherte sich, als Newton die Schankstube erreichte.
    „Whisky.“ Gryf setzte sich an einen zerfurchten Holztisch.
    „Für mich dasselbe“, sagte der alte Mann. Er nahm gegenüber von Gryf Platz.
    „Hat sie dich geschickt, Newt?“
    „Nein, das Mädchen weiß nicht, dass ich hier bin. Ihre Schwestern baten mich, dich aufzusuchen. Wie es scheint, fühlen sie sich schuldig, weil sie sich in Darcys Leben eingemischt haben. Sie haben ihre Schwester dazu getrieben, dir die Haare zu schneiden.“ Er hielt inne und betrachtete Gryf eingehend. „Du siehst ihm jetzt wirklich noch ähnlicher.“
    Wütend schlug Gryf mit der Faust auf den Tisch. „Es interessiert mich nicht, wem ich ähnlich sehe. Ich kann nicht jemand sein, den ich nicht einmal kenne. Es ist schon hart genug, ich selbst sein zu müssen.“
    Der alte Mann schwieg.
    Da ihm der Wutausbruch unangenehm war, fuhr Gryf mit leiser Stimme fort: „Verstehst du denn nicht, Newt? Ich bin ein Mann, der keine Vergangenheit hat. Ich habe keine Erinnerung an meine Kindheit. Ich weiß nicht, wie meine Eltern aussahen. Hatte ich Schwestern oder Brüder? Wer waren meine Freunde? Ich weiß nicht einmal, ob ich andere Frauen geliebt habe.“ Seine Stimme begann zu zittern.„Oder ob ich womöglich der Vater von mehreren Kindern bin.“
    „Ich weiß, es ist schwer für dich“, erwiderte Newton mitfühlend.
    „Schwer?“ Gryf kniff die Augen zusammen. Er wartete, bis die Schankmagd die Getränke auf dem Tisch abgestellt und sich wieder entfernt hatte.
    Dann nahm er das Whiskyglas und leerte es in einem Zug. Unsanft stellte er es wieder auf den Tisch. Sogleich kehrte die Schankmagd zurück und füllte nach. Als sie fortging, umschloss Gryf das Glas mit beiden Händen und starrte auf den Mann, der ihm gegenübersaß.
    Schließlich sagte er: „Ich habe mir selbst etwas vorgemacht, Newt. Und auch Darcy. Ich habe kein Recht, eine Frau wie sie zu haben. Kein Recht.“ Erneut leerte er das Glas in einem Zug. „Ich habe die ganze Nacht wach gelegen und über

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