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HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

Titel: HISTORICAL JUBILÄUM Band 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RUTH LANGAN
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Schankmagd, die Whiskygläser aufs Neue zu füllen.
    Newton starrte auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas und überlegte, ob er das Richtige tat. Vermutlich wäre es klüger, nach Mary Castle zurückzukehren, um das Mädchen zu trösten. Doch Gryf brauchte jetzt einen Freund.
    Der Seemann wusste, was es hieß, einsam zu sein und sich verzweifelt nach einem Kameraden zu sehnen. In seinem Leben hatte es viele Augenblicke gegeben, in denen er sich furchtbar allein gefühlt hatte.
    Schließlich machte er sich keine Gedanken mehr darüber, was nun richtig oder falsch wäre, nahm das Glas und genoss den feurigen Geschmack des Whiskys.
    „Newton Findlay.“ Der alte Mann musste nicht hinschauen, um zu wissen, wer ihm da soeben die Tür geöffnet hatte. Der anklagende Tonfall war ihm nur allzu vertraut. Mistress Coffey stand im Portal und machte angewidert einen Schritt zurück, als sie die untrüglichen Anzeichen einer durchzechten Nacht wahrnahm. „Ihr seid betrunken.“
    „Das kann man sagen.“ Nach dem langen Weg vom Dorf im trüben Dämmerlicht machte sich ein pochender Schmerz in seinem Kopf bemerkbar. Sein Magen brannte. Und da er nicht mehr ganz sicher auf den Beinen war, trat er mit einem leichten Taumeln über die Schwelle und entdeckte, dass die gesamte Lambert-Familie in der Eingangshalle versammelt war und ihn mit finsteren Blicken bedachte.
    Unsicher hob er den Kopf und trat linkisch von einem Bein auf das andere. Doch dann straffte er die Schultern, da er sich ein wenig würdevoller geben wollte.
    Darcy drängte sich an den anderen vorbei und eilte auf den alten Mann zu. „Hast du ihn gefunden, Newt?“
    „Ja, mein Mädchen. Ich war die ganze Nacht bei ihm. Ich nehme an, es war nicht besonders klug, aber ich dachte, ich könnte ihn vielleicht dazu bewegen, zurückzukommen.“
    „Er kommt nicht zurück, nicht wahr, Newt?“
    Newton schluckte. „Nein, Mädchen.“ Er bemerkte, wie sie zusammenzuckte, als hätte er sie geschlagen. Unwillkürlich streckte er seine Hand aus, doch sie entzog sich seiner Berührung. Ihre Augen waren unnatürlich groß, und ihre Wangen waren vor Aufregung gerötet. „In diesen Augenblicken geht er an Bord eines Schiffes, das nach Indien segelt.“
    „Hast du ihn an Bord gehen sehen?“
    „Ja.“ Unbeholfen zog er den Kopf ein und wünschte, der Boden würde endlich aufhören zu wanken.
    „Was ist mit Whit? Was soll aus ihm werden?“, bedrängte Darcy ihn weiter.
    „Er sagte, er würde Geld für den Unterhalt des Jungen schicken. Und wenn er einen Ort findet, an dem er sich niederlassen will, wird er den Burschen benachrichtigen.“ Newton schaute auf. „Er ist ein trauriger, einsamer Mann, Mädchen, der dich und den Jungen liebt. Aber er fühlt sich deiner nicht würdig.“
    „Beim Himmel!“, rief Geoffrey Lambert entrüstet aus. „Er ist ihrer wahrlich nicht würdig. Dieser Schurke! Ich hätte selbst nach Land’s End gehen sollen, um die Ehre meiner Enkelin zu verteidigen.“
    „Nicht, Großvater.“ Darcy ging zu dem alten Mann und umarmte ihn. „Ich verstehe, was du empfindest. Du warst stets in der Lage, mir das zu geben, was ich haben wollte. Und dieses Mal kannst du es nicht. Es liegt nicht in deiner Hand. Und auch nicht in meiner. Ich weiß, wie sehr dich das schmerzt. Doch ich werde überleben. Wir alle werden es schaffen.“
    „Darcy, es tut mir so leid.“ Ambrosia berührte ihre Schwester sanft am Arm. Eine schwere Last schien sie zu erdrücken. „Das war alles meine Schuld.“
    „Und meine“, fügte Bethany betroffen hinzu. „Wenn wir uns nicht eingemischt hätten …“
    „Nein“, erwiderte Darcy entschieden. „Euch trifft keine Schuld. Es war einzig und allein mein Fehler. Gryf hatte recht. Ich wollte wirklich, dass er Gray ist. Oder vielleicht wollte ich, dass Gray sich allmählich in Gryf verwandelt. Eigentlich weiß ich überhaupt nicht, was ich wollte. Ich weiß nur, dass er jetzt fort ist.“ Darcy spürte, wie die Tränen in ihr hochstiegen. Doch da sie nicht vor ihrer Familie weinen wollte, musste sie einen Ausweg finden. „Ich gehe … kurz auf den Söller, um ein bisschen frische Luft zu schnappen.“
    Als sie die Stufen hinaufeilte, kam sie sich wie ein Feigling vor. Ratlos und verzweifelt schauten die anderen ihr nach.
    Die Segel der Jenny Mae flatterten in der frischen Morgenbrise. Vom Söller aus vermochte Darcy sogar einige Seeleute zu erkennen, die an Deck ihren Aufgaben nachkamen. Welcher von ihnen ist Gryf?,

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