HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
wirke zu kühn und unberechenbar, um jener nette junge Mann zu sein, an den sie sich alle lebhaft erinnerten.
Der alte Vikar Thatcher Goodwin hatte den jungen Geistlichen Ian Welland zu der Hochzeitszeremonie eingeladen. Vikar Goodwin war besonders erfreut, dass die Frau von Vikar Welland die Harfe spielen konnte und die Stimme eines Engels hatte. Das junge Paar aus Mead würde auf seine Weise zu der feierlichen Stimmung beitragen.
Unruhig stand Darcy in einem kleinen Nebenraum der Kirche, während ihre Schwestern und Mistress Coffey um sie herumschwirrten und letzte Hand an das Hochzeitskleid legten. Ihre blauen Augen leuchteten zu dem duftigen Weiß des prächtigen Gewandes, dessen nicht zu tiefer Ausschnitt genau dem Bild einer keuschen Braut entsprach.
„Oh, du siehst genauso aus wie deine Mutter, als sie dieses Kleid trug“, schwärmte die alte Haushälterin, als sie die weiße Satinschärpe enger um Darcys Taille legte. „Sie sah damals wie eine Königin aus, genau wie du heute.“
„Das habe ich Euch zu verdanken, Mistress Coffey. Ich weiß nicht, wie es Euch gelungen ist, das Kleid in diesem tadellosen Zustand zu erhalten. Immerhin bin ich die Vierte in unserer Familie, die es trägt.“
„Und die Letzte. Aber sicherlich nicht die Unbedeutendste“, ließ sich Geoffrey Lamberts wohlklingende Stimme vernehmen, als er zusammen mit Miss Mellon den Nebenraum betrat. In den knielangen Hosen aus seidig glänzendem Stoff und dem dunklen Gehrock sah er wie ein vornehmer Gentleman der Londoner Gesellschaft aus.
„Großvater! Winnie!“, rief Darcy voller Freude und eilte den beiden entgegen. Captain Lambert gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange.
„Sieht Darcy nicht zauberhaft aus, Großvater?“ Bethany hüllte den Kopf ihrer Schwester in einen hauchdünnen, weißen Schleier und machte einen Schritt zurück, damit alle die hübsche Braut bewundern konnten.
„Fürwahr, einfach zauberhaft“, schwärmte der alte Mann und nahm Darcy in die Arme. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass meine jüngste Enkelin heiratet. Bist du auch so glücklich, wie du aussiehst, Darcy?“
„Ich bin nie glücklicher gewesen, Großvater“, erwiderte sie mit einem strahlenden Lächeln, schlang die Arme um seinen Hals und gab ihm einen Kuss. Dann wandte sie sich an ihr altes Kindermädchen. „Hast du dich um den Altarschmuck gekümmert, Winnie?“
Die Augen der Frau leuchteten. „Warte ab, bis du es siehst, mein Mädchen. Zuerst war ich unsicher, was ich tun sollte. Es gibt ja leider keine Wildblumen im Winter. Schließlich habe ich einige Zweige mit Wacholderbeeren und Misteln gesammelt und den Altar damit geschmückt.“
Darcy griff nach den Händen der alten Frau. „O Winnie, ich kann es kaum abwarten, den Altar zu bewundern.“
Geoffrey zwinkerte Miss Mellon zu. „Ich muss sagen, dass der Altar nie schöner ausgesehen hat. Wie du das gemacht hast, ist einfach wundervoll, meine Liebe.“
Bei der vertraulichen Anrede verstummten die Familienmitglieder und sahen den alten Seefahrer erstaunt an. Die drei Schwestern tauschten ahnungsvolle Blicke.
Schließlich war es Darcy, die mit einem schelmischen Lächeln fragte: „Kann es sein, Großvater, dass dein kleiner Versprecher eben bedeutet, dass dich mehr als Freundschaft mit unserer guten Winnie verbindet?“
Der alte Kapitän setzte die Miene eines verschlagenen Freibeuters auf, als er Miss Mellons Hand ergriff. „Ja. Ich hätte nie geglaubt, dass ich so etwas sagen würde. Aber jetzt, da die Zukunft meiner Enkelinnen gesichert ist, denke ich, dass wir an der Reihe sind. Ich habe Winnie gefragt, ob sie meine Gemahlin werden möchte. Und sie hat bereitwillig zugestimmt.“
„O Winnie.“ Die drei Schwestern umarmten und küssten ihr altes Kindermädchen, bevor sie ihrem Großvater von Herzen gratulierten.
In diesem Augenblick betraten Riordan und Kane den Raum und wurden sogleich von der freudigen Nachricht unterrichtet. Herzlich gratulierten die beiden dem alten Paar.
Nachdem er Kapitän Lambert seine Glückwünsche übermittelt hatte, nahm Riordan die Hand seiner Frau und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Ambrosia nickte und schaute dann mit feuchten Augen in die Runde.
Riordan räusperte sich. „Ich denke, dies ist genau der Augenblick, um euch etwas mitzuteilen. Ambrosia und ich erwarten einen kleinen Seefahrer, der sich in den Stammbaum einreihen wird.“ Seine Augen leuchteten, und liebevoll nahm er seine Gemahlin in den Arm.
Bei dieser
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