Historical Lords & Ladies Band 40
diese Aufgabe zu erfüllen.“
„Um Himmels willen, ich bin fünfundzwanzig!“, protestierte sie.
„Noch nicht ganz.“
Ungeduldig runzelte sie die Stirn. „Was machen ein paar Wochen schon aus?“
Nun erlosch sein Lächeln. „Ein paar Tage können das Leben eines Menschen verändern, Megan. Vielleicht wirst du in wenigen Wochen heiraten.“
„Unsinn! Ich habe nicht vor, in absehbarer Zukunft zu heiraten – oder überhaupt. Selbst wenn es anders wäre, meine Schwester Charlotte würde sehr gern für Sophie sorgen.“
„An deine Schwester erinnere ich mich nur vage. Sie ist ein paar Jahre älter als ich. Wenn ich mich recht entsinne, verließ sie vor etwa zwanzig Jahren deine Familie, um Henry Pemberton zu heiraten. Ich kenne sie nicht gut genug, um mir eine Meinung zu bilden. Und so muss ich dich fragen, Megan – traust du ihr zu, ein junges Mädchen zu betreuen? Und wenn du eines Tages ausziehst – wäre Sophie dann immer noch glücklich in diesem Haus?“
Wie gern würde sie beide Fragen entschieden bejahen … Aber sie müsste lügen, und das würde Christian merken. Zweifellos hatte ihr Bruder ausführlich mit ihm über Sophies Zukunft diskutiert. Um seinem prüfenden Blick auszuweichen, erhob sie sich ihrerseits und ging zum Fenster. Nein, es wäre sinnlos, die Tatsachen zu bestreiten. Seit Charlottes Mann vor acht Jahren gestorben war, führte sie ein sehr zurückgezogenes Leben. Sie hatte einen kleinen Freundeskreis. Aber meistens fühlte sie sich in ihrer eigenen Gesellschaft am wohlsten. Stundenlang saß sie im Salon, beschäftigte sich mit einer Handarbeit oder las ein Buch. Sie ging fast nie spazieren. Und sie gab nur Gesellschaften, wenn Megan sie dazu drängte. Zweifellos würde sich ein junges Mädchen an Charlottes Seite langweilen.
Und so liebevoll sie auch für ihre Nichte sorgte – Sophie wandte sich instinktiv an die jüngere Tante, wenn sie Trost oder Rat suchte.
„Nein“, gab sie schließlich zu, „ohne mich wäre Sophie nicht glücklich in diesem Haus. Aber wie gesagt, ich möchte Somerset nicht verlassen, und so …“
„Sei nicht albern!“ Wieder fiel er ihr ins Wort. Erstaunt über seinen scharfen Ton, drehte sie sich zu ihm um. „Niemand weiß, was die Zukunft bringen mag. Über Nacht kann sich das Leben eines Menschen drastisch ändern.“
Langsam stand er auf und schlenderte zu ihr. Erst jetzt wurde ihr wieder bewusst, wie klein sie sich an seiner Seite stets gefühlt hatte. Doch sie ließ sich nicht von seiner Größe und den breiten Schultern einschüchtern. Entschlossen hob sie das Kinn.
„Sicher muss ich dich nicht auf den reizvollen Anblick hinweisen, den du bietest – wenn es mir auch missfällt, dass du dich wie eine Krähe kleidest.“
„Also wirklich …“, begann sie empört.
„Charles würde deine Trauerkleidung missbilligen“, fuhr er fort, ohne ihren Einwand zu beachten. „Und es wäre ihm gewiss nicht recht, wenn du deine Zukunft seiner Tochter opfern würdest. Das hast du lange genug getan, und es muss ein Ende finden. Dafür werde ich sorgen.“
Durfte sie ihren Ohren trauen? Wie konnte er es wagen, nach all den Jahren in ihr Leben zurückzukehren und ihr Vorschriften zu machen, als wäre er ihr Ehemann? Sie konnte sich nicht erinnern, je so wütend gewesen zu sein. Doch sie kam nicht mehr dazu, diesem unverschämten Mann eine passende Antwort zu geben. In diesem Augenblick schwang die Tür des Salons auf, und ihre Nichte trat ein, zögernd und schüchtern.
Sofort bezwang Megan ihren Zorn und schenkte dem Mädchen ein aufmunterndes Lächeln. „Komm doch näher, Sophie! Du musst deine Bekanntschaft mit Mr Blackmore erneuern.“
„Wahrscheinlich wirst du dich nicht an mich erinnern, Kind.“ Christian umfasste die kleine Hand, die Sophie ihm reichte. „Aber ich würde dich überall erkennen.“ Wohlwollend musterte er ihr goldblondes Haar, die hübsche Lockenfrisur, die zu einem jungen Mädchen passte. „Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich. Auch sie war eine schöne Frau.“ Als er sie erröten sah, verwandelte ein sanftes Lächeln seine harten Züge. „Ich mochte deine liebe Mama sehr gern. Und ich hoffe, wir beide werden ebenso gute Freunde.“
Hätte Megan das Phänomen nicht mit eigenen Augen beobachtet, sie würde es nicht geglaubt haben, dass sich ein Mann innerhalb weniger Sekunden so dramatisch verändern konnte. Aus einem gebieterischen Diktator war ein freundlicher Onkel geworden.
Er führte Sophie zum Sofa,
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