Historical Mylady Spezial Band 2
die Tür in den Gang zu nehmen. Stattdessen jagte er barfuß auf den Balkon hinaus, um mit einem Satz über das lächerlich niedrige Geländer zu springen und die Tür zu Juliets Zimmer aufzureißen, innerlich voller Angst, welcher Anblick sich ihm bieten würde.
Das Schlafzimmer wurde von einer einzigen Kerze erhellt, die auf dem Toilettentisch stand. Im Raum war nur ein Mensch anwesend.
Juliet.
Sie lag allein in der Mitte ihres Bettes, die Augen fest geschlossen, drückte die Bettdecke fest an die Brust und warf den Kopf auf dem Kissen unruhig hin und her.
Sebastian stand still neben dem Bett und sah auf sie herab. Sie schlief noch immer und war sich wahrscheinlich gar nicht bewusst, dass sie geschrien hatte.
Das lange Haar lag auf dem Kissen ausgebreitet wie ein schwarzer Vorhang, ihre Schultern waren bis auf die zwei dünnen weißen Träger ihres Seidennachthemds nackt, und ihre vollen Brüste waren deutlich unter dem zarten Stoff auszumachen.
Allmählich verließ Sebastian die innere Anspannung, während er Juliet betrachtete. Wie wunderschön sie aussah. Wie zerbrechlich. Wie unendlich …
„Nein!“, schrie sie plötzlich wieder, die Augen noch immer geschlossen, doch das Gesicht angstverzerrt. „Nicht! Bitte nicht!“ Sie setzte sich abrupt auf, riss die Augen auf und starrte geradeaus vor sich hin. „Ich flehe dich an!“, stöhnte sie gequält auf, vergrub das Gesicht in den Händen und brach in haltloses Schluchzen aus.
Ihre Verzweiflung war unerträglich. In jedem Fall mehr, als er, Sebastian, ertragen konnte!
Ohne zu überlegen, setzte er sich neben sie aufs Bett und nahm sie in die Arme. „Sie sind in Sicherheit, Juliet“, versicherte er ihr eindringlich. „Es ist niemand hier, der Ihnen etwas zuleide tun könnte.“ Er drückte sie noch fester und presste sie beschützend an sich.
Juliet erstarrte, als sie sich der nackten Haut an ihrer Wange bewusst wurde.
Die Arme eines Mannes umgaben sie wie Stahlbänder und hielten sie so fest, dass sie sich nicht rühren konnte.
Crestwood!
Er war hier. In ihrem Schlafzimmer. Und wenn er hier war, konnte das nur eins bedeuten!
Sie konnte es nicht ertragen. Nicht schon wieder. Nie wieder könnte sie reglos und stumm liegen bleiben, während er …
Nein, es konnte nicht Crestwood sein. Crestwood war tot!
Aber wer hielt sie dann in den Armen?
Die Haut, die Juliet an ihrer Wange spürte, war glatt und wies feste Muskeln auf, nicht zu vergleichen mit Crestwoods schlaffer Haut, an die sie sich gewöhnt hatte, da er nun einmal so viel älter als sie gewesen war. Und die Härchen, die diese Brust und den Bauch bedeckten, waren dunkel und weich, nicht grob und grau.
Ängstlich hob Juliet den Blick zu dem festen Kinn, dem wohlgeformten Mund, der langen, schmalen Nase, den hohen Wangenknochen, den honigbraunen Augen und dem dunklen, von goldblonden Strähnen durchzogenen Haar, das offen und zerzaust auf die breiten Schultern fiel.
„Lord St Claire!“, keuchte sie auf und versuchte, sich aus der Umarmung zu befreien. Doch er gab sie nicht frei. „Sie müssen mich loslassen, Mylord!“ Sie atmete flach und stoßweise.
„Warum?“ Seine Stimme klang tief und verführerisch im sonst so stillen Raum.
„Weil … weil Sie nicht hier sein sollten, Sebastian“, flüsterte sie unsicher. „Warum sind Sie gekommen?“ Sie lehnte sich leicht zurück, um ihm in das finster blickende Gesicht zu schauen.
Was für ein gut aussehendes Gesicht es doch war. So sündhaft, umwerfend attraktiv …
Ihm stockte der Atem, während er ihr in die dunkelgrünen Augen sah. „Sie erinnern sich nicht, oder?“
Sie schluckte mühsam. „Woran soll ich mich erinnern, Mylord?“
„Eben haben Sie mich Sebastian genannt“, betonte er ein wenig heiser. „Und ich bin hier, weil Sie im Schlaf laut geschrien haben und ich Sie hörte.“ Er sah, wie sie hastig den Blick senkte. „Wer hat Ihnen das angetan, Juliet? Wer hat Sie so sehr verletzt, dass Sie von Albträumen gequält werden und mitten in der Nacht aufschreien?“
Schon vorher war sie blass gewesen, jetzt wurde sie sogar noch bleicher. „Ich weiß nicht, was Sie meinen, Mylord.“
„Lügen Sie mich nicht an, Juliet“, warnte er sie heftig und packte sie bei den Oberarmen, als sie sich von ihm losmachen wollte. „War es Crestwood? Hat er Ihnen auf irgendeine Weise Angst gemacht? Ist es deswegen, dass Sie …?“ Er brach ab.
Verblüfft sah sie ihn an. „Dass ich was, Sebastian?“
Sie war so schön, so
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