Historical Mylady Spezial Band 2
schimmerte fast ebenso durchscheinend hell wie die Perlen in ihrem Haar.
„Ich rate dir, den Mund zuzumachen, Sebastian, bevor du noch anfängst zu sabbern und dir damit dein Halstuch ruinierst“, flüsterte Dolly ihm spöttisch zu. Gereizt runzelte er die Stirn, aber sie hatte recht. Er starrte Lady Boyd schon seit mehreren Minuten auf sehr unhöfliche Weise an.
Hatte außer Dolly jemand sein betontes Interesse bemerkt? Ein unauffälliger Blick auf die übrigen Gäste zeigte ihm allerdings, dass er nicht der Einzige war, der sich der Unhöflichkeit schuldig machte.
„Es wird Zeit, dass wir uns zu Tisch begeben“, teilte Dolly ihm mit, nachdem der Butler ihr von der Tür aus diskret ein Zeichen gegeben hatte. „Bancroft wird natürlich seine Mutter, die Dowager Countess, begleiten. Dürfte ich vorschlagen, dass du der Countess of Crestwood deinen Arm reichst, da ihr beide nebeneinander sitzen werdet?“
Sebastian war so sehr in Juliet Boyds Anblick vertieft gewesen, dass Dollys Vorschlag ihn für einen Moment etwas verwirrte. Aber nur für einen Moment. War er nicht der reiche Lord Sebastian St Claire, Bruder eines Dukes? Und wurde er nicht allgemein von allen weiblichen Mitgliedern des ton – ungeachtet ihres Alters – als die beste Partie dieser Saison angesehen, da seine beiden Brüder bereits vergeben waren?
Noch wichtiger war allerdings, dass er nur aus einem einzigen Grund hier war – um Juliet kennenzulernen. Worauf wartete er also?
Trotz des Geleitschutzes durch den Earl of Banford war Juliets Erscheinen im Salon genauso dramatisch verlaufen, wie sie befürchtet hatte.
Nach der anfänglichen bestürzten Stille hatten wenigstens die Damen ihre Gespräche wieder aufgenommen, in Form eines aufgeregten Flüsterns hinter vorgehaltenen Fächern. Die männlichen Gäste waren weniger schnell damit gewesen, ihre Überraschung zu verbergen, und fuhren einfach weiterhin fort, sie offen anzustarren.
Ein Mann im Besonderen …
Ein auf arrogante Weise attraktiver Mann, nach der letzten Mode gekleidet mit seiner schwarzen Abendkleidung, grauer Weste und schneeweißem Hemd. Es war derselbe Mann, mit dem Dolly Bancroft ein Gespräch begonnen hatte, als Juliet den Salon betrat. Derselbe Mann, der Juliet mit einem rätselhaften Ausdruck angeblickt hatte. Gegen ihren Willen fiel ihr auf, dass seine Augen von ungewohnt langen Wimpern umrahmt wurden und von der Farbe des samtigen Kognaks waren, den ihr Vater einst so gern getrunken hatte.
Mit der eisigen Verachtung des ton hatte sie gerechnet. Darauf war sie vorbereitet. Doch von einem Mann, den sie nicht einmal kannte und der ganz offensichtlich nicht mehr als ein oberflächlicher Verführer war, auf so vertrauliche Weise angegafft zu werden, gefiel ihr nicht. Es gefiel ihr ganz und gar nicht!
Schließlich verließ ihre Ruhe sie endgültig, als sie sah, wie Dolly diesen Mann am Arm packte und in ihre Richtung schubste. Sollte er sie etwa zu Tisch führen? Dabei sah Juliet ihm an, dass auch ihm, sosehr er sie vorher mit Blicken verschlungen hatte, diese Aussicht alles andere als angenehm war.
Unvermittelt ließ Juliet ihren Fächer aufschnappen und wandte dem Paar den Rücken zu, um den Earl in ein Gespräch zu ziehen. „Wie es scheint, haben wir trotz Ihrer Bemühungen einen Aufruhr unter den Gästen verursacht, Mylord“, brachte sie hervor. Die Demütigung, dass man einen Mann dazu zwingen musste, ihr den Arm zu reichen, wühlte sie bis ins Innerste auf.
So freundlich es Dolly Bancroft auch mit ihr meinte, Juliet wusste jetzt, sie hätte nicht kommen dürfen!
„Wären Sie so liebenswürdig, mich vorzustellen, Mylord?“
Ein heftiger Schauer überlief Juliet beim Klang dieser tiefen Stimme. Der Schauer wandelte sich in ein leises Zittern, als sie sich umdrehte und Dollys attraktiven Begleiter dicht vor sich stehen sah. Er blickte von seiner eindrucksvollen Höhe auf sie herab, aber der Ausdruck seiner Augen blieb hinter leicht gesenkten Lidern verborgen.
Doch Juliet wusste auch so, dass dieser Mann dieselbe Verachtung für sie empfand wie jeder andere Anwesende. Sie wollte gar nicht wissen, welchen Druck Dolly auf ihn ausgeübt hatte, damit er sich um die ‚Schwarze Witwe‘ kümmerte.
Bis zu diesem Moment hatte sie geglaubt, dass Dolly dem Earl of Banford treu ergeben war. Allerdings musste es mehr als einer schlichten Bitte bedurft haben, um diesen arroganten jungen Mann dazu zu überreden, sich ihr zuliebe mit der berüchtigten Countess of
Weitere Kostenlose Bücher