Historical Mylady Spezial Band 2
so sorgloses Liebesleben wie das Sebastian St Claires nur beneiden.
Beneiden, aber niemals nachahmen.
Natürlich war ihr nicht entgangen, dass viele verwitwete Damen ihres Alters ihre Freiheit von Gatten und ehelichen Verpflichtungen nutzten, um Affären zu genießen, die ihnen entweder erotische oder emotionale Befriedigung verschafften. Nach einem Leben mit Lord Edward Boyd, einem kalten, gnadenlosen Mann, verspürte Juliet weder das Verlangen nach dem einen noch nach dem anderen.
„… Gefallen daran finden, morgen mit mir eine Bootsfahrt auf den See zu unternehmen, Mylady?“
Verblüfft sah sie Lord St Claire an. „Verzeihung?“
Er lächelte über ihr offensichtliches Erstaunen. „Ich wollte nur wissen, ob es Ihnen gefallen würde, morgen eine Bootsfahrt mit mir zu unternehmen.“
Also tatsächlich das, was Juliet zu hören geglaubt hatte!
2. KAPITEL
O der vielleicht“, verbesserte Sebastian sich geschickt, als er ihren erschrockenen Gesichtsausdruck bemerkte, „ziehen Sie einen Spaziergang im Garten vor?“
Sie hatte die grünen Augen leicht zusammengekniffen, ihre innere Anspannung war fast spürbar. „Ich weiß nicht, welche Belohnung Dolly Ihnen versprochen hat, wenn Sie freundlich zu mir sind, Lord St Claire“, zischte sie leise, sodass weder ihr Gastgeber noch die übrigen Gäste sie hören konnten, „aber ich versichere Ihnen mit allem Nachdruck, dass ich persönlich solche Aufmerksamkeiten nicht zu schätzen weiß!“
So betroffen war Sebastian von ihrer Anschuldigung, dass er einen Moment lang kein Wort herausbrachte. Sie glaubte doch tatsächlich, er und Dolly seien Geliebte!
Die Zähne verärgert zusammengebissen, betrachtete er sie kühl. „Ich wiederum kann Ihnen versichern, Lady Boyd, dass Sie sich irren in Ihrer Vermutung, was meine ‚Freundschaft‘ mit Dolly angeht.“
Sie machte keinerlei Anstalten, sich von seiner Missbilligung einschüchtern zu lassen. „Ob ich mich nun irre oder nicht, die Aufmerksamkeiten, die Sie mir gezwungenermaßen erweisen, sind mir ausgesprochen unwillkommen.“
Nein, dieser Abend entwickelte sich ganz und gar nicht so, wie Sebastian ihn sich erhofft hatte!
Er war es einfach nicht gewohnt, dass man ihn derart herausforderte. Die St Claires hielten stets ihre Gefühle im Zaum, ob es sich nun um Belustigung, Langeweile oder Zorn handelte. Wie es allerdings aussah, schien das Sebastian nicht zu gelingen, wenn es um Lady Juliet Boyd ging.
Erst jetzt wurde ihm bewusst, was sie gesagt hatte, und die Wut verrauchte so schnell, wie sie gekommen war. „Die ich Ihnen gezwungenermaßen erweise?“, wiederholte er leise.
„Selbstverständlich“, bestätigte sie ärgerlich. „Glauben Sie, ich hätte den Ausdruck des Widerwillens auf Ihrem Gesicht nicht bemerkt, als ich vorhin den Salon betrat?“
Widerwillen? Sebastian erinnerte sich, dass er von ihrer außerordentlichen Schönheit überwältigt gewesen war. Aber Widerwillen? Niemals!
Er schüttelte den Kopf. „Sie irren sich, Mylady.“
„Das glaube ich nicht.“
„Nennen Sie mich einen Lügner?“ Seine Stimme klang trügerisch sanft.
„Ich sage nur, was ich sah“, beharrte sie.
„Was Sie zu sehen glaubten “, verbesserte er sie entschlossen. „Kann ich Ihren Bemerkungen also entnehmen, dass Sie es vorzögen, nicht mit mir im Garten spazieren zu gehen?“, fügte er trocken hinzu.
Die Countess betrachtete ihn nachdenklich mit ihren faszinierenden grünen Augen. „Ich zöge es vor, Mylord, wenn Sie mich in Ruhe ließen“, sagte sie schließlich. „Mein Entschluss, herzukommen, war ein großer Fehler. Ich überlege ernsthaft, mich zu entschuldigen und morgen bereits wieder abzureisen.“
Da Sebastian sich nur auf die lästige Sommergesellschaft eingelassen hatte, um diese Frau zu verführen, hatte er gewiss nicht die Absicht, sie so schnell davonkommen zu lassen!
„Sind Sie nicht ein wenig zu voreilig, Lady Boyd?“, sagte er liebenswürdig schmeichelnd. „Dolly erzählte mir, dies sei das erste Mal, dass Sie wieder in Gesellschaft gehen, seit Ihr Trauerjahr vorüber ist. Stimmt das?“
Nach diesem unangenehmen Abend würde es sehr wahrscheinlich auch das letzte Mal sein!
Sie mochte Dolly ausgesprochen gern, und ihre erfrischende Art, die nichts mit der steifen Förmlichkeit der guten Gesellschaft gemein hatte, war Juliet sehr sympathisch. Falls ihre Gastgeberin allerdings glaubte, sie würde ihr einen Gefallen tun, indem sie ihr einen ihrer Liebhaber zur Verfügung stellte,
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