Historical Platin Band 04
richtig gehört? Du hasst sie doch! Du hast den Tag verflucht, an dem du sie zum ersten Male sahst. Sie ist eine MacKendrick, Micheil! Und dennoch bist du bereit, dein Leben für sie hinzugeben? Sie hat dich betrogen. Hast du das schon vergessen?“
„Sie verbreitet Lügen über unsere Schwester“, schaltete David sich ein. „Das hat sie getan, nicht wahr, Liam? Micheil will den Gerüchten nicht glauben. Du hingegen weißt Bescheid. Auch Seana kennt die Wahrheit, Micheil. Ich habe das in einem Gesicht gesehen.“
„Auch ich kenne die Wahrheit“, erwiderte Micheil hart. „Ich habe gesehen, wie es um Bridget stand, in jener Nacht, da ich sie, geschunden und blutend, in die Halle trug. Aus ihrem Mund habe ich den Namen des Mannes vernommen, der sie misshandelt und dem Tod überlassen hat. Aber ich bin bereit, deine Geschichte zu hören. Ich schwöre, dass ich dir alles geben werde, was du haben willst, sofern du Seana nun freilässt.“
„Warum?“, fragte David boshaft. Er bedauerte beinahe, was James und er dem älteren Bruder antun mussten. „Verrate James und mir, warum du Seana das Leben bewahren willst? Sie ist nur eine Metze.“
„Sie gehört mir!“
„Das ist ein Irrtum! Im Moment ist sie in James’ und meiner Gewalt.“
„Sie ist die Meine!“, sagte Micheil verzweifelt und begriff nicht, was die Brüder von ihm wollten. Seana war aschfahl und konnte sich sichtlich kaum noch auf den Beinen halten. „Sie ist mir versprochen!“, setzte er nachdrücklich hinzu.
„Was meinst du dazu, James? Reicht diese Begründung, um sie freizulassen?“
„Mir genügt dieser Hinweis nicht. Du musst bessere Argumente bringen, Micheil. Sie ist hübsch, das kann ich nicht abstreiten, doch Schottland ist voll von solchen reizvollen Weibern. Keine dieser Frauen ist jedoch in letzter Zeit niedergekommen.“
„Ich sagte dir, Seana gehört mir“, wiederholte Micheil. „Sie ist meine andere Hälfte. Meuchele sie und bring mich mit dem nächsten Schwerthieb um. Ich liebe sie. Du darfst sie nicht töten, denn ich liebe sie.“ In dem Moment, da die Brüder sie freigaben, lief er zu ihr und zog sie in die Arme. Im nächsten Augenblick schwanden ihr die Sinne.
Unterstützt von Siward MacNeice und Calum MacAlret wankte Liam zum Schwager. „So du meine Schwester liebst“, sagte er eindringlich, „musst du das Kind suchen. Sie ist vor Kummer außer sich, und das kaum sieben Tage nach der Niederkunft. Wir haben überall auf meinem Hausgut nach dem Knaben geforscht, indes keine Spur von der Schlampe gefunden, die es mitgenommen und Seana dem Tod ausgeliefert hat.“
„Was redest du?“, fragte James betroffen und saß ab.
Auch David schwang sich aus dem Sattel.
„Einen Tag nach der Geburt des Jungen habe ich die Leiche meiner alten Magd Ethwinn am Fuß der Klippen beim Meer gefunden“, antwortete Liam. „Natürlich wäre es möglich gewesen, dass sie gestürzt ist. Andererseits bin ich überzeugt, dass meine Dienerin Maille sie hinuntergestoßen hat. Maille war bei meiner Schwester, als die Wehen einsetzten, und hat ihr bei der Entbindung geholfen. Ich bin fortgeritten, und bei meiner Rückkehr habe ich Maille nicht mehr angetroffen. Sie ist mit dem Kind verschwunden. Seana weiß, dass es lebend das Licht der Welt erblickt hat. Sie sah es und hörte es greinen. Sie schrie, als es ihr weggenommen wurde.“
Sie stöhnte, schlug die bleiernen Lider auf und schaute Micheil an. „Für mich hättest du dein Leben gegeben?“, flüsterte sie.
„Ohne dich kann ich nicht leben.“
„Ich wollte unseren Spross schützen“, sagte sie leise. „Ich habe mich gegen Maille gewehrt. Ich wollte nicht, dass sie mir das Neugeborene nimmt. Aber ich hatte nicht die Kraft, sie daran zu hindern.“
„Ganz ruhig, Seana. Wir werden es finden. Das gelobe ich dir.“ Micheil küsste ihr die Tränen von den Wangen und senkte dann den Kopf, damit niemand sah, dass auch er weinte. Seana hatte geäußert, keine Kraft mehr gehabt zu haben, jedoch mutig um das gekämpft, was ihr das Liebste war. Er musste sich Vorwürfe machen, weil er nicht bei ihr gewesen war und ihr sowie dem Kind Schutz geboten hatte.
„Wo ist mein Bruder?“, fragte sie bang.
„Er wurde in den Palast gebracht“, antwortete James. „Seine Wunde muss versorgt werden, und deine auch, Micheil.“
„Ich möchte dein Wort haben, Micheil, dass du in Frieden die Hofstube betrittst“, bat Seana. „Ich liebe dich, und da du mir deine Liebe gestanden hast,
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