Historical Platin Band 04
…“
„Nichts können wir.“
Betha begann zu weinen, und Meradyce nahm beide Kinder in die Arme.
Unterdessen befanden sich alle Wikinger im Schiff, saßen auf ihren Bänken und warteten. Mit einer kleinen Truhe unter dem Arm sprang der große blonde Krieger jetzt ebenfalls an Bord. Auf seinen Befehl hin setzte sich das Schiff zur Flussmitte hin in Bewegung. Er selbst stellte sich im Bug neben den riesigen Drachenkopf, und sein muskulöser Körper folgte den Bewegungen des Schiffs, als wäre er ein Teil von ihm.
Meradyce wandte sich ab. Die Kinder dicht an sich gepresst, schaute sie zu den Flammen am Ufer hinüber, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
„Heilige Mutter! Seht nur!“
Kendrics Blick folgte der Richtung, in die der Mann wies. Am Horizont, dort, wo die Ansiedlung lag, stiegen schwarze Rauchfahnen in den morgengrauen Himmel. Mit einem lauten Schrei hob der Sachsenthan den Arm und bedeutete seinen Mannen, ihm nachzufolgen. Er selbst trieb sein Pferd zum Galopp an und hatte große Mühe, sich das Lächeln zu versagen.
Als er seinen Leuten befohlen hatte, ihn zu den Rinderherden zu begleiten, um sie vom Dorf wegzulocken, hatten alle geglaubt, so kurz vor Wintereinbruch würden sich die Wikinger nicht mehr so weit in das Land der Sachsen hineinwagen. Und normalerweise wäre das auch der Fall gewesen. Es hatte ihn nämlich mehr Geld gekostet, als ihm lieb war, um den Wikingerhäuptling zur Durchführung dieses Raubzuges zu bewegen. Allerdings hätte Kendric noch viel mehr bezahlt, wenn er nur Ludella los wurde.
Bei niemandem würde der Verdacht aufkommen, er selbst könnte etwas mit dieser Sache zu tun haben, und ganz bestimmt würde niemand ahnen, dass er diesen Überfall schon seit Monaten vorausgeplant hatte, genauer gesagt, seit jenem Tag, an dem er dahintergekommen war, dass sich seine Gattin einen Liebhaber zugelegt hatte.
Als er den Ehebruch mit Orwin, einem seiner Krieger, entdeckte, hatte er zunächst die Absicht gehabt, Ludella zu ihrem Vater zurückzuschicken. Ihr Vater war jedoch ein mächtiger Eldermann und Mitglied der königlichen Ratsversammlung. Ludella ging ihrerseits sehr vorsichtig vor, und andererseits war es im Dorf ein offenes Geheimnis, dass ihr Gatte ein Auge für hübsche Mädchen hatte. Sicherlich würde sie ihren Vater nicht nur von ihrer Unschuld, sondern auch davon überzeugen, dass Kendric der Ungetreue war und den Eheschwur nicht respektierte.
Nicht zum ersten Mal fragte er sich jetzt, ob seine Gattin gesehen hatte, wie er nach der Geburt seiner Tochter Meradyce umarmte. Hatte seine Frau erraten, dass er der jungen Hebamme mehr als nur Dankbarkeit für ihre Dienste entgegenbrachte? War das der Grund dafür gewesen, dass sich Ludella einen Liebhaber genommen hatte?
Sicherlich nicht. Und Meradyce war es auch gar nicht bewusst, dass sich hinter seinem Verhalten mehr als nur reine Zuneigung verbarg. Außerdem wusste jedermann, dass sie ihre Keuschheit wie eine Rüstung trug. Man konnte sich kaum vorstellen, wie es einem Mann jemals gelingen sollte, die junge Frau in sein Bett zu locken.
Auf jeden Fall war er, Kendric, jetzt frei und konnte mit einem Eheversprechen um Meradyce werben. Er war davon überzeugt, dass das ihre Schranken niederreißen würde.
Nicht dass er sie tatsächlich zu ehelichen gedachte. Sie war schließlich nichts als eine Hebamme, wenn auch eine sehr geschickte. Nein, er würde sich eine reiche Frau aus einer mächtigen Familie suchen, bevor er wieder heiratete. Er war immerhin ein gut aussehender, wohlhabender Than, der eines Tages ganz gewiss zum Eldermann aufsteigen würde.
Jetzt musste er erst einmal einen Grund und eine Gelegenheit finden, Orwin zu töten. Ludella hatte sich natürlich ausgerechnet so einen ganz gewöhnlichen Kerl aussuchen müssen, was andererseits jedoch auch den Vorteil hatte, dass man sich seiner recht einfach entledigen konnte.
Die sächsischen Krieger hatten unterdessen den Hügel erreicht, von dem aus man die zerstörte Ansiedlung überblicken konnte. Kendric sah die sich darin umherbewegenden Menschen. Er hatte die Wikinger nicht dafür bezahlt, dass sie auch noch die Häuser zerstörten, doch dass sie es getan hatten, gereichte ihm zu größter Freude.
Schon seit Langem hatte er den ganzen Ort erneuern, widerstandsfähigere Gebäude und eine prächtigere Halle für sich selbst errichten lassen wollen. Die geizigen Kaufleute hatten dagegen immer protestiert; jetzt indessen blieb ihnen keine andere Wahl, als seinem
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