Historical Platin Band 04
doppelt so riskant für die Sachsen.
Kendric merkte, dass sich sein schöner Plan in eine Katastrophe verwandelt hatte: Seine Gemahlin lebte noch, fort war dagegen die Frau, die er liebte, und mit ihr waren auch seine Kinder verschwunden.
„Man wird sie alle töten!“, jammerte Ludella.
Da war Kendric anderer Meinung. Er wusste, dass sich Meradyce bei Betha und Adelar befand. Sie würde den Wikingern sagen, wessen Kinder sie entführt hatten, und dann würden die Barbaren wissen, was für eine kostbare Ware sie in Händen hatten, vorausgesetzt, die Kinder blieben unversehrt.
Welches Schicksal Meradyce beschieden war, konnte sich Kendric nur zu gut ausmalen. So schlimm es jedoch auch sein mochte, so trug es vielleicht dazu bei, dass seine Kinder unberührt blieben.
„Ich glaube nicht, dass man ihnen etwas antun wird“, erklärte er und strich sich den Bart. „Man wird sicherlich ein Lösegeld für sie verlangen. Wir werden zweifellos bald erfahren, wie viel man für ihre Herausgabe fordert.“
„Wie sollen wir das erfahren?“, fragte Ludella argwöhnisch. Kendric schalt sich im Stillen einen schwatzhaften Narren. Er durfte doch niemandem etwas von Selwyn verraten! Andererseits erwartete er, dass die Wikinger ihre Lösegeldforderung durch diesen überbringen lassen würden.
„Die Wikinger werden eine große Summe verlangen wollen, und für so viel Geld werden sie sich schon etwas einfallen lassen.“ Damit drehte er sich um und gab vor, aufmerksam einem seiner Soldaten zuzuhören. In Wirklichkeit wollte er nur nicht weiter mit seiner Frau reden müssen.
In seinem Kopf formte sich bereits ein Racheplan. Er wollte sich das beste Schiff bauen lassen, das je sächsische Gewässer befahren hatte, und dafür wäre er bereit, jeden Preis zu zahlen. Ferner wollte er Selwyn zwingen, ihm den genauen Standort der Wikingersiedlung zu verraten. Er wollte seine Mannen auf die Reise vorbereiten, und im Frühling würde er seine Kinder zurückholen. Und dann würde er Svend, diesen Wilden, für dessen Wortbruch zahlen lassen!
2. KAPITEL
Hätten sie sich nicht auf Björns bestem und von Lars gesteuertem Schiff befunden, würden sie sich wahrscheinlich alle schon in Ägirs Halle tief unten im Meer wiedergetroffen haben.
Die See ging hoch, und der aus Nord blasende Sturm war so frostig wie der Atem eines Eisriesen. Niemand war glücklicher als Einar, als sie in den Sund zwischen den vorgelagerten Inseln und der heimatlichen Küste einsegelten. Hier war das Wasser ruhiger, denn die Inseln verhielten sich wie eine Mole, die gegen die raue See schützte.
Noch glücklicher war er, als sie ihren heimatlichen Fjord kurz vor Nachteinbruch erreicht hatten. Einar atmete erleichtert auf und lächelte zu Lars hinüber.
Sein Freund, ebenfalls erschöpft von der Überfahrt, lächelte zurück. „Beim großen Thor, wie freue ich mich auf eine warme Mahlzeit und ein gutes Bier!“
Einar nickte und warf dann einen Blick auf die sächsische Frau. Sie hatte sich in einen Ledersack gewickelt, der tagsüber zur Aufbewahrung von Waren sowie Waffen und nachts als Schlafstatt diente. Einar glaubte nicht, dass die Frau schlief.
Wahrscheinlich hatte sie während der ganzen rauen Seereise überhaupt kein Auge zugetan, denn erstens fürchtete sie sich ganz offensichtlich vor ihm und seinen Männern, und zweitens waren die Kinder unterwegs fürchterlich seekrank geworden. Jetzt kuschelten sie sich unter seinem pelzgefütterten Umhang zusammen, den er ihnen während des Sturms überlassen hatte.
Auch nach dieser seiner Geste hatte die Frau immer das schöne Gesicht abgewandt, sobald er zu ihr schaute. Falls ihr alle diese Geschichten über Wikinger zu Ohren gekommen waren, fürchtete sie sich jetzt sicherlich davor, von ihm vergewaltigt zu werden.
Die anderen Krieger fragten sich inzwischen wahrscheinlich schon, weshalb er das bisher nicht getan hatte. Sie hielten nämlich die Vergewaltigung einer gefangenen Frau für einen amüsanten Sport und brüsteten sich immer mit ihren Kratzern und Bisswunden. Außerdem wurde behauptet, eine vergewaltigte Frau sei eine gehorsame Frau.
Einar dagegen zog Frauen vor, die ebenso wollüstig waren wie er selbst, doch diesmal war er versucht gewesen, die Gefangene zu nehmen, ob sie wollte oder nicht. Als der Sturm abgeklungen war, hatte er sich sogar gestattet, sich vorzustellen, die Sächsin würde ihn begehren und ihre Augen würden das deutlich verraten.
Solchen
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