Historical Platin Band 04
Gerichte vor. Einar war zur Jagd ausgeritten, denn der Tag war bemerkenswert warm. Die Sonne schien auf den verbliebenen Schnee und ließ den herannahenden Frühling ahnen.
Meradyce’ Leben war nie angenehmer und glücklicher gewesen – mit einer Ausnahme: Adelar war noch immer zu sehr in sich gekehrt. Er sprach kaum und lächelte nie.
Heute jedoch drehten sich Meradyce’ Gedanken einmal nicht um die bevorstehende Reise, die den Jungen in seine Heimat zurückführen sollte, und sie dachte im Moment auch nicht an sein düsteres Schweigen.
„Olva“, sagte sie ganz ungezwungen, „im nächsten Winter wird Endredi wahrscheinlich nicht in der Lage sein, dir allzu viel bei der Arbeit zu helfen.“
Olva hielt in ihrer Beschäftigung inne. „Nein? Weshalb denn nicht?“
Endredi stellte ihre Arbeit ebenfalls ein.
„Einar will sie doch nicht etwa mit irgendjemandem verheiraten, oder? Womöglich ohne mich zu fragen?“, verlangte Olva zu wissen.
„Und mich auch nicht?“, fügte Endredi leise hinzu.
„Nicht doch. Es ist nur … ich könnte auf ihre Hilfe angewiesen sein.“
Besorgt drehte sich Olva zu ihr um. „Bist du schon wieder krank?“
Meradyce schüttelte den Kopf und lächelte strahlend. „Ich glaube, ich bin schwanger.“
Olva stieß einen Freudenschrei aus und eilte zu Meradyce, um sie zu umarmen. Endredi lächelte herzlich und drückte sie liebevoll an sich, nachdem Olva sie endlich freigegeben hatte.
„Wann wird es so weit sein?“, erkundigte sich Olva.
„Ich bin noch nicht ganz sicher“, meinte Meradyce und versuchte, ganz ruhig und vernünftig zu bleiben. „Es ist noch zu früh, um es genau zu wissen. Sagt also Einar noch nichts. Ich will nicht, dass er enttäuscht wird.“
Olva stützte die Hände auf die Hüften. „Also, wenn nicht einmal du weißt, ob jemand schwanger ist …“
Meradyce musste lachen. Sie war sich ziemlich sicher, denn die Anzeichen sprachen dafür, doch es war wirklich noch zu früh, um es genau sagen zu können. Seit Tagen schon wollte sie es Einar erzählen, und es hatte ihr mehrmals auf der Zunge gelegen, ihre Gedanken zu verraten. Sie wusste jedoch, dass das nicht recht wäre, denn falls sie sich irrte, würde er furchtbar enttäuscht sein. Statt dies zu riskieren, hatte sie beschlossen, Olva und Endredi ihr Geheimnis anzuvertrauen.
„Ich werde wieder Großmutter!“, rief Olva vergnügt, und machte dann sofort ein furchtbar ernstes Gesicht. „Selbstverständlich bin ich eigentlich noch viel zu jung für so etwas.“
Alle drei kicherten wie kleine Mädchen.
„Was ist denn hier so witzig?“
Olva, Meradyce und Endredi drehten sich zur Tür um, durch die gerade Einar eintrat, und versuchten so auszusehen, als wäre überhaupt nichts von Wichtigkeit geschehen. Unglücklicherweise gelang ihnen das nicht, denn Olva erstickte fast an ihrem Lachen, und als sie schließlich losprustete, fiel Meradyce mit ein, und Endredi fing wieder zu kichern an.
„Seid ihr alle närrisch geworden?“ Einar legte die drei Kaninchen ab, die er gefangen und abgehäutet hatte. „Oder habt ihr euch zu sehr mit dem Weinfass beschäftigt?“
„Eine von uns hat sich mit etwas beschäftigt, doch um ein Weinfass handelte es sich dabei nicht“, erklärte Olva und blinzelte Meradyce weise zu.
Diese fand Olvas Äußerung richtig anstößig, doch sie musste trotzdem lächeln, besonders weil Einar so verwirrt in die Runde blickte.
Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Worüber redet ihr eigentlich?“
„Oh, nur über eine … Kleinigkeit.“
„Was?“
„Du wirst es schon noch früh genug erfahren“, meinte Olva leichthin.
„Also willst du es mir jetzt nicht erzählen, oder?“
Olva blickte ihn verschmitzt an. „Nein, mein Sohn.“
„Wie du willst. Dann werde ich jetzt gehen und euch eurem Frohsinn überlassen.“
Während er schmollend hinausstolzierte, flüsterte Meradyce: „Manchmal komme ich mir so vor, als hätte ich schon ein Kind.“
Die drei Frauen schauten sich an und brachen dann erst recht in Gelächter aus.
Einar ließ sich auf seinen Sessel in Svends Halle sinken. Meradyce war von Olvas Langhaus zurückgekehrt und hatte sich noch immer geweigert zu verraten, was vorhin so wahnsinnig komisch gewesen war; Einar befand sich also jetzt nicht gerade in der besten seiner Stimmungen.
„Was hast du, mein Sohn?“, erkundigte sich sein Vater und reichte ihm ein mit Bier gefülltes Trinkhorn. „Du machst ein Gesicht, als hättest du dich auf dein
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