Historical Saison Band 01: Ein Duke zum Fest der Liebe? / Eine pikante Weihnachtsüberraschung / Maskerade unterm Mistelzweig / Die Nacht der heimlichen Wünsche
gehen Sie hinauf zu Mama und versuchen Sie, sie ein wenig zu beruhigen“, sagte Melicent erschöpft. „Ich sage dem neuen Arzt, dass Mama ihn im Augenblick nicht empfangen kann. Vermutlich hat Dr. Abbott ihn schon vor Mamas Launen gewarnt, aber er wird sich sicher trotzdem ärgern, dass er den weiten Weg umsonst gemacht hat.“
Mrs. Lubbock stapfte die Treppe hinauf. Melicent erhob sich ein wenig steif und wischte sich die tintenbefleckten Finger an ihrem braunen Wollrock ab. Sie hatte keine Zeit mehr, ihr Erscheinungsbild im Spiegel zu überprüfen. Draußen auf dem Flur war es kalt. Im Winter heizten sie nur den Besuchersalon und Mrs. Durhams Schlafzimmer, in dem es oft ungesund stickig war. Der Rest des Hauses wirkte im Vergleich dazu wie eine Kühlkammer. In der Küche bekam Mrs. Lubbock Frostbeulen an den Händen. Melicent stellte bei der Arbeit ihre Füße immer auf einen heißen Backstein, aber ihre Hände wurden trotzdem manchmal so kalt, dass sie nicht mehr schreiben konnte.
Sie öffnete die Haustür. Ein Schwall kalter Luft wirbelte Pulverschnee herein. Das Wetter ist sogar noch schlimmer, als ich angenommen habe, dachte Melicent. Über den Dächern von Peacock Oak ballten sich düstere graue Wolken.
Sie konnte den Gentleman kaum erkennen, der im Schatten des Vorbaus stand, sah nur, dass er sehr groß und breitschultrig war. Der Wind fuhr ihr boshaft um die Knöchel und ließ sie zusammenschaudern, und so machte sie rasch einen Schritt zur Seite, um den Herrn eintreten zu lassen.
„Bitte kommen Sie doch herein, Sir“, sagte sie. „Sie müssen Dr. Abbotts Neffe sein.
Danke, dass Sie so schnell gekommen sind, aber ich fürchte, Sie haben den Weg umsonst auf sich genommen. Mama möchte heute keinen Besuch empfangen.“ Es gelang ihr nicht ganz, ihre Ungeduld zu verbergen, obwohl sie sich größte Mühe gab.
„Es ist wirklich die Höhe, allen so viel Mühe zu machen, vor allem, wo sie doch weiß, dass wir es uns nicht leisten können zu bezahlen …“ Der Mann trat einen Schritt vor, und sie konnte ihn sich zum ersten Mal richtig ansehen. Einen langen, entsetzlichen Augenblick weigerte sie sich einfach, ihren Augen zu trauen.
„Sie sind ja gar nicht der Arzt“, sagte sie albern. „Sie sind …“ Ihre Stimme verklang.
Spöttisch hob der Gentleman eine Augenbraue und verneigte sich dann elegant.
„Dein Ehemann“, sagte er. „In der Tat.“
Wortlos starrte Melicent ihn an. „Alex …“
Vor Schreck drehte sich ihr der Magen um. Es war unglaublich. Sie konnte all die Fragen, die ihr durch den Kopf jagten, nicht einmal formulieren.
„Was willst du hier?“, erkundigte sie sich. Das schien ihr der beste Anfang.
Alex tat noch einen Schritt in die von Kerzenlicht erhellte Halle, und sie konnte erkennen, was zuvor in den Schatten verborgen gewesen war: das dichte braune Haar, die nachdenklichen dunklen Augen, die klaren, harten Linien seines Gesichts.
Er sah keinen Tag älter aus als damals, da sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte.
Seine Kleidung verriet immer noch exquisite und teure Schneiderkunst, seine ganze Person war von einer Aura der Autorität und Welterfahrenheit umgeben, die jahrelange Privilegien mit sich brachten. Neben seiner lässigen Eleganz hatte sie sich immer wie ein Bauerntrampel gefühlt. Heiße Scham überkam sie, als sie auf ihr graubraunes abgetragenes Kleid hinunterschaute.
„Dich sehen.“ Seine Stimme war tief und brachte in ihr zitternd eine Saite zum Erklingen. „Ich fand, dass wir schon zu lang voneinander getrennt sind.“ Aufmerksam betrachtete er sie. „Schön siehst du aus, Melicent.“
Es raubte ihr den Atem, während ihr Verstand gleichzeitig protestierte, das könne doch nicht sein. Hitzeschauer überliefen sie, wie sie da seinem verstörend intimen und lässigen Blick preisgegeben war. Er wirkte zu männlich, zu imposant für das öde, düstere Landhaus. Nervös presste Melicent die Hände zusammen, und dabei fiel ihr Blick auf ihre fleckige, ausgefranste Schürze. Die sinnliche Erregung machte tiefer Verlegenheit Platz. Egal, was er sagte, sie wusste, dass sie erschöpft und müde aussah. Schlimmer noch, sie hatte unbewusst gewisse Details über die Hypochondrie ihrer Mutter ausgeplaudert, ihre eigene Ungeduld und ihre angespannten finanziellen Verhältnisse. Und das, bevor er noch richtig zur Tür herein war.
„Du hättest uns von deinem Besuch benachrichtigen sollen.“ Sie widerstand der Versuchung, die Hände an die heißen Wangen zu
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